Selbstbewusst durch den Stresstest
In der kalten Jahreszeit erfreuen sich glänzende Eislaufplätze großer Beliebtheit. Einige müssen dabei aufpassen, die Balance zu bewahren und nicht zu stolpern. Ähnlich – spiegelglatt – verhält sich die momentane Marktlage für Betriebe. Schuld sind vielschichtige makroökonomische Einflüsse. Die stellen auch die exportstarke oberösterreichische Wirtschaft vor Herausforderungen. Wie man mit solchen Situationen bestmöglich umgeht, zeigen Branchenvertreter sowie ein Experte aus der Forschung.
Ein steigender, investitionshemmender Leitzinssatz, verschiedenste Lieferkettenprobleme, erhöhte Kosten für Energie und ein immer größer werdender Bedarf an Fachkräften – nahezu jeder exportierende Betrieb braucht besonders gute Antworten auf diese omnipräsenten Fragen. Wenn man sich direkt bei den Exportbetrieben umhört, erkennt man durchgängig ähnliche Herangehensweisen. International gefragte Firmen wie Banner Batterien, FACC oder Fill Maschinenbau legen in risikobehafteten Zeiten Wert auf einen strategischen Lösungsansatz, um Marktschwankungen ausgleichen zu können und eine Adaptionsfähigkeit für neue Gegebenheiten gewährleisten zu können. Ebenso eint sie der Fokus auf die Stärken und Vorzüge des eigenen Produktportfolios.
Banner Batterien
Rund 800 europaweite Mitarbeiter:innen und bis zu 95 Prozent Exportanteil in mehr als
70 Ländern zählt die Banner Gruppe. Die in der Automobilindustrie aktive Firma konnte Lieferengpässe durch Vorproduktion in Europa bisher abwenden. Dennoch haben sich die Einkaufspreise wesentlich erhöht und die Weitergabe an Kunden wird erschwert. Banner konnte auch einen überproportionalen Anstieg der Kosten für Energie feststellen, was zurzeit ein „Fahren auf Sicht“ bedeutet.
Der einzige Autobatterieproduzent Österreichs bemerkt spürbare Herausforderungen am europäischen Industriestandort. Folglich will man in der Leondinger Unternehmenszentrale proaktiv agieren und in Schlüsselaspekte investieren. So flossen in den Vorjahren Millionen in die Standortentwicklung. 2021 wurde ein neuer Produktionsstandort in Thalheim bei Wels eröffnet. Diese Punkte sind Teil der „Agenda 2030“, welche sich der Zukunftsthemen der kompetitiven und im Wandel befindlichen Automotivindustrie annimmt.
Aktuell können wir noch problemlos produzieren.
Andreas Bawart
Geschäftsführer, Banner Batterien
Die Branchentendenz geht zwar klar in Richtung E-Mobilität, aber dennoch sieht die Banner Gruppe auch weiterhin Absatzchancen für klassische Bleisäure-Batterien durch Nachrüstmärkte. Im Jahr 2037 jährt sich die Unternehmensgründung von Banner zum 100. Mal – bis dahin wird eine Verdopplung des zweiten Geschäftsbereichs „Energy Solutions“ angepeilt.
FACC
Der börsennotierte Flugzeugteileproduzent erfreut sich an einer postpandemischen Erholung der Luftfahrt. Das bringt wiederum einen erhöhten Bedarf an modernen und effizienten Flugzeugen mit sich. Die Innviertler können neue Aufträge aller namhaften Hersteller sowie einen Großauftrag des Spezialunternehmens Archer Aviation verzeichnen. Das macht sich auch im Personalbereich bemerkbar. Heuer konnten schon viele Fachkräfte eingestellt werden und noch hunderte weitere sollen in der nahen Zukunft folgen. Mitunter durch die hauseigene „FACC Academy“, die zur Aus- und Weiterbildung der Belegschaft beiträgt, soll hochqualifiziertes Personal möglichst lange an das Unternehmen gebunden werden.
Wir sind aus jeder Krise gestärkt hervorgegangen.
Jakob Reichsöllner
Pressesprecher, FACC
Auf strategischer Ebene möchte sich FACC verstärkt auf ihre neuen Geschäftssegmente „Space“ sowie „Urban Air Mobility“ konzentrieren, da man von den Trends der vermehrten Privatisierung der Raumfahrt sowie der sich verändernden Nutzung von städtischen Lufträumen profitieren möchte. Hier konnte man bereits in der Vergangenheit Synergien durch eine Kooperation mit dem chinesischen Spezialisten „EHang“ nützen.
