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119Miso im SauerteigDas ist nur ein Beispiel daf%u00fcr, wie Gregor Wenter im Hotel Bad Sch%u00f6rgau Genuss mit Gesundheit verbindet %u2013%u00a0ohne, dass es jemand merkt. Das Tal der acht Millionen B%u00e4ume %u2013%u00a0so wird es gern genannt, das Sarntal. Jene Region, die man besuchen muss, wenn man das echte S%u00fcdtirol erleben m%u00f6chte. Unter einem dieser B%u00e4ume %u2013%u00a0einer 300 Jahre alten Kastanie %u2013%u00a0sitzt uns Gregor Wenter gegen%u00fcber. Und erkl%u00e4rt seinen Ansatz einer K%u00fcche, die gesundheitliche Aspekte integriert, ohne dabei den Genuss zu vernachl%u00e4ssigen oder die G%u00e4ste zu belehren. Changing without changing, nennt er es. Ein Konzept, das sich von g%u00e4ngigen Di%u00e4ttrends und Wellnessdogmen abhebt. Der K%u00f6rper als Kompass%u201eDie beste Investition in die eigene Gesundheit?%u201c Gregor lehnt sich zur%u00fcck, der Blick wandert %u00fcber die Berge. %u201eEin Umfeld schaffien, wo ich mich wohlf%u00fchle. Und dann das zweite Gehirn nicht vergessen.%u201c Das zweite Gehirn, das ist f%u00fcr ihn der Darm. Dort, wo Entscheidungen fallen, lange bevor der Verstand sie rationalisiert. Gregor ist jemand, der seinen K%u00f6rper lesen gelernt hat. Nach Jahren des Lernens, des Scheiterns, der Misserfolge, die ihn %u2013 wie er sagt %u2013%u00a0erst wirklich vorangebracht haben. %u201eIch lebe von Misserfolgen. Nur die bringen mich weiter.%u201c Fermentation statt FrustrationDas R%u00fcbenkraut ist ein Beispiel f%u00fcr Gregors Ansatz. Ein nahezu vergessenes Lebensmittel, das bereits zu Zeiten der Seefahrt zur Vitaminversorgung genutzt wurde. Dabei enth%u00e4lt es N%u00e4hrstoffie, die in der modernen Ern%u00e4hrung oft fehlen. Die Fermentation wurde f%u00fcr ihn 2018 zum Schwerpunkt, als er begann, intensiv mit Fermentationsprozessen zu experimentieren. Was folgte, war die Besch%u00e4ftigung mit Techniken, die vielen unbekannt sind: Wasserkulturen zur Geschmacksintensivierung, spezielle Milchs%u00e4ureg%u00e4rungen %u2026 %u201eTotal schr%u00e4ge Sachen%u201c, sagt er, %u201eaber sie funktionieren tats%u00e4chlich.%u201cLebendiges Essen f%u00fcr lebendige MenschenDas Problem der modernen K%u00fcche liegt f%u00fcr Gregor auf der Hand: %u201eDas Essen ist nicht mehr aktiv. Es lebt nicht mehr.%u201c Pasteurisierung, Sterilisation %u2013 sie t%u00f6ten mehr als nur Keime. Sie t%u00f6ten das Leben in der Nahrung. %u201eStell dir vor, du gehst in ein Haus, das perfekt durchdesignt ist, wo du aber nichts sp%u00fcrst, weil da kein Leben stattffndet.%u201c So funktioniere auch unser Magen-DarmSystem mit totem Essen. Die L%u00f6sung? Lebendige Bakterien und fermentierte Lebensmittel, die das Mikrobiom n%u00e4hren, statt es zu ignorieren.Im Hotel Bad Sch%u00f6rgau bemerken G%u00e4ste h%u00e4uffg nicht, dass ihre Mahlzeiten nach besonderen Gesichtspunkten zubereitet werden. Das ist gewollt. %u201eGesundes Essen hat leider den Ruf, dass es nicht gut schmeckt%u201c, erkl%u00e4rt Gregor. Also arbeitet er mit indirekten Methoden. Das hauseigene Brot zum Beispiel: 25 Stunden fermentiert, entwickelt es intensivere Aromen. Die Technik dahinter: Miso im Sauerteig, verl%u00e4ngerte Fermentationsprozesse, die Geschmack verst%u00e4rken. Und es bek%u00f6mmlicher machen. Das Ziel der Skalierung%u201eJe mehr Menschen wir bewegen k%u00f6nnen, umso weniger Schwierigkeiten haben wir zu bek%u00e4mpfen%u201c, beschreibt Gregor seine Vision einer erweiterten Reichweite. Das Konzept soll %u00fcber die Hotelgrenzen hinausreichen %u2013%u00a0G%u00e4ste sollen Techniken erlernen und zu Hause umsetzen k%u00f6nnen. Am Ende sei es eigentlich ganz einfach, sagt er: %u201eDas Leben einfach genie%u00dfen, sich wieder mit der Natur im Einklang bewegen, von der Natur lernen, die Ruhe sp%u00fcren.%u201c In seinem Hotel will er daher beweisen: %u201eGenuss muss nicht krank machen.%u201c Manchmal braucht es nur jemanden, der den Mut hat, beide Welten zu verbinden: Gesundheit und Genuss._

