Mitarbeiter motivieren? Funktioniert nicht.
Na toll. Da kommt man mit großem Wissensdurst ins Büro von Führungskräftecoach August Höglinger
und will für seine Leser ein für allemal klären, wie man seine Mitarbeiter zur Höchstleistung motiviert.
Und dann das. Wir können Menschen nicht motivieren, meint er. Wir müssen nur aufhören, sie zu
demotivieren.
10.30 Uhr. Wann ist denn endlich Wochenende? Typisch Freitag? Es ist Montag.
„Jahrelang habe ich vorgebetet, wie man motiviert. Ich hab damit aufgehört. Es geht nicht darum, einen Mitarbeiter zu motivieren, denn das ist er grundsätzlich von sich aus. Man muss ihn führen. Und Führen heißt für mich, eine Richtung weisen: Ganz klar zeigen, was will ich, was hab ich vor. Wenn der Mitarbeiter auf die Frage „Gehst du da mit?“ mit Ja antwortet, dann ist er motiviert. Dann muss ich nur darauf achten, ihn nicht zu demotivieren.“ August Höglinger vergleicht das gern mit einer Wandergruppe. Alle Wanderer haben sich entschieden, gemeinsam einen Wanderweg zu gehen. Plötzlich entscheidet jemand, nun doch einen anderen Weg zu nehmen. Ohne zu fragen: „Seid ihr bereit, einen anderen Weg zu gehen?“ Genau das führe zu Demotivation. Auf ein Unternehmen umgelegt bedeutet das: Wenn wir Mitarbeitern etwas versprechen, das wir nicht halten, dann demotiviert das. „Da helfen keine Methoden wie Bestrafung, Belohnung, Anreize oder Manipulation – kurzfristig vielleicht schon, aber langfristig ganz sicher nicht“, sagt Höglinger.
14.00 Uhr. Noch vier Stunden bis zur Theaterprobe. Und wie ich mich darauf freue. Aber kann ich den Text schon perfekt? Hm … merkt wohl keiner, wenn ich ein bisschen lerne … kriegt hier eh keiner mit, was ich so mache.
Es gibt Studien, die behaupten, Mitarbeiter würden freiwillig nicht mehr als 35 Prozent ihrer Energie für den Job hergeben. Da stellt sich die Frage: Warum geht einem Mitarbeiter am Arbeitsplatz die Puste aus, während er in seiner Freizeit plötzlich jede Menge Elan für Sportverein, Feuerwehr, Kirchenrat und dergleichen freischaufeln kann. Und das noch dazu ehrenamtlich, ohne Bezahlung. August Höglinger kennt den Grund dafür: „Das Zauberwort ist die Anerkennung. Dort bekommt er sie. Im Job vielleicht nicht.“ Was aber bedeutet anerkennen? „Wenn ich das Wort zerlege, dann steckt darin zum Einen KENNEN, zum Anderen ERKENNEN.“
Wer seine Mitarbeiter kennen möchte, der muss sich für sie interessieren. Interessieren heißt, ein Gefühl dafür zu bekommen, was dem Mitarbeiter wichtig ist. Braucht er zum Beispiel Sicherheit, weil er gerade ein Haus finanzieren muss. Braucht er flexible Arbeitszeiten, weil er Kinder hat. „Ich rate, mit den Mitarbeitern mindestens einmal im Jahr ein Mitarbeitergespräch zu führen und immer wieder nachzufragen, wie es ihm geht. Es geht darum, nicht nur die Arbeitskraft, sondern auch den Menschen dahinter zu kennen.“ Wenn ein Mitarbeiter das Gefühl hat, dass auf seine privaten Sorgen eingegangen wird, dann trägt das enorm dazu bei, dass er sich im Unternehmen wohl fühlt.
Nach dem Wort KENNEN kommt das Wort ERKENNEN. „Als Führungskraft muss ich durchs Unternehmen gehen und erkennen, wenn jemand etwas gut macht“, sagt Höglinger. In der Realität ist es oft anders: Der Chef marschiert durch den Betrieb und macht sich auf die Suche nach Fehlern. Natürlich gehöre es auch dazu, Missstände anzusprechen, allerdings sachlich. Im Idealfall bittet man dann seine Mitarbeiter um Lösungsvorschläge. Wichtig sei aber, beides wahrzunehmen: Fehler genau so wie gute Leistungen. „Das ist die Sehnsucht fast aller Mitarbeiter: Dass der Chef durchgeht und erkennt, dass ich gut arbeite.“
15.15 Uhr. Wie bitte? Die tickt ja wohl nicht richtig. Ich soll den Ring anders löten. Na hör mal, du dumme Kuh … wer hat hier die Goldschmiedemeister-Ausbildung gemacht? Studiert Betriebswirtschaft und glaubt, sie weiß damit alles. Die kann mich mal.
