„Wir müssen einer gesellschaftlichen Verpflichtung nachkommen“
Seit Anfang März gibt es in der PlusCity eine Covid-Teststation für alle Besucher. Wir sprechen nach der Eröffnung mit Eigentümer Ernst Kirchmayr, OÖ Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander, PlusCity-Apotheker und Teststraßen-Betreiber Christoph Lang und dem OÖ-Apothekenkammer-Präsidenten Thomas Veitschegger über das „Safety-first“-Konzept des Einkaufzentrums, wichtige Testanreize für Besucher – und schlechte Planbarkeit für Unternehmer durch zu spät angekündigte Coronaverordnungen seitens der Politik.
Gerade wurde die neue Teststation in der PlusCity eröffnet. Warum hier – und welchen Mehrwert gibt es für die Besucher?
KirchmayrUnser Ziel ist es, alles aus einer Hand anzubieten, gemeinsam mit einem professionellen Partner – für die Sicherheit unserer Kunden. Zusätzlich wollen wir die zahlreichen Gastronomiebetriebe bei der Wiedereröffnung unterstützen, sobald Besuche mit negativen Tests wieder möglich sind. Die Besucher können in Zukunft in die PlusCity fahren, sich hier unkompliziert und kostenlos testen lassen und dann fünfzehn Minuten später mit Freunden oder Familie an einem Tisch sitzen. Das Konzept der Politik, mit negativen Tests wieder den Zugang zu Dienstleistern wie Friseuren zu bekommen, ist eine tolle Idee.
Tests direkt in unmittelbarer Nähe der Dienstleister oder der Gastronomie: Könnte das Konzept der PlusCity Schule machen?
HaberlanderDamit sich Menschen testen lassen, braucht es zwei Dinge: einen Anreiz und ein niedrigschwelliges Angebot. Bei den ersten freiwilligen Massentests war die Beteiligung sehr gering, seitdem mehr Freiheiten wie Friseurbesuche damit verbunden sind, lassen sich die Menschen testen. Die Teststraße in der PlusCity liefert das niedrigschwellige Angebot – Testen muss dort möglich sein, wo sich die Menschen ohnehin bewegen. Ich finde das Konzept großartig.
VeitscheggerDas Konzept ist sicher ein Modellbeispiel für andere Einkaufszentren. Obwohl ich mir viel erwartet habe, hat mich die professionelle Umsetzung überrascht. Die PlusCity ist in Wirklichkeit eine Kleinstadt, was die Anzahl der Besucher und Mitarbeiter betrifft. Hier eine Teststation aufzumachen, ist sicher sinnvoll.
Wird es bei der Wiedereröffnung der Gastronomie und Zugang mit negativem Testergebnis zu einem höheren Andrang kommen? Können die Kapazitäten dann erhöht werden?
KirchmayrSobald das angekündigt wird, wird die Testungs-Nachfrage regelrecht explodieren. Zum Friseur geht man vielleicht einmal im Monat, essen geht man viel öfter. Derzeit haben wir Kapazitäten von 300 Tests täglich in der PlusCity, diese Zahlen lassen sich aber weiter erhöhen. Wichtig wird sein, dass wir früh genug Bescheid bekommen. Generell informiert die Politik Unternehmen viel zu kurzfristig über neue Verordnungen. Als die FFP2-Maskenpflicht eingeführt wurde, mussten wir die ersten Masken sehr teuer kaufen – man hatte keine Wahl. Da produzieren wir aus Unwissenheit Engpässe und horrende Preise. Zudem hatten wir davor millionenfach normale MNS-Masken gekauft. Hätten wir früher Bescheid gewusst, hätte es zumindest die Gelegenheit gegeben, diese zu verkaufen. Generell bezweifle ich die Sinnhaftigkeit mancher Maßnahmen – etwa wenn pro Geschäft nur ein Kunde pro 20 Quadratmeter hineindarf, am Wochenende sich dann aber draußen lange Schlangen bilden, wo die Leute erst recht wieder zusammenstehen.
LangWenn wir nicht wissen, ob wir in zwei bis drei Wochen vielleicht plötzlich 24 Krankenschwestern anstatt sechs brauchen, die in der Teststation Nasenabstriche vornehmen können, wird es schwierig, sich vorzubereiten. Wenn wir für die Gastronomie testen müssen, brauchen wir auch statt 300 vielleicht 600 oder 800 Teststäbchen pro Tag. Wenn ich bei meinem Lieferanten nicht 2.000 sondern 10.000 Stäbchen bestelle, wird der sagen, er kann nicht so viel liefern – oder der Preis wird durch die Knappheit viel höher. Natürlich haben wir sicherheitshalber Reservierungen vorgenommen – aber das geht auch nur bis zu einem gewissen Grad.
