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Tauschen sich Frauen in der KPMG zu vorfinden, in dem sie sich dennoch
diesen Themen aus, um sich gegensei- beruflich engagieren können.
tig zu unterstützen?
Flexible Arbeitszeitmodelle LÖFFLER_Wir bauen gerade das so- Warum, glauben Sie, kommt es zu
dieser Rückwärtsbewegung?
werden von Männern genannte Network of Women auf, wo
genauso gewünscht, egal ob es darum geht, dass unsere Kollegin- LEHNER_Das ist eine gesellschaft-
nen auf verschiedenen Ebenen ihre
liche Entwicklung. Wir ermöglichen
wegen Familie, Freizeit oder Erfahrungen austauschen und auch unseren Kindern ein behütetes, ange-
Weiterbildung. ihre Wünsche sowie Bedürfnisse an- nehmes Leben in einem komfortablen
sprechen sollen. So können jüngere Umfeld. Das Herauskommen aus die-
HELGE LÖFFLER Mitarbeiterinnen zum Beispiel erfah- ser Komfortzone müssen wir schon
KPMG, Partner und ren, wie Gabi Lehner seinerzeit die bewusst unterstützen.
Standortleiter Linz Herausforderung Familie und Beruf
gemanagt hat. Oder wie Andrea Dob- SCHWARZ_Ich glaube auch, dass es
retsberger das mit zwei kleinen Kin- wichtig ist, unseren Kindern gewisse
dern organisiert. Und genauso wie Prinzipien näherzubringen. Dies fängt
ein kompetenter und fachlich sicherer. Lydia Schwarz das im administrativen bereits damit an, dass der Sohn zuhau-
Überhaupt geht es darum, Frausein Bereich erlebt. se genauso mithilft wie seine Schwes-
als Stärke zu verkaufen. ter und sie sich gegenseitig unterstüt-
Werden wir in 20 Jahren immer noch zen. Es geht darum, seinen Kindern
LEHNER_Das bringt es auf den Punkt. eine Gesprächsrunde zum Thema vorzuleben, wie man ein glückliches
Ich habe oft erlebt, dass Männer bei Frauenförderung abhalten? Oder ist das Familienleben und eine Karriere mitei-
einer anstehenden Herausforderung, Thema dann abgehakt und selbstver- nander verbinden kann._
diese einfach annehmen, überzeugt ständlich?
davon, dass sie eine Lösung finden wer-
den und sich danach erst überlegen, LEHNER_20 Jahre sind eine kurze Zeit
wie sie diese umsetzen können. Eine in dieser Entwicklung, wenn man be-
Frau hingegen zweifelt häufig, überlegt denkt, wie lange der Mensch in einer
erst einmal, ob sie wirklich in der Lage bestimmten Familien- und Gesell-
ist, das zu schaffen. Und erst, wenn sie schaftsstruktur schon existiert. Ich
sicher ist, dann sagt sie ja. Dann ist die befürchte, dass es dann nach wie vor
Chance aber möglicherweise bereits Maßnahmen braucht, um Frauen zu
weg. Wir müssen deshalb mehr Mut fördern. Es ist auch ganz wichtig, wie
haben zu sagen: Ich kann das! Auch wir die nächste Generation erziehen.
mit dem Mut zur Lücke. Da wünsche ich mir insbesondere,
dass es keine Rückwärtsbewegung
LÖFFLER_Ich wünsche mir, dass die gibt. Ich sehe nämlich, dass junge
Frauen ihre Wünsche artikulieren und Frauen um die 20 manchmal kaum
sagen: „Ja, ich kann mir vorstellen, in noch Ambitionen in Richtung Karriere
meiner Position mit Kindern weiter- haben, sondern den Fokus wieder auf
zuarbeiten, aber wir brauchen dazu Familie legen. Die Kombination finde
dieses und jenes Modell.“, oder: „Ich ich gut, aber sich nur auf eines zu kon-
möchte Partnerin werden, aber wir zentrieren, fände ich schade. Weil jetzt
müssen entsprechende Rahmenbe- schon vieles erarbeitet wurde, damit
dingungen schaffen, damit ich Beruf beides möglich ist. Das heißt, ich wün-
und Familie koordinieren kann.“ Das sche mir, dass sich die Rahmenbedin-
ist mein Wunsch, dass Frauen das in- gungen insgesamt positiv entwickeln,
tensiver artikulieren. Männer tun das sodass auch junge Frauen, denen Fa-
auch! (lacht) milie extrem wichtig ist, ein Umfeld
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