Um jemandem Anerkennung zu schenken, muss man sich selbst auskennen. Schwierig ist es daher immer, wenn Führungskräfte die Arbeit ihrer Mitarbeiter noch nie selbst gemacht haben. Dann sei es wichtig, den Mitarbeiter als Experten auf seinem Gebiet zu schätzen.
Damit ein Mitarbeiter gute Leistung bringen kann, muss er sich auch selbst auskennen. „Mitarbeiter müssen wissen, welche Aufgaben sie haben und sie brauchen auch ausreichend Schulung dafür.“ Eine Möglichkeit sei, neuen Mitarbeitern einen Paten zur Seite zu stellen.
Und welche Rolle spielt eigentlich das Gehalt beim Thema Motivation? „Chefs glauben immer, es liegt am Geld, wie motiviert ein Mitarbeiter ist. Na gut, wenn ich keine Anerkennung bekomme, dann will ich wenigstens das Geld haben. Aber Geld an sich trägt noch nicht ausreichend dazu bei, dass sich ein Mensch motiviert fühlt, seine Aufgabe hervorragend zu meistern“, ist der Linzer Führungskräftecoach überzeugt. Studien beweisen sogar, dass ein Mitarbeiter, der 20 Prozent mehr Einkommen bekommt, nur etwa vier Monate mehr und danach sogar weniger als zuvor arbeitet. Demotivierend sei hingegen, wenn Mitarbeiter mit ähnlichen Voraussetzungen unterschiedlich verdienen – das solle von Anfang an vermieden werden.
16 Uhr. Oh, jetzt schnüffelt sie schon wieder in meinen Arbeiten herum. Vertraut die mir denn gar nicht?
Vertrauen ist gut, Kontrolle besser. Ja, das kennen wir. Und ja, das kann auch August Höglinger bestätigen. „Natürlich wollen Mitarbeiter, dass ihnen der Chef vertraut, dass sie ihre Arbeit gut machen. Aber Kontrolle gehört dazu, gerade am Anfang. Spitzenführungskräfte schaffen es, dass Kontrolle nicht als Kontrolle wirkt sondern als Interesse. Denn Mitarbeiter sollten keinesfalls das Gefühl haben, ihr Chef misstraut ihnen und kontrolliert sie unentwegt.“ Eine große Herausforderung an Führungskräfte. Aber die seien ohnehin heute mehr gefordert als noch vor zwanzig, dreißig Jahren, denkt Höglinger. „Der Anspruch von jungen Mitarbeitern an die Führung ist gestiegen. Sie suchen sich bewusst einen Arbeitsplatz aus und wünschen sich, dass ihr Vorgesetzter eine Persönlichkeit ist. Und diese jungen Menschen sind wenig autoritätsgläubig, sondern viel mutiger und damit schwieriger zu führen.“
Streitfrage: Fixum oder Provision
Wenn es gelingt, mit Fixum zu arbeiten, sei es die bessere Wahl, ist Höglinger überzeugt. Wer nicht von Provisionszahlungen abhängig ist, wird immer im Sinne des Unternehmens handeln. Die Mehrheit der Mitarbeiter würde sich für ein niedrigeres Fixum anstelle von Umsatzprovisionen entscheiden – mit einem fixen Gehalt kann man besser kalkulieren.
Gedanken Sprung
von August Höglinger
ANERKENNUNG_ der Treibstoff
EINKOMMEN_ treibt mich nicht an
KONTROLLE_ notwendig
VERTRAUEN_ ist wie ein rohes Ei
AUFSTIEGSMÖGLICHKEITEN_ sind für manche Mitarbeiter eine tolle Herausforderung, aber nicht für alle
DRUCK_ dahinter steckt meist Angst, und Angst bremst
KOLLEGEN_ sind wie Brüder und Schwester in der Familie
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Ich schreibe gerade im Stehen. Das liegt an meiner Uhr. Die piepst und vibriert, wenn
ich zu lange in Sitzposition verweile. Eigentlich sollte ich im Gehen schreiben, denn von
den 10.000 Schritten bin ich wortwörtlich meilenweit entfernt. Super, dass uns die
Digitalisierung nun so wunderbare Innovationen gebracht hat, damit wir uns gesu?nder
verhalten. Oder? Physiotherapeut Gernot Schweizer sieht das nicht ganz so super. „Wir
werden immer digital dementer und digital gefu?hlloser“, warnt er. Und meint damit, dass
wir verlernt haben, auf unseren Körper zu hören. Dabei wu?sste der sehr genau, was wir
brauchen. Ja, das wu?ssten wir generell. Wir wu?ssten auch, dass unser Gesundheits- und
Pflegesystem dringend Veränderungen brauchen. An Konzepten wu?rde es auch gar nicht
mangeln. Aber solange es uns selbst nicht betrifft, bleiben wir mal lieber sitzen. Okay.
