Sozial trifft Wirtschaft
Und zwar mitten ins Herz, wenn man so will. Denn für die neue Landesrätin Getraud Jahn ist es eine Herzensangelegenheit, das Bewusstsein für die grosse Bedeutung der sozialen Bereiche für Oberösterreichs Wirtschaft zu schaffen. Seit Jänner 2014 ist Jahn für die Themen Soziales, Kinder- und Jugendhilfe, Integration und Tierschutz verantwortlich. Warum diese so eng mit der Wirtschaft verknüpft sind, das erzählt sie im Interview.
Josef Ackerl wäre überrascht, wenn er heute in sein ehemaliges Büro im Altstadt-Haus Nummer 30 kommen würde. Seine Nachfolgerin Gertraud Jahn hat hier einiges verändert. Statt der dunklen Vorhänge erhellen beige Seitenteile den Raum, am Boden ein riesiger Perserteppich, der sie an eine Marokko-Reise erinnert. An den Wänden drei Bilder, die sie vor kurzem bei einer Charity-Aktion ersteigert hat. Die neue Sozial-Landesrätin hat sich durchaus gemütlich eingerichtet in ihrem Büro. Wobei von Gemütlichkeit im Arbeitsalltag nicht viel übrig ist. „Man arbeitet fast ununterbrochen“, erzählt sie. Das Interview ist heute bereits ihr sechster Termin. Der ausgefüllte Arbeitsalltag scheint ihr aber nichts auszumachen, was vor allem daran liegt, dass sie ihre Aufgaben mit Leib und Seele ausführt. „Sehr viel von meiner Motivation beziehe ich aus der unmittelbaren Arbeit und privat mache ich täglich morgens meine fünf Tibeter und versuche einmal in der Woche zu walken – das macht den Kopf frei.“
Erfolgsfaktor Sozialstaat
Apropos Kopf. Der enge Zusammenhang zwischen sozialen Themen und der oberösterreichischen Wirtschaft sei in den meisten Köpfen noch nicht ange- kommen, so die 57-jährige Politikerin. „Hier gibt es immer wieder Diskussio- nen. Der Sozialstaat ist keine Belastung für die Wirtschaft, sondern vielmehr ein Erfolgsfaktor!“ Die Synthese erschließe sich erst auf den zweiten Blick: „Jedes Altenheim, jedes Behindertenwohn- heim, das wir bauen, schafft Arbeitsplätze. Alleine im Alten- und Pflegebereich sind 12.000 Menschen beschäftigt. Alles, was dort an Gehältern bezahlt wird, geht ja fast eins zu eins in die Wirtschaft zurück.“ Jahn möchte im Wirtschaftsbereich ein Umdenken forcieren: „Die Wirtschaft erarbeitet nicht alles für den Sozialbereich, sondern der Sozialbereich ist ein Teil dieser Wirtschaft“, so die Mauthausnerin, die an der JKU Linz Betriebswirtschaft studiert hat. Auch die Wertschätzung älterer Mitarbeiter und die Möglichkeit, gesund und fit das Pensionsalter zu erreichen, sei ein wichtiges Ziel. Österreich könne schließlich nie einen Wettbewerb über niedrigere Lohnkosten führen, sondern nur über Innovation, Forschung und Entwicklung, ist Jahn überzeugt.