Wie sieht die Situation bei den Apotheken aus?
VeitscheggerIch kann nur von meiner eigenen Apotheke sprechen, wo auch getestet wird: Als die Öffnung der Friseure angekündigt wurde, sind unsere Homepage und die Telefonleitung zusammengebrochen, so groß war die Nachfrage. Die Schlange vor dem Betrieb war so lang wie sonst wohl nur in alten sowjetischen Zeiten, und das, obwohl wir alle gemeinsam getestet haben – darauf waren wir nicht eingestellt.
Werden Coronaverordnungen vom Bund, also von der schwarz-grünen Regierung, oft zu spät kommuniziert?
HaberlanderDie Kurzfristigkeit ist sicher eine Herausforderung für uns in Oberösterreich, insbesondere auch für die Unternehmen. Frühere Ankündigungen würden uns auf allen Ebenen mehr Planungssicherheit bringen. Auch bei den Vorgaben, wer Testabstriche machen darf, braucht es Erleichterungen. Abstriche machen ist ja keine Rocket-Science. Da muss das Gesundheitsministerium etwas bewegen, wenn die Gastronomie wieder aufsperren darf, wird das mit den bestehenden Kapazitäten nicht zu schaffen sein. Wir können da nicht beliebig skalieren.
Die PlusCity hat sich als betriebliche Impfstelle beworben, die ab Phase 3 des Impfplans vorgesehen sind, wenn die gesamte Bevölkerung geimpft werden kann. Was erhofft man sich davon?
KirchmayrBequeme und niedrigschwellige Impfungen für etwa 3.000 Mitarbeiter – und in der Folge dann auch ein sichereres Einkaufserlebnis für die Besucher. Wir hoffen auch auf einen Nachholeffekt bei den Besuchern, wenn die Einschränkungen durch die Impfungen irgendwann wegfallen. Bisher haben die Einschränkungen natürlich insgesamt den Umsatz limitiert, nach der Wiedereröffnung haben wir allerdings wieder die gleichen Zahlen geschrieben wie im Vorjahr.
VeitscheggerAuch bei Impfungen gilt: Je niedrigschwelliger das Angebot, desto besser. Wenn die Politik will, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen, wird es auch wichtig sein, die Apotheken einzubinden. 75 Prozent der Apotheken in Oberösterreich bieten Coronatests an, wir können auch in anderen Bereichen noch mehr für die Gesellschaft tun.
Schon vor der Teststation gab es in der PlusCity ein Safety-Konzept. Mit welchen Maßnahmen setzt man noch auf die Sicherheit der Besucher?
KirchmayrWir testen alle Gastronomiebetriebe zweimal pro Woche mit PCR-Tests durch, wir stellen den Besuchern eigene Fiebermessstationen, kostenlose Schutzmasken und einfach zugängliche Desinfektionsmöglichkeiten zur Verfügung. Wir müssen als Unternehmer auch einer gewissen gesellschaftlichen Verpflichtung nachkommen. Und zwar, die Bedürfnisse der Konsumenten möglichst gut zu bedienen. Die Besucher wollen gemeinsam mit anderen Menschen einkaufen gehen, und das möglichst sicher – da geht es auch um die psychische Gesundheit der Menschen._
Das Konzept, mit negativen Tests wieder den Zugang zu Dienstleistern zu bekommen, ist eine tolle Idee.
Ernst Kirchmayr
Eigentümer, PlusCity
Testen muss dort möglich sein, wo sich die Menschen ohnehin bewegen.
Christine Haberlander
OÖ Landeshauptmann-Stellvertreterin
Die neue Covid-Teststation in der PlusCity
Fünf Teststraßen hat die neue Teststation, die Kapazitäten sind auf bis zu acht ausbaufähig. Derzeit können sich bis zu 300 Menschen pro Tag unkompliziert und kostenlos testen lassen. Um das Ansteckungsrisiko zu minimieren, wird mit einer speziellen Belüftungsanlage ein ständiger Luftwechsel vorgenommen, im hinteren Bereich der Station gibt es einen kleinen Arztbereich und Toiletten.