Fangen wir bei uns selbst an. Ich geh dann mal ein paar Schritte – bis zur Kaffeemaschine
(Die Uhr schweigt. Und meinen Körper bringe ich selbst zum Schweigen – denn der sagt
mir eigentlich, dass ich schon genug Tassen fu?r heute hatte.)
Melanie meint .. es soll „menscheln“
New Work – ein Buzzword, das mittlerweile fast
schon abgedroschen wirkt. Meint es nur Homeoffice
und neuartige Bu?rokonzepte, verfehlt es auch
seine eigentliche Intention: Die Arbeitswelten fu?r
alle so gestalten, dass wir uns entfalten können,
gleichberechtigte Teilhabemöglichkeiten haben
und den Puls der Zukunft fu?hlen. Ich persönlich
wu?nsche mir, dass es dabei „menschelt“ und wir
unsere individuellen Bedu?rfnisse an unsere Jobs
mit all dem in Einklang bringen können, was uns
als Gesellschaft voranbringt. Inspirationen gefällig?
Einfach weiterblättern und staunen!
David denkt … bunt statt schwarz-weiß, bitte!
Klimaschutz. Im Moment scheidet kaum ein Thema so sehr die Geister wie die
Diskussion um eine nachhaltige Lebensweise und auch daru?ber, was sie wirklich
bedeutet. Im Großen, auf der internationalen politischen Bu?hne. Wie auch im Kleinen,
wenn verschiedene Meinungen im Alltag aufeinander krachen. Etwa wenn Menschen,
die im Auto auf dem Weg zur Arbeit sind, schnell rotsehen, wenn „Klimakleber:innen“
mit ihrem gru?nen Ansinnen die Straße blockieren. Zu ernsthaften Kollisionen kam es
zum Glu?ck (noch) nicht – liegt wohl an den orangen Warnwesten –, dennoch sind sie
nur eine Frage der Zeit.
Doch eine lebenswerte Welt fu?r morgen entsteht nur dann, wenn entlang verhärteter
Konfliktlinien die Positionen verhandelbar bleiben – und zwar auf beiden Seiten. Wie
viele bunte Akzente wir in diesem schwarz-weißen Denken setzen wollen und können,
muss jede:r fu?r sich entscheiden. Statt uns selbst gru?n und blau zu ärgern, haben wir
uns dazu entschieden, genau dafu?r in diesem Kapitel einige Farbtupfen in Form von
Vorbildern, Meinungen und neuen Trends fu?r euch einzufangen. Viel Spaß beim Lesen!
Valentin vertieft: Karrierefaktor Grillabend
Achtung, dieses Gedankenspiel du?rfte wohl vielen nicht gefallen: Schon bald
könnte es sein, dass viele hochqualifizierte Akademiker:innen umschulen mu?ssen
– um in Fabrikhallen oder handwerklichen Betrieben zu schuften. Denn während
Juraexamen und medizinische Zulassungspru?fungen fu?r ChatGPT schon jetzt kaum
noch ein Problem sind und die KI auch beim Erschaffen von kreativen Texten und
Kunstwerken den Menschen längst Konkurrenz macht, werden komplexe physische
Arbeiten auf absehbare Zeit unersetzbar bleiben. Die Entwicklung entsprechender
Roboter kommt der ständig steigenden Leistungsfähigkeit der KI nicht hinterher.
Möglicherweise werden geschickte Handwerker also bald die besten Karriere– und
Aufstiegsmöglichkeiten haben. Wer weiß?
