Möbel-Reichtum aus Oberösterreich
Heute gibt es fleischlos. Über 30 Gewürze stehen für die Zubereitung bereit. Der Mörser fürs Zerkleinern ist in die Arbeitsplatte integriert. Die frischen Kräuter wachsen in einem Kühlschrank-großen Kasten mitten in der Küche unter LED-Pflanzenleuchten und einem Ventilationssystem. Daneben die Getreidemühle mit einem Getreidespeicher, unsichtbar hinter einer Schranktür verbaut.
Das alles kann die VOOKING-Küche, eine Küche für Vegetarier. Die zwei Designer Stefan Radinger und Mario Zeppetzauer sehen in ihr die Zukunft des Kochens. Gemeinsam mit einem weiteren Designer, einem Tischler und einem Koch haben sie die „Modell-Küche“ für vegetarisches Kochen entwickelt und auf der Einrichtungsmesse imm cologne in Köln vorgestellt.
Radinger arbeitet für den oberösterreichischen Möbelhersteller Team 7, der das Projekt ebenfalls unterstützt und sich auch selbst wieder auf der Messe präsentiert hat. Mit der Messe ist man mehr als zufrieden, leicht sei es im Moment aber trotzdem nicht. „Euphorie wäre nicht angebracht, wir sind aber optimistisch, dass wir ein kleines Wachstum haben werden“, so der geschäftsführende Eigentümer Georg Emprechtinger. Der Jahresumsatz liege bei rund 80 Mio. Euro. „Viele Millionen Euro“ davon kommen von Abschlüssen auf der Messe, so Emprechtinger. Der Messeauftritt kostet aber auch dementsprechend: nämlich rund 700.000 Euro, noch ohne Möbel- und Personalkosten. 84 Prozent der Produkte exportiert Team 7. Trotz Rubelschwäche und Sanktionen wachse man in Russland und der Ukraine sehr stark. Die Sorge, dass der Markt von heute auf morgen wegbrechen könnte, sei aber groß.
Schon lange erfolgreich – nämlich heuer genau 120 Jahre – ist das Familienunternehmen ANREI aus Pabneukirchen. Kurt Reisinger führt das Unternehmen in vierter Generation. Auf der Messe spricht er über aktuelle Trends: „Vor fünf Jahren hieß es: Nie wieder Eiche! Jetzt erleben wir den Eichen-Relaunch“, so Reisinger, „genauso rustikal wie früher – mit Rissen und Ästen – aber viel heller.“ Außerdem sei Zirbenholz wieder sehr beliebt. Seinen Inhaltsstoffen wird eine sehr beruhigende Wirkung nachgesagt.
Patente „Made in Austria“
Nicht nur neue Trends, sondern auch eine Patentanmeldung, präsentiert der Polstermöbel-Hersteller Sedda aus Wallern auf der imm cologne. Sedda hat das weltweit erste Möbelstück mit Infrarot-Tiefenwärme entwickelt. „Es ist keine Sitzheizung. Erst wenn man sich draufsetzt, erwärmt sich die Sitzfläche an dieser Stelle nach 30 bis 40 Sekunden“, erklärt Geschäftsführer Roland Ragailler. Unter der Sitzfläche befinden sich Matten, die elektromagnetische Wellen erzeugen. Das Know-how dafür stamme aus dem Sport- und Krankenhausbereich, so Ragailler.
Joka aus Schwanenstadt wartet ebenfalls mit einer Patentanmeldung auf: eine Matratze mit Kaltschaumstegen. Die Stege werden per Hand miteinander verwebt. So bleiben die wieder in Mode gekommenen Boxspringbetten ganz ohne Metall, erklärt Geschäftsführerin Anna Kapsamer-Fellner. Im Gegensatz zu anderen oberösterreichischen Möbelherstellern, wie etwa Team 7, exportiert Joka nur 15 Prozent seiner Produkte.
Steinerne Küchen
Mit einer Naturstein-Kücheninsel hat STRASSER Steine aus St. Martin im Mühlkreis viel Aufsehen erregt. „Ich traue mich zu sagen, wir sind eines der Highlights auf der Messe“, so Geschäftsführer Johannes Artmayr, Man erhalte Anfragen aus der ganzen Welt, unter anderem Dubai, Großbritannien und Deutschland. Die Kücheninsel aus Naturstein mache Küchenherstellern aber keinesfalls Konkurrenz, sondern sei eine Ergänzung. Je nach Wunsch können in die Steininsel ein Spülbecken, Ceranfeld sowie Muldenlüfter integriert werden. Das Innenleben der Inseln, der Korpus, wird zugekauft. Besonders einzigartig an den Blocks sei, dass die Platten aus jeweils einem Stein hergestellt werden. Mit einem Endverbraucherpreis von 35.000 bis 64.000 Euro für einen vollausgestatteten Block ist das Produkt im High-End-Bereich angesiedelt. Mittelfristig sollen 300 Inseln jährlich verkauft werden, 25 bis 30 davon in Österreich.
Die oberösterreichischen Möbelhersteller machen auf der Messe deutlich, dass sie vor allem ins High-End-Segment drängen. In der hohen Qualität liege die einzige Chance, mit der internationalen Konkurrenz mitzuhalten und genug einzunehmen, um die in Österreich vergleichsweise hohen Lohnnebenkosten auszugleichen. „Reiche Chinesen kaufen Möbel von uns und fragen: Ist das eh nicht in China produziert worden?“, erzählt Emprechtinger von Team 7. Österreichs größte Stärke seien die Facharbeiter. Wirtschaftslandesrat Michael Strugl sieht aber genau hier eine Lücke aufgehen.
Knapp 50 Betriebe in Österreich gehören der Möbelindustrie an, 27 kommen aus Oberösterreich. Elf dieser 27 sind heuer auf der imm cologne vertreten. „Alleine diese elf beschäftigen zusammen rund 1700 Mitarbeiter und erzielten 2013 einen Gesamtumsatz von circa 220 Millionen Euro“, so Johannes Hanger, Obmann der Fachgruppe der Holzindustrie der WKOÖ.
Insgesamt sind auf der Kölner Einrichtungsmesse rund 1300 Aussteller aus 50 Ländern der Welt präsent. „Was die Messe in Köln ausmacht, ist, dass es noch eine reine Ordermesse ist. Anfang des Jahres bestücken die Einrichtungshäuser ihre Ausstellungen neu. Hier wird das Geschäft gemacht!“, so Hanger. Die Messe dauert noch bis Sonntag. Seit heute ist sie auch für Publikumsbesucher geöffnet.