Nach intensiven Stresstests in der Vergangenheit wie 9/11 oder die ungeplanten Ausfälle in der kommerziellen Luftfahrt durch Covid-19 sieht man sich bei FACC für die Zukunft gerüstet. In der Branche rechnet man weltweit in den nächsten rund 20 Jahren mit einer Nachfrage nach 39.500 neuen Flugzeugen, was das Zulieferunternehmen aufgrund des eigenen Stärkenprofils langfristig positiv stimmt.
Fill Maschinenbau
Der Anlagenbauer aus Gurten vertraut in Zeiten eines turbulenteren Wirtschaftsumfeldes auf die Breite des eigenen Angebotes. Die Volatilität der verschiedenen Marktplätze wird mit einem internen Ressourcenausgleich bestmöglich ausgeglichen. Vom Stahlblech bis hin zu fertigen Endgeräten steuert Fill viele Produktionsschritte selbst bei und kann so Abhängigkeiten entlang der Lieferketten reduzieren. Bei einer Exportquote von rund 90 Prozent erweist sich diese teilweise Autonomie als überaus hilfreich.
Wir haben unsere Resilienz kontinuierlich erhöht.
Andreas Fill
Geschäftsführer, Fill
Obwohl Fill vorgesorgt hat, um eine betriebliche Belastbarkeit gewährleisten zu können, spüren die Mitarbeiter:innen die Auswirkungen von Inflationsraten, wie sie dieses Land schon seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt hat. Deshalb unterstützt der 1966 gegründete Industriebetrieb seine Belegschaft mit einer Gewinnbeteiligung: Zehn Prozent vom Betriebsergebnis werden ausgeschüttet und sollen den finanziellen Bedenken des Personals entgegenwirken.
Das Risikomanagement von Fill scheint sich bezahlt gemacht zu haben, da das Allzeithoch an neuen Aufträgen des Jahres 2021 bereits im heurigen September überboten werden konnte. Dementsprechend optimistisch ist die Stimmung – wohlwissend, dass aus bisherigen globalen Herausforderungen gelernt werden konnte und Schlüsse für gegenwärtige Fragestellungen gezogen wurden.
Austrian Institute of Technology
Neben diesen Eindrücken aus dem betrieblichen Alltag der heimischen Exportlandschaft betrachtet die Forschung, genauer gesagt das Austrian Institute of Technology (AIT), die gesamtheitliche Situation. Wir haben mit dem Geschäftsführer des Leichtmetallkompetenzzentrums Ranshofen (LKR), Christian Chimani, über das aktuelle Spannungsfeld von sich ständig verändernden Dynamiken gesprochen. Der promovierte Werkstoffwissenschaftler unterstreicht die Relevanz des Schutzes der digitalen Infrastruktur insbesondere in Krisenzeiten. Immerhin bedeuten aussagekräftige Daten in vielen Fällen einen essenziellen Konkurrenzvorsprung. Digitalisierung sei laut Chimani nicht die Antwort auf alle Fragestellungen, jedoch stelle sie ein nützliches Werkzeug dar, um Prozesse besser zu verstehen und Produktinnovationen zu beschleunigen.
Lob erteilt er dem ausgeprägten Innovationstrieb der heimischen Exportindustrie, welche ein hohes Anspruchsdenken voraussetzt. Verbesserungsbedarf ortet der Fachmann bei Planungen, die den Umstieg von kritischen Energieträgern auf alternative Optionen zügiger ermöglichen könnten. Zudem fehle es an ausreichend Nachwuchstalenten in technischen Wissensgebieten, welche von der Industrie vielfach benötigt werden.
Digitalisierung ist kein Wundermittel für alle Krisen.