Sicher ist hingegen, dass menschliche Interaktion und direkter Kundenkontakt in
Zukunft noch wichtiger werden. Dort kann die KI nicht mit uns mithalten. Soziale
Kompetenzen und menschliches Gespu?r gewinnen also an Bedeutung und
entwickeln sich zu den wichtigsten Skills. Und die lassen sich bekanntlich am besten
schulen, indem man Zeit mit seinen Mitmenschen verbringt, zuhört, plaudert, streitet,
diskutiert, flirtet. Ein Faktor, den es zu bedenken gilt, wenn du das nächste Mal vor
der Entscheidung stehst, einen lauen Sommerabend lieber weiterbildend vor dem
Bildschirm oder mit Freund:innen bei einem gemu?tlichen Grillabend im Garten zu
verbringen. Fu?r die Karriere könnte langfristig zweiteres förderlicher sein.
BETTINA, wie erfinden wir das Rad neu?
Der Arbeitsmarkt hat sich gedreht. Hin zum Arbeitnehmermarkt. Vor allem in der Technik- und IT-Branche können sich die Talente heute aussuchen, wo und auch wie sie arbeiten möchten. Mit alten Methoden gewinnt man diese Menschen daher nicht mehr. Bettina Kern, Gründerin und Geschäftsführerin von KERN engineering careers, weiß, wie sich das Rad trotz Fachkräftemangels weiterdreht und vor allem, wie es sich in Richtung Zukunft dreht. So viel vorweg: „Um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können, müssen wir ordentlich in die Pedale treten!“
NICOLE, wie erreichen wir unsere Ziele?
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GERNOT, was bewegt uns (vorwärts)?
Die schlechte Nachricht zuerst: „Wir bewegen uns auf ein gesellschaftliches Desaster zu, weil wir so viel sitzen“, warnt Gernot Schweizer, Physiotherapeut, Fitness- und Konditionstrainer. Die gute Nachricht: „Es ist nie zu spät, um in Bewegung zu kommen.“
MICHI, was lernen wir vom Spitzensport?
Einen Plan B hatte sie nie. Brauchte sie auch nicht. Die Karriere von Ex-Skirennläuferin Michaela Kirchgasser ging stetig bergauf. 2018 beendete sie ihre Rennkarriere. Gewinnen kann sie seither aber immer noch, und zwar nicht nur bei Dancing Stars. Als Speakerin beim ersten Zauchensee-Summit gewinnt sie die Aufmerksamkeit der Teilnehmer:innen, wenn sie davon erzählt, worauf es ankommt, um die eigenen Ziele zu erreichen.
Auf den Punkt gebracht
Wie kann die Lehre gefördert werden? Für welche Personen ist es sinnvoll, eine Lehre zu machen? Und was möchte Monika Sandberger in ihrer neuen Führungsposition verändern? Wir haben die neue Geschäftsführerin der Initiative „zukunft.lehre.österreich.“ zum Karrieregedankensprung gebeten.
Schon mal was von „Perheystävällisyys“ gehört?
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Geschäftsidee gesucht, Sucht gefunden
Biobrote mit kreativen Namen wie Roger Roggen oder Krustav verbunden mit aufwendiger Handwerksarbeit sind in der heimischen Handelslandschaft nicht üblich. Ein IT-Experte und ein Projektmanager in der Backstube eigentlich auch nicht, doch für die verschwägerten Unternehmer Oliver Raferzeder und Stefan Faschinger ist das ihr täglich Brot. Nachdem die Anfangszeit von Brotsüchtig nahezu so hart war wie altes Gebäck, schnuppern sie momentan am Erfolgsduft, der ähnlich süß riecht wie frische Christine Croissants aus dem Ofen.
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In fünfzehn Jahren hat sich Feel Events von einem Studentenparty-Veranstalter zu einer großen Eventagentur und einem Lokalbetreiber mit vier Standorten in Linz entwickelt. Mittlerweile kann man mit dem hauseigenen Catering Good Karma Gastro große Events vollständig abdecken, dabei ist man immer auf der Suche nach dem besonderen Etwas. Das Motto der Gründer hat sich nie verändert: Alles, nur nicht normal.
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83 Prozent aller Kinder in Österreich werden in der Karenz nur von Frauen betreut. Was wäre ein möglicher Hebel, dies zu ändern? Ganz eindeutig: Es braucht Vorbilder. Und zwar Väter, die in Karenz gehen und selbst miterleben, welche Herausforderungen dies mit sich bringt und wie wertvoll die Zeit mit den eigenen Kindern ist. Einer davon teilt seine Erfahrungen mit uns.
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Familie und Karriere im selben Unternehmen miteinander vereinbaren? Ja, das kann klappen! Johannes und Bettina Felber haben sich beim Medizintechnikhersteller W&H kennengelernt und vor Kurzem eine Familie gegründet. Wir wollen von ihnen wissen, wie sie ihren neuen Alltag beruflich und privat managen.