Frauen in die Führung
Dass dieses Know-how gleichermaßen von Frauen und Männern eingebracht wird, auch das ist ein großes Anliegen der Landesrätin. Waren es im Jahr 2010 noch neun Prozent, so ist der Anteil weiblicher Führungskräfte in Oberösterreich 2013 auf fünf Prozent gesunken. Eine Tatsache, die Jahn schwer im Magen liegt. Sie plädiert für Quoten, Frauenförderpläne, Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen und Teilzeitmöglichkeiten, um Familie und Beruf besser vereinen zu können. Norwegen hat dabei für sie Vorbildfunktion: Dort ist per Gesetz geregelt, dass es in Aufsichtsräten der größten börsenotierten Unternehmen eine Frauenquote von 40 Prozent gibt. „Hätten wir mehr Frauen in Führungspositionen, wäre auch der Blick auf die Bedürfnisse von Frauen größer“, so Jahn. Sie selbst hat es bereits geschafft, Kind und Karriere gut zu vereinen. Die Mutter eines mittlerweile 21-jährigen Sohnes war die erste Clubobfrau in Oberösterreich und Aufsichtsratsmitglied bei verschiedenen Unternehmen. Jahrelang leitete sie die wirtschaftspolitische Abteilung der Arbeiterkammer und hat sich mit Wirtschaftsfragen umfangreich auseinandergesetzt. „Ich finde Führungsaufgaben enorm herausfordernd, aber ebenso befruchtend. Ich kann daher Frauen nur motivieren, solche Aufgaben anzustreben.“
Neben der Frauenquote hat Gertraud Jahn aber noch viele andere Pläne. „Was Josef Ackerl aufgebaut hat, möchte ich mit meinem kleinen, sehr feinen Team und eingeschränktem Budget bestmöglich weiterführen.“ Es gehe jetzt darum, die nächsten Schritte der Innovation zu setzen und nicht stehenzubleiben. Damit meint Jahn ganz konkret die Durchführung eines neuen Sozialberufe-Gesetzes, um gleichzeitig als Alten- und Behindertenbetreuer arbeiten zu können. Als Zusatz zum Pflegefonds nennt Jahn die Schaffung eines Behindertenfonds auf Bundesebene, der sich durch eine Wiedereinführung der Erbschafts- und Schenkungssteuer über eine Million Euro finanzieren soll. Den Zusammenhalt einer Gesellschaft hält sie für äußerst wichtig. „Das stärkt uns ja so in Österreich – dass die Menschen, die ganz unten angelangt sind, eine Unterstützung erhalten. Es gibt verschiedene Gründe, warum man obdachlos wird und Hilfe braucht.“ Unternehmen können ganz konkret an Beschäftigungsprojekten teilnehmen, die Menschen mit und ohne Beeinträchtigung wieder an den Arbeitsmarkt heranführen. Möglichst viele Betriebe zu finden, die bereit sind, so eine Person aufzunehmen, ist ihr ein großes Anliegen. Im Ge- genzug bietet sie diesen bereitwilligen Unternehmen Unterstützung an.
Dringenden Handlungsbedarf sieht die Landesrätin auch in der Altenbetreuung. „Wir haben derzeit zwar noch keinen Pflegenotstand, aber wir wissen, dass wir zunehmend Menschen ansprechen müssen, diese Ausbildungen zu machen, damit wir den künftigen Bedarfen Rechnung tragen können.“ Die Ausbildung der Altenbetreuungsschulen sowie der Fachhochschule sei ausgezeichnet, dennoch gibt sie zu bedenken, dass man für diesen Beruf nicht nur Interesse, sondern auch eine gewisse Berufung brauche. So wie auch die Aufgabe als Landesrätin Berufung sein muss,… denn der sechste Termin war heute noch lange nicht der letzte._
edanken.
Gertraud Jahn
Mein Arbeitsstil Vernetzt.
Immer eine Reise Wert Kroatien. Seit 20 Jahren fahre ich immer an denselben Platz – nach Rovinj.
Abschalten kann ich in meinem Wintergarten.
Soziale Gerechtigkeit: Märchen oder Vision? Eine erstrebenswerte Vision. Der Sozialstaat ist die größte Errungenschaft der Menschheit.
Wofür ich niemals Geld ausgeben würde
Da gibt es ganz viele Dinge: zum Beispiel ein elektrisches Messer.
Wie sozial ist OÖ im Vergleich zu anderen Bundesländern? Vorbildhaft.
Steckbrief
Geboren am 13. Jänner 1957
Familie Sohn Gregor, 21 Jahre
Freizeit Lesen und Sport
Studium BWL an der JKU Linz
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Susanna sagt … Bewegung
Ich schreibe gerade im Stehen. Das liegt an meiner Uhr. Die piepst und vibriert, wenn
ich zu lange in Sitzposition verweile. Eigentlich sollte ich im Gehen schreiben, denn von
den 10.000 Schritten bin ich wortwörtlich meilenweit entfernt. Super, dass uns die
Digitalisierung nun so wunderbare Innovationen gebracht hat, damit wir uns gesu?nder
verhalten. Oder? Physiotherapeut Gernot Schweizer sieht das nicht ganz so super. „Wir
werden immer digital dementer und digital gefu?hlloser“, warnt er. Und meint damit, dass
wir verlernt haben, auf unseren Körper zu hören. Dabei wu?sste der sehr genau, was wir
brauchen. Ja, das wu?ssten wir generell. Wir wu?ssten auch, dass unser Gesundheits- und
Pflegesystem dringend Veränderungen brauchen. An Konzepten wu?rde es auch gar nicht
mangeln. Aber solange es uns selbst nicht betrifft, bleiben wir mal lieber sitzen. Okay.
