
Wo geht’s hier zum TRAUMjob?
Egal ob wir ganz am Anfang unseres Karriereweges stehen oder auf halber Strecke mal innehalten – irgendwann stellen wir uns die Frage: Welcher Weg führt eigentlich zu meiner Berufung? Gut, dass wir Petra Destinger vom AMS Oberösterreich treffen, um sie nach eben diesem Weg zu fragen. Um dabei herauszufinden, warum es dazu gerne auch mal Umwege braucht und wie man sich bei dichtem Nebel freie Sicht verschaffen kann.
„Ich möchte mal Kindergartenpädagogin oder Lehrerin werden.“ Davon war Petra Destinger als Kind überzeugt. Sie probierte viel aus, hat einen Schul- und Studienwechsel hinter sich, um dann zu merken, dass es doch nicht das Richtige für sie ist. „Während meiner Studienzeit habe ich viele verschiedene Studentenjobs gehabt und so einen guten Einblick in Berufe und Unternehmen bekommen und auch erkannt, was ich auf keinen Fall machen möchte“, erzählt Petra Destinger, die auch als Journalistin gearbeitet hat und im Marketing tätig war, bevor es sie zum AMS verschlagen hat. Und genau dort schließt sich der Kreis wieder – „im Berufsinfozentrum habe ich wieder mit Schulkindern zum Thema Berufsorientierung gearbeitet.“ Mittlerweile ist sie für die Koordination der fünfzehn Berufsinfozentren der AMS-Bezirksstellen zuständig und arbeitet in der Marketing- und Öffentlichkeitsabteilung. „Ich kann nun all meine Kompetenzen, die ich erworben habe, gut einsetzen.“
Geschichten, die Mut machen
Heute setzt sie sich dafür ein, dass auch andere Menschen in Oberösterreich genau das eines Tages von sich behaupten können. „Es gibt viele inspirierende Geschichten von Menschen, die durch die Beratung in einem BIZ ihre wahre Berufung gefunden haben.“ Sie erinnert sich zum Beispiel an eine Frau, die 2016 mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern aus Rumänien nach Österreich gekommen ist. „Sie hat über das AMS eine verkürzte Lehrausbildung zur Speditionskauffrau erfolgreich absolviert, hat sich im Unternehmen gut integriert und kam ins BIZ, um über Weiterbildungen zu sprechen. Im Beratungsgespräch haben wir herausgefunden, dass es eine Möglichkeit für ein berufsbegleitendes Studium im Bereich ‚International Logistik Management‘ in Steyr gibt.“ Mutig habe sie den Schritt gewagt, das Studium abgeschlossen und in eine Führungsposition im selben Unternehmen gewechselt.
„Auch ein HTL-Absolvent kam zu mir. Er hat mit Auszeichnung maturiert und wollte über das AMS einen Job suchen. Ich habe ihn gefragt, warum er nicht studieren wolle.“ Der Grund war, dass seine Eltern nicht die finanziellen Möglichkeiten dazu hatten. „Wir haben uns dann Studienplätze angesehen, Stipendien beantragt und nach Studentenjobs gesucht – so hat er sein Informatikstudium in Linz begonnen.“ Dann erzählt Petra Destinger auch noch von einem Kunden, der sich bei ihr erkundigte, wie man hauptberuflich Tanzlehrer werden könne. „Heute hat er seine Leidenschaft zum Beruf gemacht.“ Damit das gelingen kann, brauche es Zeit, um sich intensiv mit sich selbst, den Marktgegebenheiten und einem langfristigen Plan auseinanderzusetzen – so könne man die Grundlage für eine erfolgreiche und erfüllende berufliche Zukunft legen.
Bleiben oder wechseln?
Wer unsicher ist, ob er den Job wechseln soll, dem rät Petra Destinger, sich folgende Fragen zu stellen:
#1 Was mag ich an meinem aktuellen Job? Gibt es Aspekte, die mir Freude bereiten oder Erfüllung geben? Das können Arbeitsaufgaben, Kollegen oder auch die Unternehmenskultur sein.
#2 Was stört mich an meinem Job? Welche Elemente machen mich unzufrieden – sei es das Arbeitspensum, mangelnde Entwicklungsmöglichkeiten, der Arbeitsdruck oder die Unternehmenskultur.
#3 Handelt es sich dabei um kurzfristige Frustrationen (etwa durch Stress oder vorübergehende Arbeitsbelastung) oder langfristige Probleme?
#4 Was sind meine eigenen langfristigen beruflichen Ziele? Passen sie noch zu meiner aktuellen Position oder meinem Karriereweg? Möchte ich mehr Verantwortung, eine andere Arbeitsumgebung oder mich in einem ganz neuen Bereich entwickeln?
#5 Gibt es Alternativen, die besser zu mir passen?
#6 Ganz wichtig: Ist ein interner Wechsel möglich? In manchen Fällen bietet ein Wechsel in eine andere Abteilung oder eine neue Position innerhalb des Unternehmens neue Perspektiven, ohne dass man das Unternehmen verlassen muss.
