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                                    74Warum ist Inklusion eine so wichtige Investition in die Zukunft?J%u00fcrgen Bockm%u00fcller: F%u00fcr mich ist Inklusion ein Akt der Fairness. Durch sie wird allen Menschen die M%u00f6glichkeit gegeben, ihre Talente und F%u00e4higkeiten zu zeigen und selbstbestimmt und wirtschaftlich unabh%u00e4ngig ihr Leben zu f%u00fchren. Inklusion ist aber ebenso eine Chance, den Fachkr%u00e4ftemangel zu bek%u00e4mpfen, indem Menschen mit Behinderungen verst%u00e4rkt als Potentialgruppe in den Fokus r%u00fccken. Je sichtbarer diese Menschen im Arbeitsleben werden, umso offener agiert die Gesellschaft ihnen gegen%u00fcber, baut Stigmata ab und wird langfristig zukunftsf%u00e4hig.Wie kann Inklusion im Arbeitsalltag gelingen?J%u00fcrgen Bockm%u00fcller: Das wichtigste Wort in diesem Zusammenhang ist f%u00fcr mich: Mut. Einerseits m%u00fcssen die Unternehmen den Mut haben, sich darauf einzulassen, Menschen mit Behinderungen zu besch%u00e4ftigen. Eine M%u00f6glichkeit dabei w%u00e4re, sogenanntes Jobcarving zu betreiben, also Jobprofile so aufzubrechen, dass sie zu den Kompetenzen einer Person passen. Andererseits m%u00fcssen die Menschen mit Behinderungen selbst mutig sein, an sich selbst und ihre F%u00e4higkeiten glauben und darauf vertrauen, dass sie am ersten Arbeitsmarkt Fu%u00df fassen k%u00f6nnen. Wer muss dazu an einem Strang ziehen?J%u00fcrgen Bockm%u00fcller: Zuerst die Unternehmen und die Menschen mit Behinderungen selbst, dann nat%u00fcrlich unsere gesamten Begleitstrukturen. Wesentlich sind auch das AMS mit seinen Qualifizierungsprojekten und das Land Ober%u00f6sterreich sowie jene Akteure, die Beratungsleistungen bieten, wie die Wirtschaftskammer und die Arbeiterkammer. Und zu guter Letzt die Politik, die den Rahmen f%u00fcr den gesamten Bereich stellt. Wie habt ihr es geschafft, zur Drehscheibe zum Thema berufliche Inklusion in Ober%u00f6sterreich zu werden?J%u00fcrgen Bockm%u00fcller: Der Erfolgsfaktor ist, dass wir sowohl Angebote haben, die sich an die Unternehmen richten, wie das NEBA Betriebsservice, als auch Angebote f%u00fcr die Menschen mit Behinderungen, wie die Arbeitsassistenz. Wir beauftragen Professionistinnen in beiden Bereichen, die von der Kooperation miteinander profitieren. Dar%u00fcber hinaus gibt es noch eine Vielzahl an personenbezogenen Angeboten, zum Beispiel die Berufsausbildungsassistenz, die Lehrlinge mit Behinderungen %u00fcber die gesamte Lehrzeit hinweg betreut. Was w%u00fcnschen Sie sich f%u00fcr das weitere Gelingen eures Auftrages von allen Seiten?J%u00fcrgen Bockm%u00fcller: Ich w%u00fcnsche mir weiterhin eine so gute Zusammenarbeit, Offenheit von Unternehmen, so wie sie viele bereits leben, und dass der einzelne Mensch im Mittelpunkt der Arbeit steht. Au%u00dferdem w%u00e4re es sch%u00f6n, wenn Menschen mit Behinderungen, vor allem jene mit nicht sichtbaren Beeintr%u00e4chtigungen wie psychischen Erkrankungen, keine Angst mehr davor haben m%u00fcssen, im Arbeitsalltag dar%u00fcber zu sprechen. Und besonders wichtig ist es, nicht %u00fcber die Menschen zu sprechen, sondern sie in Prozesse und Entscheidungen einzubinden._Die Besch%u00e4ftigungsrate von Menschen mit Behinderungen in %u00d6sterreich betr%u00e4gt 53 Prozent und liegt somit etwas unter dem EU-Schnitt. Das Sozialministeriumservice Ober%u00f6sterreich setzt sich f%u00fcr eine bessere Integration dieser Menschen in den ersten Arbeitsmarkt ein. Wir haben bei J%u00fcrgen Bockm%u00fcller, dem stellvertretenden Landesstellenleiter und Abteilungsleiter, nachgefragt, warum Inklusion ein wichtiges Puzzleteil einer zukunftsf%u00e4higen Gesellschaft ist und wer daf%u00fcr aller an einem Strang ziehen muss. Text Melanie KashoferFoto Antje WolmAlle(s) inklusiv?Menschen mit Behinderungen sollen im Arbeitsalltag offen dar%u00fcber sprechen k%u00f6nnen. J%u00fcrgen Bockm%u00fcllerstv. Landesstellenleiter und Abteilungsleiter, Sozialministeriumservice O%u00d6 WIEmacht ihr das?
                                
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