Wenn Drohnen Kümmel pflanzen, …
… ist das kein KI-generiertes Zukunftsszenario, sondern gelebte Realität beim oberösterreichischen Forschungsprojekt „Digiherb“. Im Lebensmittel-Cluster der Standortagentur Business Upper Austria übernimmt dieses eine Vorreiterrolle und erforscht den Drohneneinsatz im Anbau von Blaumohn und Kümmel.
Luftaufnahmen, Drohnenrennen mit sportlichem Ehrgeiz oder Pakete ausliefern. Mit der modernen Technologie rund um Drohnen lässt sich heute so einiges anstellen. Auch in der Landwirtschaft finden die surrenden Flugobjekte immer häufiger Anwendung. Meist zur Überwachung von Feldern, der Bewässerung oder, um Pflanzenschutzmittel auszubringen. „Ich habe viele junge Landwirtinnen und Landwirte in meinen Studiengängen sitzen und die meisten betrachten Drohnen ein Stück weit noch als Spielzeug, oder sie spüren hin und wieder mal ein Rehkitz damit auf.“ Claudia Probst schmunzelt. Sie ist Professorin für Agrartechnologie und -management an der Fachhochschule Oberösterreich am Campus Wels. Und eine der Projektpartner:innen von Digiherb – einem Forschungsprojekt zur Digitalisierung im Gewürzanbau.
Zwei Geschäftsideen, ein Gedanke
„Für mich war es ein Anreiz, dass es sich hierbei um Spezialkulturen handelt.“ Als ausgewiesene Expertin weiß Probst, dass andere Sektoren wie Weizen und Mais weitaus intensiver erforscht werden. „All die kleinen Betriebe aus dem Innviertel, die sich etwa auf Mohn und Kümmel spezialisieren, die stehen für gewöhnlich hinten an. Bei den beiden, die sich hier gefunden haben, ist das nicht der Fall.“ Wen sie mit „den beiden“ meint? Zum einen Unternehmer Michael Treiblmeier. Mit seinem Ingenieurbüro für digitale Landwirtschaft „Blickwinkel – digital service“ in Kirchdorf am Inn verfolgt er eine bestimmte Vision: landwirtschaftliche Betriebe und Unternehmen auf ihrem Weg in die Digitalisierung zu begleiten. Zum anderen die Geschwister Karin und Stefan Schneiderbauer – seit 2018 führen sie ihr Familienunternehmen „Schneiderbauer Gewürze“ in Lambrechten. Und beliefern Großbäckereien und Mühlen mit Leinsamen, Blaumohn, Kümmel und Brotgewürz sowie den Einzelhandel mit Gewürzmischungen.
Um den Anbau von ebendiesen Rohstoffen in Zukunft digitalisiert zu bewältigen, soll Digiherb eine Vorreiterrolle übernehmen und den Einsatz von Drohnen genauer erforschen – angesiedelt im Lebensmittel-Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria. Konkret in Aussicht stehen neue Erkenntnisse in der Grundlagenforschung der Aussaattechnologie durch Drohnen sowie Ansätze für eine effiziente und nachhaltige Lebensmittelproduktion. Denn obwohl die Landwirtschaft zum Teil bereits erfolgreich digitalisiert wurde, gilt der Lebensmittelanbau als Neuland – vor allem der Gewürzanbau.
