Page 31 - 2017_01_DIEMACHER
P. 31

REDAKTION_SEBASTIAN LUGER
            KREATIV DIREKTION_MARTIN ANDERL
            ILLUSTRATION_ALEXANDRA AUBÖCK
            FOTOGRAFIE_MARIO RIENER

            (WEIBLICHES) KARRIERE-



            SPRUNGBRETT JKU                                                          COVERSTORY





            Was haben die Geschäftsführerin von Spar Regio, die
            Bezirksvorstehende von „Frau in der Wirtschaft“ und die
            Vorstandsdirektorin der Linz AG gemeinsam? Genau! Alle drei
            sind Absolventinnen der Johannes Kepler Universität und die
            Karriereleiter hinaufgeklettert. Wie schafft man es als Frau in einer
            männerdominierten Wirtschaftswelt zu reüssieren?


            Iris  Grieshofer,  Geschäftsführerin  der   Authentisch gewinnt
            Spar   Regio-Kaffeerösterei,   Bettina
            Stelzer-Wögerer, Gastronomin und Be-  Mit Erfolg –  und zwar als Frau. Nicht als
            zirksvorsitzende von „Frau in der Wirt-  Frau, die versucht, wie ein Mann zu sein.
            schaft“  und  Jutta  Rinner,  Vorstandsdi-  „Ich sehe einen persönlichen Erfolgsfak-
            rektorin  der  Linz  AG  für  die  Ressorts   tor  darin,  auch  in  Führungspositionen
            Konzernservice  und  Verkehr,  wissen   ‚Frau’  zu  bleiben.  Frauen  haben  in  vie-
            wie es geht.                        len  Dingen  einen  anderen  Zugang  und  Wir haben sehr erfolgreiche
                                                Blickwinkel, sind emotionaler, intuitiver   Absolventinnen. An der
            Interessant und mutig               in  ihren  Entscheidungen  und  spüren   fehlenden Qualifikation kann
                                                zwischenmenschliche Töne oft besser“,
            Eine  Paradeformel  für  Erfolg  gibt  es   appelliert Stelzer-Wögerer an den weib-  es nicht liegen, dass Frauen
            nicht,  Selbstvertrauen  sei  jedoch  ein   lichen Stolz. Zudem warnt sie davor, bei   beruflich weniger erfolgreich
            wesentlicher Faktor, ist Bettina Stelzer-  der Doppelbelastung Familie und Beruf
            Wögerer  überzeugt:  „Frauen  müssen   nicht an seinen eigenen Erwartungen zu  sind als Männer. Ich sehe es
            Vertrauen in ihr Können und ihre Fähig-  zerbrechen:  „Vor  allem  Frauen  neigen   als zentrale Aufgabe der Kepler
            keiten haben und sich etwas zutrauen.“   dazu,  den  Maßstab  an  sich  selbst  sehr
            Eine  gute  Basis  für  ein  ausgeprägtes   hoch  anzulegen.  Das  erzeugt  zusätzli- Society, diese ,Role Model‘ noch
            Selbstvertrauen  und  den  nötigen  Mut,   chen Druck und man ist nur selten mit   stärker vor den Vorhang zu holen.
            sich  entsprechend  zu  präsentieren,  sei   sich  zufrieden.  Aus  eigener  Erfahrung
            ein  interessanter  Lebenslauf:  „Dieser   weiß ich, dass diese Umstände blockie-  JOHANNES PRACHER
            hilft beim Einstieg. Bei mir waren Spra-  ren  und  die  doppelte  Kraftanstrengung   Geschäftsführer, Kepler Society
            chen, Auslandsaufenthalte und Praktika,   verlangen.“_
            etwa  in  Paris,  Mailand  und  New  York,
            ausschlaggebend. Es braucht natürlich
            auch Mut, sich für eine Stelle zu bewer-
            ben, bei der die Berufserfahrung fehlt“,
            so  Iris  Grieshofer.  Auch  Jutta  Rinner   BILANZ
            sieht das berufliche (weibliche) Erfolgs-
            geheimnis  in  einer  Kombination  aus   Mehr Anfängerinnen als Absolventinnen_Während 1.312 Frauen,
            vielen  Faktoren:  „Für  mich  sind  diese   also 53 Prozent, im Wintersemester 2015 an der JKU ein Studium
            ein strukturiertes analytisches Arbeiten,   begonnen haben, schlossen im selben Vergleichszeitraum knapp
            Leistungs-  und  Einsatzbereitschaft  so-  48 Prozent der Frauen ihr Studium auch ab.
            wie  das  Vertrauen  in  die  eigenen  Kom-
            petenzen.“  Ein  wichtiger  Tipp  auf  dem   Die Luft nach oben wird dünn_Je höher der Bildungsgrad ist, desto
            Weg  in  Führungspositionen  sei  zudem,   geringer wird der Prozentsatz an Frauen. So haben im Jahr 2015 nur drei
            sich  bei  Jobwechseln  immer  auf  ange-  Frauen an der JKU habilitiert, während im Vergleich dazu elf Männern
            messene Art und Weise vom ehemaligen   eine neue Lehrbefugnis erteilt wurde. Interessanterweise fanden die drei
            Arbeitgeber zu verabschieden: „Wichtig   „weiblichen“ Habilitationen an der Technisch-Naturwissenschaftlichen
            ist:  Immer  fair  kündigen.  Ich  beispiels-  Fakultät statt, jener mit dem geringsten Frauenanteil.
            weise  wurde  drei  Jahre  nach  meiner
            Kündigung  bei  Spar  vom  dortigen  Vor-  Frauen studieren schneller als Männer_Während Frauen
            stand  gefragt,  ob  ich  die  Funktion  als   durchschnittlich 12,4 Semester benötigen, lassen sich die Männer
            Geschäftsführerin  von  Regio  Kaffee   mit 13,2 Semester mehr Zeit.
            übernehmen möchte und war dann die
            erste  Frau  im  Konzern  in  dieser  Füh-
            rungsebene“, so Grieshofer.            QUELLE_JKU Wissensbilanz 2015


                                                                                                                31
   26   27   28   29   30   31   32   33   34   35   36