WAS macht eigentlich …
Wolltet ihr schon immer einmal wissen, was Forschende tagtäglich in ihrem Arbeitsalltag leisten und welchen Herausforderungen sie dabei begegnen? Wir haben mit einer Forscherin und einem Forscher aus dem UAR Innovation Network gesprochen und sie gefragt, wem sie ihren Job weiterempfehlen können und warum sie sich immer wieder für ihren Beruf entscheiden würden.
… eine Forscherin?
Elisabeth Billich ist Junior Researcher bei Wood K plus und absolviert gerade ihr Doktoratsstudium (PhD). Sie arbeitet in ihrer Forschung an der Entwicklung von biobasierten Klebstoffen.
Das hat mich daran gereizt, in die Forschung zu gehen_Mir hat wissenschaftliches Arbeiten schon immer großen Spaß gemacht. Es gefällt mir, wenn ich das Gefühl habe, an etwas Neuem zu arbeiten und wirklich etwas bewegen zu können. Außerdem kann man sich in der Forschung kreativ austoben und an Lösungen tüfteln, die dann vielleicht in der Wirtschaft Anwendung finden.
Diesen Herausforderungen begegne ich in meinem Arbeitsalltag_Ich muss mir über vieles Gedanken machen, zum Beispiel: Wie funktioniert das Ganze technisch? Wie kann ich die Ressourcen verwenden, um einen biobasierten Klebstoff daraus zu machen? Ist dieser genauso reaktiv und stabil wie ein anderer Klebstoff? Wie ist die Wasserstabilität, was sind die mechanischen Eigenschaften? Und dann geht es natürlich auch um wirtschaftliche Fragen – wie verfügbar die Ressourcen sind, ob es saisonale Schwankungen gibt und ob die Ressourcen in ihrer Reinheit immer gleich sind. All diese Fragen muss ich ständig im Blick behalten.
Persönlich bewegt mich an meinem Job_dass einen PhD zu absolvieren, kein normaler Job ist. Es begleitet einen ständig durch den Alltag, weil man sich sehr mit dem eigenen Projekt identifiziert und sich viel damit beschäftigt. Dazu braucht es eine gewisse Begeisterung, denn sonst würde man nicht drei Jahre oder länger daran arbeiten wollen.
Etwas, das kaum jemand über meinen Beruf weiß_In der Forschung probiert man viele Dinge aus und schaut, ob sie funktionieren. Einige davon werden nicht funktionieren, denn leider wird nicht alles zu Gold – auch wenn wir uns das wünschen würden. Trotzdem ist es ein gewisser Fortschritt und man erlangt mit jedem Scheitern neue Erkenntnisse. Nur weil es für ein System nicht funktioniert, heißt es nicht, dass es umsonst war. Dennoch muss man sich dafür ein dickes Fell zulegen und damit klarkommen, dass man manche Ansätze nicht weiterverfolgen kann, in die man sehr viel Herzblut gesteckt hat.
Diese drei Fähigkeiten braucht es in meinem Job_Neugier, Hartnäckigkeit und Kreativität.
So würde ich meinen Job einem sechsjährigen Kind erklären_Wir haben öfter Veranstaltungen mit Kindern, da erkläre ich meine Tätigkeit gerne so: Ich habe ganz viele verschiedene Stoffe aus Pflanzen, die schmeiße ich alle zusammen in einen Topf und koche sie eine Weile, bis ich etwas Zähflüssiges vor mir habe. Wie einen Bastelkleber, den du im Fachgeschäft kaufen kannst. Und dann sehe ich mir an, wie schnell er trocknet, wie fest er aushärtet, ob ich ihn gut auseinanderziehen kann oder ob mir etwas, das ich damit geklebt habe, gleich wieder auseinanderfällt.