Fangen wir bei uns selbst an. Ich geh dann mal ein paar Schritte – bis zur Kaffeemaschine
(Die Uhr schweigt. Und meinen Körper bringe ich selbst zum Schweigen – denn der sagt
mir eigentlich, dass ich schon genug Tassen fu?r heute hatte.)
Melanie meint .. es soll „menscheln“
New Work – ein Buzzword, das mittlerweile fast
schon abgedroschen wirkt. Meint es nur Homeoffice
und neuartige Bu?rokonzepte, verfehlt es auch
seine eigentliche Intention: Die Arbeitswelten fu?r
alle so gestalten, dass wir uns entfalten können,
gleichberechtigte Teilhabemöglichkeiten haben
und den Puls der Zukunft fu?hlen. Ich persönlich
wu?nsche mir, dass es dabei „menschelt“ und wir
unsere individuellen Bedu?rfnisse an unsere Jobs
mit all dem in Einklang bringen können, was uns
als Gesellschaft voranbringt. Inspirationen gefällig?
Einfach weiterblättern und staunen!
David denkt … bunt statt schwarz-weiß, bitte!
Klimaschutz. Im Moment scheidet kaum ein Thema so sehr die Geister wie die
Diskussion um eine nachhaltige Lebensweise und auch daru?ber, was sie wirklich
bedeutet. Im Großen, auf der internationalen politischen Bu?hne. Wie auch im Kleinen,
wenn verschiedene Meinungen im Alltag aufeinander krachen. Etwa wenn Menschen,
die im Auto auf dem Weg zur Arbeit sind, schnell rotsehen, wenn „Klimakleber:innen“
mit ihrem gru?nen Ansinnen die Straße blockieren. Zu ernsthaften Kollisionen kam es
zum Glu?ck (noch) nicht – liegt wohl an den orangen Warnwesten –, dennoch sind sie
nur eine Frage der Zeit.
Doch eine lebenswerte Welt fu?r morgen entsteht nur dann, wenn entlang verhärteter
Konfliktlinien die Positionen verhandelbar bleiben – und zwar auf beiden Seiten. Wie
viele bunte Akzente wir in diesem schwarz-weißen Denken setzen wollen und können,
muss jede:r fu?r sich entscheiden. Statt uns selbst gru?n und blau zu ärgern, haben wir
uns dazu entschieden, genau dafu?r in diesem Kapitel einige Farbtupfen in Form von
Vorbildern, Meinungen und neuen Trends fu?r euch einzufangen. Viel Spaß beim Lesen!
Valentin vertieft: Karrierefaktor Grillabend
Achtung, dieses Gedankenspiel du?rfte wohl vielen nicht gefallen: Schon bald
könnte es sein, dass viele hochqualifizierte Akademiker:innen umschulen mu?ssen
– um in Fabrikhallen oder handwerklichen Betrieben zu schuften. Denn während
Juraexamen und medizinische Zulassungspru?fungen fu?r ChatGPT schon jetzt kaum
noch ein Problem sind und die KI auch beim Erschaffen von kreativen Texten und
Kunstwerken den Menschen längst Konkurrenz macht, werden komplexe physische
Arbeiten auf absehbare Zeit unersetzbar bleiben. Die Entwicklung entsprechender
Roboter kommt der ständig steigenden Leistungsfähigkeit der KI nicht hinterher.
Möglicherweise werden geschickte Handwerker also bald die besten Karriere– und
Aufstiegsmöglichkeiten haben. Wer weiß?
