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COVERSTORY

















      MEHR FRAUEN BRAUCHT


      DAS UNTERNEHMEN.



      ABER WIE? UND WARUM?





       Je höher die Ausbildung und berufliche Position einer Frau, desto weniger Kinder hat sie. Gleichzeitig
       schreit die Wirtschaft nach mehr Frauen in Führungspositionen. Was einerseits an deren Qualifizierung
       liegt, andererseits auch am immer stärker werdenden Wettbewerb um talentierte Mitarbeiter. Hm. Da
       stellt sich die Frage: Wer wird dann noch Kinder bekommen? Ist es eines Tages jenen Frauen vorbehalten,
       die entweder keine Karriere anstreben oder weniger qualifiziert sind für den Arbeitsmarkt?

                                          KPMG  ist  eines  jener  Unternehmen,   Eine  Gesprächsrunde  in  Vancouver.
                                          welche  ganz  bewusst  mehr  Frauen  in   Also  im  Meetingraum  „Vancouver“  am
                                          Entscheidungsfunktionen  haben  möch-  KPMG-Standort in Linz.
                                          ten.  Dabei  sind  es  schon  einige:  60
                                          Prozent  in  der  gesamten  Belegschaft,   Zwei Kinder und einen Beruf. Das haben
                                          in  der  Ebene  der  Senior  Manager  im-  Sie alle gemeinsam – aber wie unter-
                                          merhin 38 Prozent. Auf der Partnerebe-  schiedlich erleben Sie diese Situation?
                                          ne sind es plötzlich nur noch acht von
                                          insgesamt 68 Personen. „Daran sehen   DOBRETSBERGER_Wenn  ich  sagen
                                          wir,  dass  wir  offensichtlich  im  Laufe   würde,  es  ist  immer  alles  ganz  easy,
                                          ihrer Karriere sehr viele talentierte, en-  dann  wäre  das  nicht  richtig.  Meine
                                          gagierte  Frauen  verlieren“,  sagt  Hel-  Kinder  sind  knapp  drei  und  vierein-
                                          ge  Löffler,  Partner  und  Standortleiter   halb Jahre alt. Nach dem ersten Kind
                                          in  Linz.  Das  will  er  ändern.  Die  Rate   habe  ich  nach  ein  paar  Monaten  wie-
                                          der  Kinderlosigkeit  unter  berufstäti-  der  projektbezogen  gearbeitet,  nach
                                          gen Frauen müsse dadurch aber nicht   dem  zweiten  war  ich  in  Karenz,  habe
                                          gleichzeitig steigen. Man ist hier über-  aber in dieser Zeit die Ausbildung zur
                                          zeugt, dass Mütter und genauso Väter,   Steuerberaterin gemacht. Seit circa ei-
                                          die einen Teil der Verantwortung in der   nem Jahr arbeite ich 20 Stunden. Es ist
                                          Kindererziehung  übernehmen,  keine   genau die Kombination aus Beruf und
                                          schlechteren  Führungskräfte  sind.  Sie   Familie,  die  zwar  fordernd,  aber  sehr
                                          haben nur andere Bedürfnisse. Und ge-  bereichernd ist.
                                          nau diesen widmet sich KPMG verstärkt.
                                          Gabriele Lehner, Andrea Dobretsberger   LEHNER_Meine Kinder sind jetzt 20 und
                                          und  Lydia  Schwarz  zeigen,  wie  sie  die   23 Jahre alt, damit sind sie bereits sehr
       REDAKTION_SUSANNA WURM
       ILLUSTRATION_ALEXANDRA AUBÖCK      Herausforderung,  Beruf  und  Familie   selbstständig. Zuhause zu bleiben wäre
       FOTOGRAFIE_BRIGITA BEDE, KPMG      zu  vereinbaren,  tagtäglich  bewältigen.   nie  eine  Option  für  mich  gewesen,  ich


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