Grundlagenforschung aus der Nische
„Erstmal sind wir auf Granit gestoßen“, erinnert sich Probst. Zwar finde man hin und wieder Anwendungen in der Praxis, aber so richtig ausgeforscht seien diese nicht. „Man würde meinen, dass auf diesem Gebiet schon wesentlich mehr passiert sei. Doch es gibt lediglich viele Annahmen, die nicht wirklich wissenschaftlich belegt sind.“ Ein Umstand, der für sie mit die größte Motivation war, einen Beitrag zu leisten. In einer Reihe von randomisierten Versuchen und Analysen wird der Einsatz der Technologie auf statistisch signifikante Effekte überprüft und so wissenschaftlich fundiert aufbereitet. Derartige Ergebnisse gehen nicht nur über das Augenmaß hinaus, sie ermöglichen auch einen breiteren, da nachweislich sinnvollen Einsatz von Drohnen – und so auch mehr Nachhaltigkeit im gesamten Agrarsektor. „Im Austausch mit meinen Studierenden spüre ich die große Verantwortung, die wir in unserer Disziplin haben.“
Aber auch dann, wenn sie sich direkt mit Landwirtinnen und Landwirten unterhalte. „Aufgrund von Wirtschaftlichkeit haben diese natürlich Kostenreduktionen im Sinn – das ist nachvollziehbar. Wenn sich das in weiterer Folge auch noch automatisch mit mehr Nachhaltigkeit verbinden lässt, dann werden die meisten hellhörig.“ Abstraktere Themen, wie etwa das Zwei-Grad-Ziel oder der Klimawandel als Ganzes, seien zunächst schwer greifbar. „Wenn diese typischen Mehr-Generationen-Haushalte aber realisieren, dass sie durch den Einsatz von Drohnen ihre Böden schonen und so ihre Betriebe auch noch für die nächsten 50 Jahre leichter erhalten und eines Tages ihren Enkelkindern übergeben können, sind sie offener für diesen Wandel.“
Drohnentechnologie ist eine klima- und bodenschonende Ergänzung zu gängigen Landmaschinen.
Claudia Probst
Professorin für Agrartechnologie und -management, Fachhochschule Oberösterreich
Pionierarbeit made in OÖ
Schonung der Böden ist ein gutes Stichwort. Denn der Einsatz von Drohnen geht mit zahlreichen Vorteilen einher. „Zum einen ist er eine klima- und bodenschonende Ergänzung zu gängigen Landmaschinen, weil damit manche Anwendungen effizienter durchgeführt werden können. Zum anderen sorgt er dafür, dass Betriebsmittel kostensparend und nach Bedarf eingesetzt werden, was ebenfalls die Umwelt schont.“ Gesetzlich stünden die Anwendungen jedoch unter strengen Auflagen, sodass sich die gelebte Praxis zeitweise als schwierig erweist. „Zum Glück tut sich hier im Moment sehr viel, vor allem auf EU-Ebene.“ Das Forschungsprojekt leistet daher echte Pionierarbeit. Unter anderem wird eine KI-Anwendung aus dem Hause „Blickwinkel“ für die Anforderungen des Gewürzanbaus weiterentwickelt. Durch deren Einsatz und die Übertragung der Daten in Feldspritzen können bei der Bekämpfung bestimmter Unkräuter Pflanzenschutzmittel eingespart werden.
„Außerdem teilen wir die Versuchsfelder, bringen Stickstoffdünger aus und messen mittels Drohnenflug und Satelliten eine Vielzahl an Parametern der Pflanzengesundheit und -ernährung. Dann schauen wir uns die Unterschiede zwischen den Satelliten- und Drohnenkarten an“, erläutert Probst. Auf den Feldern von Schneiderbauer Gewürze und von mehreren Vertragslandwirt:innen im Innviertel wird die Drohnentechnologie bereits fleißig auf den Prüfstand gestellt. Ein gesunder Boden und eine schonende Ernte sowie gentechnikfreie Pflanzen gehören zur Philosophie des heimischen Betriebs. Mit dem Zusammenspiel aus Theorie und Praxis arbeiten alle an Digiherb beteiligten Stakeholder:innen für ein gemeinsames Ziel: Ergebnisse zu schaffen, die mit entsprechenden Modifikationen für weitere Kulturpflanzen übernommen werden können. Um so weitere wichtige Schritte in Richtung einer umweltschonenden, nachhaltigen Lebensmittelproduktion zu gehen._
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