Christian Chimani
Geschäftsführer, LKR Ranshofen
Unabhängig aus welchem Blickwinkel man nun den oberösterreichischen Außenhandel betrachtet, stellt man fest, dass erfolgreiche Player eine hohe Resilienz gegen krisenbehaftete Situationen aufweisen. Diese Firmen agieren agil, vorausschauend und innovationsfreudig. Die Ungewissheit, die aktuell in den Märkten vorherrscht, wird ziemlich wahrscheinlich nicht die letzte sein, jedoch beweisen die heimischen Exporteure, dass sie sich laufend darauf vorbereiten und kurzfristige Schocks gut abfedern können._
#Weitere Artikel
„Ich hab‘ in den Spiegel geschaut und beschlossen: jetzt oder nie!“
Die Schwarze Soldatenfliegenlarve als Abfallentsorger und Rohstofflieferant, eine europaweite Lösung für digitale Signaturen, eine Wärmebatterie, die das Heizen emissionsfrei machen soll, und ein neues Verfahren zur Erkennung von Bauteil-Fehlern: Mit diesen Ansätzen wollen heimische Startups den Markt revolutionieren.
Gelebte Regio-genial-ität
Sei es dank der traditionellen Brettl-jausen auf der Alm, der modernen Gastrokonzepte mit internationalen Einflüssen oder der klassischen Haubenküche – durch sie wird Öster-reich zu einem echten Genussland. Was dabei nicht fehlen darf, sind hochwertige Zutaten und Lebensmittel, am besten aus heimischer Herstellung. Und wo sind diese zu finden? Wir haben uns umgesehen und festgestellt: Geniale
und regionale Konzepte lebt man …
Wie ein enkelfittes Klima in Oberösterreich gelingt
Nur noch achtzehn Sommer bis zum Jahr 2040, dem Zeitpunkt, an dem Österreich klimaneutral sein möchte. Doch sind wir schon auf dem richtigen Weg dorthin? Oberösterreichs Parteien und ihre Strategien. Ein Überblick.
„Nicht nur Geschäftsbeziehungen, sondern Freundschaften“
Welche Herausforderungen ergeben sich für Versicherer, wie verändert sich die Branche? Wie hoch ist der Schulungsaufwand für das nötige Know-how und wie berät man richtig? Kathrin Kühtreiber-Leitner, Vorstandsdirektorin der [Oberösterreichischen Versicherung AG](https://www.keinesorgen.at/), im Interview.
Oberösterreichisches Know-How im Kampf gegen Wasserknappheit
Ein kleines Unternehmen im oberösterreichischen Bachmanning produziert und plant Wasserrecycling-Lösungen, mit denen die UNO, NGOs und globale Konzerne wie Exxon Mobil die Versorgung ihrer Projekte in wasserarmen Gebieten sicherstellen. Neuestes Projekt der [Wastewater Solutions Group](https://www.wastewater.at/home/): Die Umsetzung einer vollbiologischen Abwasserreinigung für ein Krankenhaus im karibischen Inselstaat Trinidad und Tobago.
Was wäre, wenn …
Als Landeshauptmann hat man tagtäglich viele und auch viele tragende Entscheidungen zu treffen. Beim Treffen dieser Entscheidungen steht nicht selten auch eine „Was wäre, wenn“-Frage im Raum. Aber ob sich Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer jene „Was wäre, wenn“-Fragen, die wir ihm an diesem sommerlich warmen Herbsttag in seinem Büro im Linzer Landhaus stellen, zuvor schon mal gestellt hat?
„Wir haben umgehend ein Krisenmanagement gestartet“
Wie erlebte man beim AMS die Anfänge der Coronazeit und die plötzliche Antragsflut, wann wird sich der Arbeitsmarkt voraussichtlich wieder auf Normalniveau einpendeln? AMS-Landesgeschäftsführer Gerhard Straßer im Interview.
Alles Stadtklar?
Stadt- oder Landflucht? Beides! Denn auf den Megatrend Urbanisierung folgt laut Zukunftsforschern ein neuer Trend: Glokalisierung. Also lokales Handeln in einer globalisierten Welt. Doch welche Wohntrends zeichnen sich dadurch ab? Und wie wird die Coronakrise unsere Wohnbedürfnisse nachhaltig verändern? Oona Horx-Strathern, Zukunftsforscherin am Zukunftsinstitut, Michael Gesswein und Siegfried Spiessberger, Immobilien-Projektentwickler am Maximilianhof, und Regina Freimüller-Söllinger, Architektin aus Wien,
über zukunftsreifes Wohnen.
