„Kein Tag wird je wieder so langsam wie der heutige“
So treffend formuliert Markus Roth, Fachgruppenobmann der Fachgruppe UBIT der WKOÖ, die aktuelle Situation rund um die Digitalisierung, Automatisierung und Innovation der oberösterreichischen Wirtschaft. Im Gespräch erzählt er, warum es sich lohnt, mit der Zeit zu gehen, wieso es mit Fortschritten der KI mehr Spezialisten braucht und was ihn persönlich an seiner Arbeit bewegt.
Seit zehn Jahren schon setzt sich Markus Roth mit seinem Team für die knapp 10.000 Mitglieder der Fachgruppe Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT) ein. Anfangs faszinieren ihn aus der eigenen beruflichen Erfahrung heraus die Themen rund um Digitalisierung und Industrie besonders. Schnell merkte er allerdings, wie vielschichtig der Arbeitsbereich der UBIT-Mitgliedsbetriebe ist, wie viel die Unternehmen verändern und welche Erfolgsgeschichten sie für die Wirtschaft schreiben. „Wir können mit und für unsere Betriebe das eigene Bundesland ein Stück besser machen – was gibt es Schöneres!“, kommt Roth ins Schwärmen.
Dass es nicht immer leicht ist, für die Betriebe das Beste herauszuholen, weiß er aber ebenso. Die internationale Konkurrenz, gerade in der auftraggebenden Wirtschaft, wird immer größer, was unter anderem mit den Lohn- und Lohnnebenkosten zusammenhängt. Darüber hinaus heißt es, mit der Digitalisierung Schritt zu halten und neue KI-Tools erfolgreich zu nutzen.
Herausforderungen und Chancen durch KI
Die KI beschäftigt alle drei Berufsgruppen der UBIT stark. Die Betriebe der Unternehmensberatung einerseits, weil sie selbst diese Tools einsetzen, und andererseits, weil sie ihre Kundinnen und Kunden dahingehend beraten müssen. „Unternehmensberaterinnen und -berater werden leider dann, wenn sie am meisten gebraucht werden, am seltensten gebucht. Nämlich, wenn große Veränderungen in einem Unternehmen anstehen und die Auslastung vielleicht nicht so hoch ist. Genau dann sollte man aber auf sie setzen, um wieder den richtigen Weg zu finden.“
Die große Herausforderung für den IT-Bereich, die zweite Berufsgruppe der UBIT, ist momentan, eine für die Kunden integrierte KI-Strategie zu entwickelt. Denn viele Unternehmen machen den Fehler, sich von Tools wie ChatGPT Wunder zu erwarten. Was dabei vergessen wird: Diese Tools sind für die Allgemeinheit und nicht für die eigenen Prozesse gebaut. „Wenn man hier nach dem Pareto-Prinzip vorgeht, mit wenig Aufwand 80 Prozent der Prozesse irgendwie unterstützt und die restlichen 20 Prozent ignoriert, werden sich grobe Fehler einschleichen und sogar ganze Systeme zusammenbrechen.“ Darum braucht es mehr denn je Expertinnen und Experten mit einem ganzheitlichen Überblick, sowie für individualisierte IT-Lösungen. Darüber hinaus beschäftigt sich die Branche sehr stark mit dem Thema Sicherheit. „In die IT-Security zu investieren, ist für jedes Unternehmen gut angelegtes Geld.“
In die Buchhaltung, die dritte Berufsgruppe der UBIT, hat die KI ebenso Einzug gefunden, kann aber oft keine richtige inhaltliche Zuordnung liefern. Um die Belege tatsächlich im Griff zu haben und die Zahlen verstehen zu können, ist die menschliche Komponente nicht zu vernachlässigen. „Vor allem, weil sich alles so rasch verändert, dass Unternehmen in einer Geschwindigkeit reagieren müssen, die so noch nie da war.“ Das meint Roth also, wenn er sagt: „Kein Tag wird je wieder so langsam wie der heutige!“
Ein großes Umdenken
Für Unternehmen lohnt es sich in jedem Fall, sich intensiv mit der Digitalisierung auseinanderzusetzen und dabei gleichzeitig auf Expertinnen und Experten zu vertrauen. Nur dann haben sie die Chance, einen Vorteil gegenüber Wettbewerbern zu erlangen. „Viele Unternehmen sind aktuell durch den starken Wandel in der Wirtschaft mit mehreren Baustellen auf einmal konfrontiert. Darum sind wir alle stark gefordert, rasch Lösungen zu finden.“
Roth glaubt, dass es in den kommenden Jahren zu einem massiven Umdenken kommen wird. „Ich bin davon überzeugt, dass in Zukunft jedes erfolgreiche Unternehmen ein KI-gesteuertes IT-Unternehmen sein wird, seien es Handwerksbetriebe, Unternehmen in der Industrie oder im Handel.“ Alles, was an Automatisierung passieren kann, wird laut ihm passieren. Das Zwischenmenschliche wird allerdings bleiben und in vielen Bereichen an Bedeutung gewinnen. „Wie genau sich die Welt wandelt, kann ich nicht voraussagen, aber ich denke, wir werden in fünf Jahren auf die jetzigen Entwicklungen so zurückblicken, wie wir aus heutiger Sicht 100 Jahre in die Vergangenheit sehen.“_
#Who?
Mit nahezu 10.000 Mitgliedern gehört die Fachgruppe Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT (UBIT) zu den größten und dynamischsten Fachgruppen der WKO Oberösterreich. Sie bündelt die Stimmen und Interessen der Unternehmerinnen und Unternehmer aus den drei Bereichen und trägt sie an die Behörden, die Politik und die Wirtschaft weiter.
Redaktion
- Melanie Kashofer
Fotos
Gettyimages, Peter Baier