#Weitere Artikel
Innovationstreiber Schutzrechte
Seit mehr als 40 Jahren beschäftigt sich ABP Patent Network mit Sitz in Windischgarsten mit Patent- und Markenrecherchen sowie Gebührenzahlungen für die Aufrechterhaltung von Schutzrechten. USP ist die Spezialsoftware uptoIP, eine intelligente Plattform zur Verwaltung, Weiterentwicklung und Monitoring von Wettbewerbern. Die zielgerichtete Suche nach technologieähnlichen Schutzrechten kann zum Innovationstreiber für Unternehmen werden.
Wie ein enkelfittes Klima in Oberösterreich gelingt
Nur noch achtzehn Sommer bis zum Jahr 2040, dem Zeitpunkt, an dem Österreich klimaneutral sein möchte. Doch sind wir schon auf dem richtigen Weg dorthin? Oberösterreichs Parteien und ihre Strategien. Ein Überblick.
Selbstbewusst durch den Stresstest
In der kalten Jahreszeit erfreuen sich glänzende Eislaufplätze großer Beliebtheit. Einige müssen dabei aufpassen, die Balance zu bewahren und nicht zu stolpern. Ähnlich – spiegelglatt – verhält sich die momentane Marktlage für Betriebe. Schuld sind vielschichtige makroökonomische Einflüsse. Die stellen auch die exportstarke oberösterreichische Wirtschaft vor Herausforderungen. Wie man mit solchen Situationen bestmöglich umgeht, zeigen Branchenvertreter sowie ein Experte aus der Forschung.
„Nicht nur Geschäftsbeziehungen, sondern Freundschaften“
Welche Herausforderungen ergeben sich für Versicherer, wie verändert sich die Branche? Wie hoch ist der Schulungsaufwand für das nötige Know-how und wie berät man richtig? Kathrin Kühtreiber-Leitner, Vorstandsdirektorin der [Oberösterreichischen Versicherung AG](https://www.keinesorgen.at/), im Interview.
„Digitalisierung ist mehr als nur Technologie“
„Österreichische Unternehmen befinden sich bei der Digitalisierung im Mittelfeld – es gibt definitiv noch Luft nach oben“, sagt Klaus Schatz. Er muss es wissen. Schließlich begleitet der Digitalisierungsstratege und Leiter des Bereichs CIO Advisory der [KPMG](https://home.kpmg/at/de/home) heimische Unternehmen bereits seit 15 Jahren dabei, digital fit zu werden. Worauf es ankommt, damit die digitale Transformation gelingt, erklärt er im Interview.
Besser gut beraten
Schon mal mit dem Gedanken gespielt, ein Unternehmen zu (ver-)kaufen? Und sich auch schon den Kopf darüber zerbrochen, wie man dabei am besten vorgeht? Einen Unternehmensberater beauftragen oder doch lieber im Alleingang durchkämpfen? Alexandra Tobin-Vallant, Geschäftsführerin Good two Finance, weiß, was falsch laufen kann, wenn man sich dazu entschließt, keinen Unternehmensberater zu engagieren.
„Jeder kann EINFACH wohlSTAND BILden …
…, jedenfalls dann, wenn er unternehmerisch denkt und für sein Geld die Verantwortung übernimmt“, sagt Wohlstandsbildner Andreas Ogger. Hohe Verluste in jungen Jahren haben ihn gelehrt, die Chancen zu erkennen, wie man zu Beginn auch mit kleinen Geldbeträgen viel bewegen kann – so viel, dass sich schließlich auch ein so kostspieliges Hobby wie das Fliegen aus Kapitalerträgen finanzieren lässt. Zum Interview schwebt ein rotes Flugzeug ein, mit aparten Knickflügeln und Andreas Ogger hinterm Steuer.
„Es ist eine Herkulesaufgabe“
Coronaviren können die Lunge lebensbedrohlich schädigen. Und sie verbreiten sich schnell. So schnell, dass sie eine Pandemie ausgelöst haben. Der Versuch, diese einzudämmen, hat noch etwas geschädigt: das gesamte Wirtschaftssystem. Während Forscher nach einem Mittel gegen die Viren suchen, sind Politiker auf der Suche nach Lösungen, wie die Wirtschaft wieder stark werden kann. Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer über Krisenmanagement.
„Investieren Sie nur in etwas, das Sie auch verstehen“
Vor welche Herausforderungen stellte die Coronakrise Banken? Und wie sorgt man als Privatperson am besten vor? VKB-Generaldirektor Christoph Wurm im Interview.
