Wie viel ist mein Unternehmen wert
Bei Familienunternehmen ist diese Frage besonders brisant. Wenn Familienmitglieder ins Unternehmen einsteigen oder ausscheiden, ist es oft nicht einfach, einen objektiven Wert zu bestimmen, der für alle Seiten plausibel ist und keine Familienmitglieder benachteiligt. Die HYPO Vorarlberg ist vor allem auf die Betreuung von Familienunternehmen spezialisiert und hat sich dem Thema bei einer Veranstaltung in der Filiale angenommen.
Für eigentümergeführte Unternehmen gelten andere Maßstäbe als für börsennotierte Konzerne. Die Unternehmer sind meist emotional mit ihrem Lebenswerk verbunden. Eine Übertragung der Führung und Einflussnahme auf die nächste Generation ist deutlich schwieriger. Nicht nur eine faire finanzielle Nachfolgeregelung innerhalb der neuen Generation ist notwendig, sondern auch eine langfristig angelegte, geordnete und gut geplante Übergabe. „Wir werden sehr oft von unseren Kunden in den Prozess miteinbezogen, da in vielen Fällen sowohl die Nachfolgeregelung kurz und mittelfristig finanzielle Mittel erfordert als auch die Übergabe oft als Anlassfall für Investitionen in Erneuerung und Modernisierung gesehen wird“, sagt der OÖ-Regionaldirektor der HYPO Vorarlberg Friedrich Hörtenhuber.
6.200 Unternehmen stehen in Oberösterreich in den nächsten vier Jahren vor der Herausforderung der Unternehmensnachfolge. Vor allem die im Raum stehende Wiedereinführung einer Erbschafts- und Schenkungssteuer beziehungsweise Vermögensbesteuerung rückt das Thema der Anteilsübertragung zusätzlich in den Mittelpunkt. Um einer künftigen Besteuerung zu entgehen, müssten Anteile dann möglicherweise kurzfristig an nächste Generationen übertragen und entsprechende Regelungen gefunden werden. „Ein gutes Konzept parat zu haben ist daher wichtig“, sagt Maria Schlagnitweit von der Steuerberatungskanzlei LeitnerLeitner, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Christian Oberhumer Expertin für Familienunternehmen ist. Der Wert des Unternehmens ergibt sich grundsätzlich aus dem abgezinsten, künftigen Erfolg zu einem Stichtag. Gerade bei Kaufentscheidungen geht es aber weniger um die Wert- sondern um die Preisfindung. Der subjektive Unternehmenswert von zwei Parteien liegt in der Regel deutlich auseinander. „Der Kaufpreis entsteht letztendlich durch taktische Verhandlungen“, sagt Oberhumer. Bei Übergaben innerhalb von Familien ist aber meist nicht die Taktik im Vordergrund, sondern der erfolgreiche Fortbestand des Unternehmens, die Absicherung der ausscheidenden Generation und oft auch das Finden einer fairen Regelung, wenn einzelne Geschwister die Firma übernehmen und die anderen einen finanziellen Ausgleich erhalten sollen.
„Übergaben werden oft als Anlassfall für Investitionen in Erneuerung und Modernisierung gesehen.“
Friedrich HörtenhuberHYPO Vorarlberg Regionaldirektor
„Als Hausbank von zahlreichen oberösterreichischen Familienunternehmen haben wir immer eine tragende Rolle bei Unternehmensübergaben – genauso wie Steuerberater, Rechtsanwälte und vielleicht auch Unternehmensberater, die frühzeitig eingebunden werden“, sagt Friedrich Hörtenhuber. Die HYPO Vorarlberg ist als größte Vorarlberger Bank seit zehn Jahren mit der Welser Filiale auch in Oberösterreich vertreten. Vorstand Johannes Hefel erklärt den damaligen Schritt so: „Die beiden Bundesländer haben einiges gemeinsam, auch die Oberösterreicher sind bodenständig, stabil, schließen solide und langfristige Geschäfte ab und sind heimatverwurzelt, aber gleichzeitig modern und weltoffen. Für uns war es logisch in diesem wirtschaftsstarken Raum unsere Stärken auszuspielen.“ Der Fokus der Bank liegt nicht auf Großkonzernen, sondern auf nachhaltig wirtschaftenden Klein- und Mittelbetrieben. Heuer wurde man in London vom Monatsmagazin der Financial Times, dem „The Banker“, als „Best Bank of the Year 2013 in Austria“ gekürt, sagt Johannes Hefel.
Unternehmensbewertung im Überblick
In den überwiegenden Fällen werden bei der Bewertung von Unternehmen die sogenannten Diskontierungsverfahren angewendet. Dabei wird das Unternehmen als wirtschaftliche Einheit zum Zweck der Gewinnerzielung betrachtet und ein Barwert als Summe der voraussichtlichen künftigen diskontierten Netto-Rückflüsse ermittelt. Der Unternehmenswert stellt damit einen Zukunftswert dar. Andere Verfahren wie zum Beispiel Multiplikationsverfahren dienen im Regelfall nur der Verplausibilisierung des errechneten Werts. Der Liquidiationswert eines Unternehmens stellt immer die Wertuntergrenze dar. In Bezug auf Familienunternehmen ist bei der Durchführung einer Bewertung besonders Augenmerk auf die spezifischen Risiken eines KMU zu legen (wie zum Beispiel Abhängigkeit von wenigen Einzelpersonen oder wenigen Produkten, Zuverlässigkeit des Rechnungswesens, Trennung von privater & betrieblicher Sphäre,…).
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