Die größten Vorteile an einem Job in der Forschung sind_Einerseits die persönliche Entwicklung. Ich darf hier nicht nur meinen PhD machen, sondern ich sehe es generell als eine Form der Weiterbildung. Ich durfte bereits unheimlich viel lernen und bin jetzt schon um einiges klüger als noch am Anfang. Und andererseits das Netzwerk, das man dadurch erlangt. Ich habe sehr viele tolle Leute kennengelernt und auch neue Freunde gefunden.
Wenn ich mich noch einmal entscheiden könnte, würde ich meinen Beruf wieder wählen, weil_er sehr erfüllend ist, viel Spaß macht, ich ständig Neues lernen kann und dabei Fortschritte in meiner Arbeit mache.
… ein Forscher?
Muaaz Abdul Hadi hat als Senior Researcher seinen PhD bei Pro²Future im November 2023 erfolgreich abgeschlossen und arbeitet nun mit einem Team daran, ein Startup aufzubauen, das Materialfehler in Maschinenprozessen identifiziert.
Das war meine Motivation, in die Forschung zu gehen_Meine Motivation entsteht aus einer großen Neugierde heraus. Ich wollte schon immer die Grundlagen der Dinge hinterfragen und diese Neugierde hat mich über meine gesamte Forschungskarriere hinweg begleitet.
Der bisher größte Erfolg in meiner Karriere_war es, meinen PhD in kurzer Zeit erfolgreich abzuschließen und die Zusage für ein Spin-off-Fellowship von FFG zu bekommen. Gemeinsam haben wir es geschafft, dafür ein großartiges Team an Forschenden aufzustellen, die an der Entwicklung unseres Produkts arbeiten. Unsere Prozesse identifizieren Materialfehler während der Maschinenphase, zum Beispiel beim Fräsen. Der nächste große Erfolg wird dann die Gründung eines Startups, in dem ich CEO sein werde. Dafür sind wir gerade auf der Suche nach Partnern aus der Industrie, die unsere Forschung anwenden möchten.
So sieht ein typischer Arbeitstag aus_Das hängt ganz von den Zielen des jeweiligen Tages ab. Wenn ich an einem bestimmten Problem oder einem Bug im Code arbeite, kann ich bei der Arbeit völlig die Zeit aus den Augen verlieren, bis ich eine Lösung gefunden habe. An anderen Tagen ist der Ablauf sehr strukturiert. Wenn ich mit meinem sechsköpfigen Team am Spin-off-Fellowship arbeite und versuche, unser Produkt marktfähig zu machen, dann sind wir in vielen Abstimmungsterminen und suchen gemeinsam Lösungen für Herausforderungen.
Diese drei Worte verwende ich am öftesten in meiner täglichen Arbeit_Innovation, Kollaboration und Problemlösung.
Ein Missverständnis über meinen Beruf, das ich gerne aus der Welt schaffen würde, ist_dass die Forschenden sehr unabhängig von der Industrie arbeiten, denn in der Realität kann Forschung sehr industriefokussiert sein und Lösungen für reale Probleme finden. Vor allem Kompetenzzentren wie Pro²Future sind sehr verbunden mit der Industrie.
Darum würde ich meinen Karriereweg jederzeit wieder so wählen_weil ich immer neugierig bin und dadurch die Chance habe, etwas zu bewegen.
Meine größten Stärken_sind meine Ausdauer und Beharrlichkeit. Ich bleibe konzentriert und fokussiere mich auf die langfristigen Ziele, um die Vision zu erreichen, egal wie herausfordernd die Reise auch sein mag.
In der Forschung zu arbeiten, würde ich all jenen empfehlen, die_sich für Veränderung interessieren und die bereit sind, ein komplexes Problem zu lösen. Während eines PhD kann man sich unbeantworteten Fragen widmen und eine Nische für sich entdecken. Das hat großes Potential, wichtige Wertschöpfung zu erzielen, sei es durch die Weiterentwicklung der Wissenschaften oder die Lösung von alltäglichen Herausforderungen._
Redaktion
- Melanie Kashofer
Fotos
Gettyimages, privat, Hannes Winkler