Wegweiser zur Berufung
# Klarheit
Was sind meine eigenen Stärken und Interessen? Sich darüber klar zu werden, sei für viele die größte Herausforderung, erzählt Petra Destinger. „Die meisten wissen sofort, was sie nicht können, aber zu formulieren, worin sie gut sind, fällt schwer.“ Oft herrsche auch eine Angst vor dem Scheitern – davor, im „falschen“ Beruf zu landen, Prüfungen nicht zu schaffen, Anforderungen nicht gerecht zu werden. Das halte vor allem Frauen davon ab, mutige Entscheidungen zu treffen. „Durch den Einsatz von gezielten Methoden und Tools finden unsere Berater und Beraterinnen gemeinsam mit den Menschen heraus, welche Stärken und Talente sie haben.“ Nicht selten komme gerade bei Erwachsenen heraus, was sie früher einmal werden wollten, obwohl sie aus verschiedensten Gründen einen anderen beruflichen Weg eingeschlagen haben – mit dem sie nun unzufrieden sind. „Natürlich muss oft auch über die Diskrepanz zwischen Traum und Realität informiert werden. Manchmal gibt es eine Lücke zwischen der Vorstellung eines Traumjobs und den realen Arbeitsbedingungen.“
# Unterstützung
Wie können eigentlich Eltern von Anfang an ihre Kinder dabei unterstützen, sich für die passende Ausbildung und schließlich für den richtigen Beruf zu entscheiden? Der gut gemeinte Rat sei nicht immer der beste: „Eltern haben oft bestimmte Vorstellungen davon, welche Berufe ‚gut‘ oder ‚erfolgreich‘ sind. Und das kann dazu führen, dass Kinder zu Entscheidungen gedrängt werden, die nicht den eigenen Wünschen entsprechen“, weiß Petra Destinger. Eltern sollten aber gerne Feedback geben, was sie als die stärksten Fähigkeiten und Talente ihrer Kinder sehen. „Gemeinsam mit ihrem Kind können sie prüfen, welche Arbeitsmöglichkeiten es im gewünschten Beruf in ihrem Umfeld gibt.“ Praktische Erfahrung – etwa in Form von Praktika oder Schnuppertagen in einem Unternehmen – helfe, um einen Einblick in die Berufswelt zu bekommen.
# Ziele
Den richtigen Arbeitgeber zu finden, sei eine entscheidende Aufgabe für die berufliche Zufriedenheit und den langfristigen Erfolg. Petra Destinger rät daher, zuerst für sich selbst die eigenen Bedürfnisse und Ziele zu klären. „Dazu sollte man seine eigenen Karriereziele definieren, wie etwa: Möchte ich in einer bestimmten Branche oder Rolle wachsen, Führungsverantwortung übernehmen oder in einem internationalen Umfeld arbeiten?“ Durch Recherche in den sozialen Medien, auf der Website, in Netzwerken und auf Messen kann man schon viel über ein Unternehmen erfahren und sich über Arbeitsbedingungen, Benefits, Firmenkultur und Mitarbeiterentwicklung erkundigen. „Und dann kann man entscheiden, ob es matcht oder nicht.“
# Bauchgefühl
Selbst wenn alle objektiven Kriterien stimmen, ist es entscheidend, ob man sich bei einem Arbeitgeber wohlfühlt und sich vorstellen kann, hier langfristig viel Zeit zu verbringen. „Intuition und Bauchgefühl sollte man dabei immer berücksichtigen.“
# Neuanfang
Auf die Frage, ob es für einen beruflichen Neuanfang irgendwann zu spät sei, antwortet Destinger prompt: „Für einen Neuanfang ist es tatsächlich nie zu spät, ganz im Gegenteil, es gibt viele positive Beispiele, die ich erlebt habe.“ Menschen in der Mitte ihres Berufslebens, die sich beruflich neu orientieren möchten, stünden oft vor komplexen Entscheidungen. Meist sind dabei die finanzielle Komponente und etwas Mut sehr wichtig. „Wir unterstützen und begleiten dabei, um Klarheit zu gewinnen und Entschlossenheit für die nächsten Schritte zu fassen.“ Selbstreflexion, Zielsetzung, Stärkenanalyse und eine realistische Planung spielen dabei eine wesentliche Rolle._
Berufswahl – eine Frage der Generation?
Gilt natürlich nicht für alle – aber Petra Destinger vom AMS Oberösterreich nimmt einige Generationenunterschiede bei der Berufswahl wahr.
Babyboomer_priorisieren Sicherheit, Stabilität, Loyalität und Karriereaufstieg in Form von hierarchischen Mustern.
Gen Z_sucht nach Flexibilität, persönlicher Erfüllung, sinnvoller Arbeit und einem wertebasierten Arbeitsumfeld.
Kommunikation_Telefonieren und E-Mails schreiben? Das mögen Jugendliche gar nicht gerne. Sie sind Digital Natives und bevorzugen schnelle, transparente Kommunikation über digitale Kanäle. E-Mails gelten oft als zu langsam, stattdessen bevorzugen sie Messaging-Apps oder Videocalls. Babyboomer mussten erst lernen, sich an die technologischen Veränderungen anzupassen. Für viele war das eine Umstellung, weil sie in einer Zeit ohne Internet und Computer begannen; sie bevorzugen immer noch traditionelle Kommunikationswege, telefonieren lieber und suchen eher das persönliche Gespräch. Trotz dieser Unterschiede gibt es auch Gemeinsamkeiten, vor allem in der Bedeutung von Weiterbildung, lebenslangem Lernen und dem Wunsch nach beruflichem Erfolg – auch, wenn dieser Erfolg unterschiedlich definiert wird.
Redaktion
- Susanna Winkelhofer
Fotos
Gettyimages, AMS OÖ