„Wer sich vorbereitet, wird meist nicht zur Zielscheibe“
Die Fälle von Cyberkriminalität und die dadurch verursachten Schäden nehmen weltweit rasant zu. Auch wenn das Bewusstsein für die Wichtigkeit des Themas in Österreich gestiegen ist, sind besonders KMU oft nicht ausreichend auf den Ernstfall vorbereitet. Dabei braucht es für ein akzeptables IT-Sicherheitsniveau nicht zwingend hohe Investitionen – sondern als ersten Schritt „nur“ ein Ablegen der eigenen Bequemlichkeiten.
Und plötzlich klingelt das ausländische Finanzamt …
Der Weltwirtschaft geht es gut, österreichische Unternehmen nützen das und drängen ins Ausland. Dass im ausländischen Markt auch Steuern anfallen können, wird dabei von manchen mittelständischen Unternehmen aber vergessen, so die leidvolle Erfahrung der Experten der Linzer Steuerberatungskanzlei Icon.
Sommer, Sonne, … Unwetter!
Egal ob Sonne, Regen oder Unwetter – kaum ein anderer Faktor beeinflusst die Wirtschaft so sehr wie das Wetter. Rund 80 Prozent der globalen Weltwirtschaft hängen von der Witterung ab. Wie sich Unternehmen der Wetterabhängigkeit stellen und warum diese in gewisser Weise sogar etwas Positives ist. Ein Schwerpunkt zum Wetter.
Im Kampf gegen Frau Holle
Die Winter werden kürzer, aber intensiver. Frau Holle sorgt in kürzeren Zeiträumen für größere Schneemengen. Maschinenring-Oberösterreich-Geschäftsleiter Christian Reiter darüber, wie das Unternehmen dem Schnee Herr wird.
Kann man auf das Wetter bauen?
Die Sonne brennt vom Himmel, die Luft über den Straßen flimmert und der Duft von glühendem Asphalt zieht in die Nase. Die Arbeit als Asphaltierer ist besonders im Sommer ein Knochenjob. Auch alle anderen Sparten des Baugewerbes sind extrem vom Wetter abhängig. „Dieses Thema ist deshalb für uns von großer Bedeutung“, erklärt Hubert Wetschnig, CEO der Habau Gruppe, die mit rund 5.000 Mitarbeitern und einem jährlichen Bauvolumen von mehr als einer Milliarde Euro einer der größten österreichischen Baukonzerne ist.
Der umtriebige Quereinsteiger
Schlechtes Wetter als Erfolgsfaktor? „Ehrlich gesagt ist mir das Alltagsgeschäft lieber, als wenn 30 Kunden mit Hagelschäden vor der Werkstatt warten.“ Christian Mahrer ist Geschäftsführer von CM-Car und hat sich auf Lack- und Karosseriearbeiten spezialisiert. Unter der Franchisemarke von Lucky Car hat er im Jänner in Leonding, in der Wegscheider Straße 17, seine Werkstatt eröffnet. Beruflich kommt er allerdings aus einer ganz anderen Ecke.
Wie findet man heraus, welche Idee funktioniert?
Dass Unternehmen mit anderen Betrieben zusammenarbeiten, um sich weiterzuentwickeln, ist kein neues Phänomen. Die Logik des Wissensaustausches gebe es seit Jahrhunderten, sagt Oliver Alexy von der TU München. Was sich jedoch geändert hat, ist die Reichweite und Geschwindigkeit, mit der dieser Austausch passiert. Das wird seit der vierten, disruptiven gesellschaftlichen Revolution „Open Innovation“ genannt. Doch was steckt wirklich dahinter? Wer wendet sie wie an? Und welche Gefahren birgt sie?
Wenn Leidenschaft auf Stil abfährt
Ein klassisches Autohaus? Fehlanzeige. The Car Loft, vor vier Jahren von Stefan Reichhart gegründet, möchte sich bewusst abheben und Privat- und Firmenkunden neben einer stilechten Location und Premium-Jungwagen vor allem eines bieten: ein Rundum-sorglos-Paket. Wir besuchen die Location in der Nähe von Freistadt und lassen uns vom Ambiente und der Leidenschaft des Teams inspirieren.
(T)RÄUME zum Auftanken
Beim Auto ist es klar: Nach einer gewissen Kilometeranzahl müssen wir es auftanken oder -laden. Aber wie ist das bei uns selbst? Für alle, die ihre Motivationsreichweite drastisch erhöhen möchten, haben wir hier fünf Tankstellen in Tirol und Südtirol.