„Jeder kann EINFACH wohlSTAND BILden …
…, jedenfalls dann, wenn er unternehmerisch denkt und für sein Geld die Verantwortung übernimmt“, sagt Wohlstandsbildner Andreas Ogger. Hohe Verluste in jungen Jahren haben ihn gelehrt, die Chancen zu erkennen, wie man zu Beginn auch mit kleinen Geldbeträgen viel bewegen kann – so viel, dass sich schließlich auch ein so kostspieliges Hobby wie das Fliegen aus Kapitalerträgen finanzieren lässt. Zum Interview schwebt ein rotes Flugzeug ein, mit aparten Knickflügeln und Andreas Ogger hinterm Steuer.
„Investieren Sie nur in etwas, das Sie auch verstehen“
Vor welche Herausforderungen stellte die Coronakrise Banken? Und wie sorgt man als Privatperson am besten vor? VKB-Generaldirektor Christoph Wurm im Interview.
Megatrend Innovation: Chance in der Krise?
Ein vorsichtiger Blick in die Glaskugel zeigt: Vieles ändert sich. Und „das meiste haben wir dabei selbst in der Hand“, meint Werner Pamminger, Geschäftsführer der Standortagentur Business Upper Austria. Im Interview erklärt er, warum Innovation eine Lebensversicherung für Unternehmen ist. Und erzählt von neuen Ideen, die von kreativen Homeoffice-Köpfen in der Krise geboren wurden.
2 Länder, 2 Landeshauptleute und wie viele Unterschiede?
So viel gleich mal vorweg: Für einen Rollentausch sind die beiden Landeshauptmänner Thomas Stelzer (Oberösterreich) und Wilfried Haslauer (Salzburg) nicht zu haben. Und das gar nicht deshalb, weil der eine ein Industrie- und der andere ein Tourismusland regieren möchte. Denn so könne man den Unterschied längst nicht (mehr) definieren. Wir haben die beiden Landeshauptleute getrennt voneinander befragt.
Wach auf, Österreich!
Qualität und Verantwortungsbewusstsein sind Gütesiegel der österreichischen Wirtschaft. „Made in Austria“ ist eine bewährte Marke. Doch aufgepasst! Genau in dieser Stärke lauern Gefahren für den Innovationsgeist. In einer schnelllebigen Zeit verliert Österreich zunehmend an Dynamik. Um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, muss über eine Neupositionierung nachgedacht werden. Und das besser heute als morgen, denn die Konkurrenz schläft nicht …
Was Riedersbach im Innviertel mit Frankfurt verbindet
Die Energie AG plant in Riedersbach im Bezirk Braunau einen Rechenzentren-Hub. Passend zum 50. Geburtstag des Internets organisierte das Energieunternehmen eine Reise in die Gigabitcity Frankfurt am Main zum größten Internetknoten der Welt.
Einer für alle, alle für einen
Alle unabhängigen und kostenlosen Gründerunterstützer in Oberösterreich haben mit hub,ert eine Dachmarke gegründet, um den Standort voranzubringen und neue Unternehmen bestmöglich zu unterstützen. Intensive Zusammenarbeit der Institutionen gab es zwar schon vorher, nun wird aber noch weiter über den eigenen Leistungskatalog hinaus gedacht und unkompliziert weitervermittelt.
Innovative Lösungen für alte Probleme
Die Digitalisierung des Güterverkehrs, ein schlauer Algorithmus für Online-Kleider-Shopping und automatisierte Fehlersuche, um Developer zu entlasten: Drei innovative IT-Start-ups aus Oberösterreich im Überblick, die alle ihre jeweilige Branche revolutionieren wollen.
DURCHGESETZT
Wir haben die letzten Sitzungen des Oö. Landtages und des Nationlrates verfolgt und bringen eine Auswahl der Beschlüsse. 183 Abgeordnete sitzen im Nationalrat in Wien – bis September von ÖVP, SPÖ, FPÖ, Neos und Jetzt. Am 23. Oktober trat der neu gewählte Nationalrat mit Abgeordnete von ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grüne und Neos erstmals zusammen. Der Landtag in Linz setzt sich aus 56 Abgeordneten von ÖVP, FPÖ, SPÖ und Grüne zusammen.
PR
Gamechanger! Wie Gaming und Social Media die (Kommunikations-)Welt verändern
Lunik2-Managing-Partner Gerhard Kürner über oftmals immer noch unterschätzte Soziale Medien, welche Kraft Gaming und E-Sport haben und wie man im Business davon profitieren kann.