Sicher ist hingegen, dass menschliche Interaktion und direkter Kundenkontakt in
Zukunft noch wichtiger werden. Dort kann die KI nicht mit uns mithalten. Soziale
Kompetenzen und menschliches Gespu?r gewinnen also an Bedeutung und
entwickeln sich zu den wichtigsten Skills. Und die lassen sich bekanntlich am besten
schulen, indem man Zeit mit seinen Mitmenschen verbringt, zuhört, plaudert, streitet,
diskutiert, flirtet. Ein Faktor, den es zu bedenken gilt, wenn du das nächste Mal vor
der Entscheidung stehst, einen lauen Sommerabend lieber weiterbildend vor dem
Bildschirm oder mit Freund:innen bei einem gemu?tlichen Grillabend im Garten zu
verbringen. Fu?r die Karriere könnte langfristig zweiteres förderlicher sein.
BETTINA, wie erfinden wir das Rad neu?
Der Arbeitsmarkt hat sich gedreht. Hin zum Arbeitnehmermarkt. Vor allem in der Technik- und IT-Branche können sich die Talente heute aussuchen, wo und auch wie sie arbeiten möchten. Mit alten Methoden gewinnt man diese Menschen daher nicht mehr. Bettina Kern, Gründerin und Geschäftsführerin von KERN engineering careers, weiß, wie sich das Rad trotz Fachkräftemangels weiterdreht und vor allem, wie es sich in Richtung Zukunft dreht. So viel vorweg: „Um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können, müssen wir ordentlich in die Pedale treten!“
NICOLE, wie erreichen wir unsere Ziele?
Es sind die letzten 200 Meter beim Ironman. Dann spürt Nicole Hinum das, wofür sie so brennt: „Da läuft alles wie in Zeitlupe ab. Der Gedanke: Ich hab das jetzt wirklich geschafft! Da ist es nun, das große Ziel. Und der Beweis, dass ich alles schaffen kann, wenn ich es wirklich will.“ Ihr Antrieb? Ihre Leidenschaft. Mit genau dieser begleitet sie auch Unternehmen dabei, ihre Ziele mit einem klaren, starken Markenkern zu erreichen.
GERNOT, was bewegt uns (vorwärts)?
Die schlechte Nachricht zuerst: „Wir bewegen uns auf ein gesellschaftliches Desaster zu, weil wir so viel sitzen“, warnt Gernot Schweizer, Physiotherapeut, Fitness- und Konditionstrainer. Die gute Nachricht: „Es ist nie zu spät, um in Bewegung zu kommen.“
MICHI, was lernen wir vom Spitzensport?
Einen Plan B hatte sie nie. Brauchte sie auch nicht. Die Karriere von Ex-Skirennläuferin Michaela Kirchgasser ging stetig bergauf. 2018 beendete sie ihre Rennkarriere. Gewinnen kann sie seither aber immer noch, und zwar nicht nur bei Dancing Stars. Als Speakerin beim ersten Zauchensee-Summit gewinnt sie die Aufmerksamkeit der Teilnehmer:innen, wenn sie davon erzählt, worauf es ankommt, um die eigenen Ziele zu erreichen.
Auf den Punkt gebracht
Wie kann die Lehre gefördert werden? Für welche Personen ist es sinnvoll, eine Lehre zu machen? Und was möchte Monika Sandberger in ihrer neuen Führungsposition verändern? Wir haben die neue Geschäftsführerin der Initiative „zukunft.lehre.österreich.“ zum Karrieregedankensprung gebeten.
Schon mal was von „Perheystävällisyys“ gehört?
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Geschäftsidee gesucht, Sucht gefunden
Biobrote mit kreativen Namen wie Roger Roggen oder Krustav verbunden mit aufwendiger Handwerksarbeit sind in der heimischen Handelslandschaft nicht üblich. Ein IT-Experte und ein Projektmanager in der Backstube eigentlich auch nicht, doch für die verschwägerten Unternehmer Oliver Raferzeder und Stefan Faschinger ist das ihr täglich Brot. Nachdem die Anfangszeit von Brotsüchtig nahezu so hart war wie altes Gebäck, schnuppern sie momentan am Erfolgsduft, der ähnlich süß riecht wie frische Christine Croissants aus dem Ofen.
Niemals „business as usual“
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