Eigenheim, ade?
„Ich werd’ mir eh nie Eigentum leisten können.“ Ernüchternd. Genau das ist die Erkenntnis, die zum Teil in der Gesellschaft angekommen ist. Sei es durch das dafür benötigte Eigenkapitel, die variablen Zinsen oder die generell hohen Immobilienpreise.
„Die Perspektive, sich keine Eigentumswohnung kaufen oder kein Haus bauen zu können, die macht schon was mit den Leuten.“ Als Vorstandsvorsitzender der HYPO Oberösterreich weiß Klaus Kumpfmüller, dass vor allem junge Menschen zu kämpfen haben. Kurz nach der Begrüßung in seinem Büro in der Linzer Innenstadt legt er eine Skizze auf den Tisch. Darauf abgebildet: ein Rechenbeispiel über einen Fixzinskredit. Eines von August 2021, das andere von 2023, also nur zwei Jahre später. Selbe Laufzeit, Rückzahlungsrate und in etwa dieselbe Gesamtkreditbelastung. Einzig in der Spalte „Zinssatz p.a.“ ist ein deutlicher Unterschied ersichtlich. „Und wenn Sie genau hinsehen, sinkt allein dadurch der Nettokreditbetrag um fast ein Drittel. Bei sonst gleichbleibenden Konditionen …“ Plötzlich ereilt auch mich selbst die Befürchtung, dass Eigentum unleistbar werden könnte. „Wollen wir darüber reden?“ Unbedingt.
Studien zufolge wünschen sich junge Menschen neben Klimaschutzpolitik und krisensicheren Arbeitsplätzen vor allem eines: in einem Einfamilienhaus oder einer Eigentumswohnung zu leben. Ist das noch realistisch?
Klaus Kumpfmüller: Es ist sehr viel schwieriger geworden, sich diesen Traum tatsächlich zu erfüllen. Von 2012 bis 2022 waren wir gewissermaßen „verwöhnt“ – das heißt, es waren Kredite mit hohen Volumina und geringen Rückzahlungsbelastungen möglich, weil Zinsen kaum vorhanden waren. Doch diese Zeiten sind jetzt vorbei. Zuletzt entwickelte sich der Markt in die Richtung, dass kleiner oder schrittweise gebaut wird. Also dass nicht direkt das gesamte Haus, inklusive Swimmingpool und Gartengestaltung, direkt realisiert wird, sondern nach und nach. So wie es auch unsere Elterngeneration meist gemacht hat.
Dennoch gibt es unter ihnen auch einige, die vor allem im Hier und Jetzt leben, da sie in Vorsorgen und Sparen zum Teil keine Perspektive sehen. Bereitet Ihnen diese Denkweise Sorgen?
Klaus Kumpfmüller: Es beunruhigt mich, ich mache den jungen Menschen aber keinen Vorwurf. Wir müssen gesellschaftspolitische Antworten finden, wenn der Vorsorgegedanke weiter in den Hintergrund rückt. Etwa, indem man auf die wirtschaftlichen Entwicklungen mit den richtigen Förderinstrumenten reagiert. Wir arbeiten deshalb eng mit dem Land Oberösterreich zusammen, um die Wohnbauförderung attraktiv weiterzuentwickeln.
Ebenso wie das Wohnen selbst gestaltet sich auch die zugehörige Finanzierung individuell. Was sind die Voraussetzungen für gute, maßgeschneiderte Lösungen?
Klaus Kumpfmüller: Unsere Rolle als Beraterbank ist es, die Problemstellungen unserer Kund:innen gemeinsam mit ihnen anzupacken, Möglichkeiten aufzuzeigen und einen realisierbaren Plan zu erstellen. Dank langjähriger Expertise und unseres Know-hows rund um Fördermöglichkeiten gestalten wir Finanzierungen bedarfsorientiert und individuell so günstig wie möglich.
Gemeinsam mit dem Land OÖ bieten Sie die Abwicklung des Eigenheim-Förderungsdarlehens komplett digital an. Welchen Mehrwert schaffen Sie dadurch?
Klaus Kumpfmüller: Wir dürfen diese exklusiv abwickeln und haben den gesamten Prozess digitalisiert. Sprich, wer vom Land Oberösterreich eine Förderzusage erhält, muss nicht mehr zwingend in eine unserer Filialen kommen. Dank einer digitalen, webbasierten Plattform eines externen Softwareanbieters lässt sich der gesamte Prozess, wenn alles gut läuft, innerhalb von 20 Minuten elektronisch abwickeln – bis hin zur Unterschrift. Das ist eine große Erleichterung.
Die Schaffung neuen Wohnraums ist die eine Seite, die nachhaltige Sanierung bestehender Gebäude die andere. Wie nehmen Sie hier Ihre Rolle wahr?
Klaus Kumpfmüller: Insbesondere in den letzten zwei Jahren – Stichwort Inflation und Energiepreise – hat sich viel getan. Seitdem sieht man etwa deutlich mehr Photovoltaikanlagen auf den Dächern. Der Bedarf hat sich gewandelt und diesem müssen wir gerecht werden. Das reicht von Leasingmodellen, etwa für Photovoltaikanlagen, bis hin zu maßgeschneiderten Finanzierungen für die energieeffiziente Sanierung von Gebäuden. Wir verfolgen hier einen ganzheitlichen Ansatz und bilden unsere Mitarbeitenden weiter, damit diese in den Kundengesprächen auch entscheidende Inputs geben können._
Wir brauchen gesellschaftspolitische Antworten, wenn der Vorsorgegedanke in den Hintergrund rückt.
Klaus Kumpfmüller
Vorstandsvorsitzender, HYPO Oberösterreich
Der aktuelle Beratungsschwerpunkt der HYPO OÖ
Prüfen, analysieren und Antworten geben – auf typische Fragen:
Ist ein Wohnprojekt in diesen Zeiten klug?
Wie viel Eigentum kann ich mir noch leisten?
Zahlt sich sanieren bei mir aus?
Ist klimaneutrales Wohnen möglich?
Kann eine Immobilie im Alter unabhängig machen?
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