Eine Stadt wird digital
Linz schlägt einen neuen Weg ein. Einen Weg in die digitale Zukunft. Und wie dieser aussieht? Vielfältig und innovativ. Wenn eine Stadt digital wird, dann hat das viele Facetten. Das zeigt die Stadt Linz. Wir stellen einige Projekte vor, die die Zukunft von Linz prägen sollen.
#1 Es beginnt bei den Menschen
Eine führende Rolle im Wandel zum digitalen Linz spielt Ulrike Huemer, seit 2020 Magistratsdirektorin der Stadt Linz. Als eine der einflussreichsten 100 Personen im Bereich digitale Verwaltung – ein Titel, den sie 2019 erlangte – gibt es wohl kaum jemanden Geeigneteren, der die Stadt in eine digitale Zukunft führen kann. Unter dem Leitsatz „Verwaltung neu denken“ wurden die Grundpfeiler einer innovativen Stadtgestaltung gesetzt. Linz hat die Digitalisierung nicht nur als technische Herausforderung betrachtet, sondern als Chance, die Organisationskultur neu zu gestalten. „Im Kern ist es eine Transformation der Haltung aller Akteure in der Stadt Linz. Ein großer Change für die Organisation und die Menschen, die hier oftmals seit Jahrzehnten tätig sind“, beschreibt Huemer den Veränderungsprozess. Dabei gehe es einerseits darum, die Leistungen der Vergangenheit wertzuschätzen, und andererseits die Veränderung der Denk- und Arbeitsweisen voranzutreiben und Widerstände zu bewältigen.
Auf das Resultat ist Huemer durchaus stolz: Durch die Einführung flächendeckender Prozess- und Projektmanagementstandards und einer umfassenden Datenstrategie wurde eine solide Basis für eine erfolgreiche Transformation geschaffen. Doch der Wandel geht weit über technologische Neuerungen hinaus. Im Mittelpunkt steht eine Kultur des Miteinanders (Stichwort: #teammagistratlinz), in der Transparenz, Kommunikation und ein respektvolles Arbeitsumfeld großgeschrieben werden. Eine offene Feedback- und Fehlerkultur sowie kreative Formate wie Townhall-Meetings beziehen die Mitarbeitenden mit ein und motivieren. Die Modernisierung des Arbeitsplatzes mit flexibler Arbeitszeit und großzügigen Homeoffice-Regelungen trägt ebenfalls zur Steigerung der Zufriedenheit und Produktivität bei. So viel Veränderung, aber wozu denn? „Eine starke Unternehmenskultur ist nicht nur ein weicher Faktor, sondern hat einen klaren Einfluss auf den Erfolg der digitalen Transformation. Sie ist das Fundament, auf dem Innovation und Wandel gedeihen können“, ist Huemer überzeugt.
#2 Jeder schaut auf Linz
Ein Müllberg an der Straßenseite, eine kaputte Laterne oder eine defekte Schaukel am Spielplatz – das sind Dinge, die den Alltag vieler Menschen beeinträchtigen und einfach nur nerven. Sich dann noch extra hinsetzen und das Ganze in ein aufwendiges Formular tippen? Genauso nervig. Doch ohne eine Meldung bei der zuständigen Stelle kann nichts gemacht werden. Das weiß auch die Stadt Linz und hat deshalb seit Anfang 2013 mit dem Service „Schau auf Linz“ einen direkten, digitalen Draht zur Stadtverwaltung geschaffen, der es den Bürgern und Bürgerinnen ermöglicht, schnell und unkompliziert Mängel zu melden. Dieser Service wurde heuer auf ein neues Level gehoben: Mit der „Schau auf Linz“-App können Mängel noch schneller und einfacher gemeldet werden. Ein defektes Straßenschild? Eine wilde Müllablagerung? Einfach ein Foto machen, die passende Kategorie auswählen und die Meldung abschicken – fertig! Die App übermittelt die Meldungen direkt ins Ticketsystem der Stadtverwaltung, wo sie umgehend bearbeitet werden.
Mit der Einführung der neuen „Schau auf Linz“-App zeigt die Stadt Linz, dass sie technologisch up to date bleibt und dabei den menschlichen Umgang nicht aus den Augen verliert. Effizienz durch Digitalisierung, mit weiterhin persönlichem Kontakt, lautet die Devise. Die App sorgt dafür, dass die Kommunikation zwischen den Bürgern und Bürgerinnen und der Stadtverwaltung einfacher und direkter wird. Dadurch können Probleme schneller erkannt und behoben werden, was die Lebensqualität in Linz deutlich verbessert. Besonders praktisch ist, dass die App rund um die Uhr genutzt werden kann. Egal ob am Wochenende oder spät in der Nacht – Meldungen können jederzeit abgeschickt werden. Das sorgt nicht nur für eine höhere Effizienz bei der Bearbeitung der Anliegen, sondern auch für mehr Zufriedenheit. Die Linzerinnen und Linzer müssen nicht mehr während der Bürozeiten anrufen oder extra E-Mails schreiben, sondern können ihre Anliegen sofort und unkompliziert mitteilen.
Darüber hinaus fördert die „Schau auf Linz“-App das bürgerschaftliche Engagement. Sie bietet den Menschen in Linz eine niederschwellige Möglichkeit, aktiv zur Verbesserung ihrer Stadt beizutragen. Jeder kann mithelfen, Linz sauberer, sicherer und lebenswerter zu machen. Und das ohne großen Aufwand. Diese Form der Bürgerbeteiligung stärkt das Gemeinschaftsgefühl und zeigt, dass jeder Einzelne etwas bewirken kann. Die Stadtverwaltung profitiert ebenfalls von der neuen App. Durch die unmittelbare und schnelle Meldung von Mängeln können diese zügig bearbeitet und behoben werden. Das führt zu einer effizienteren Arbeitsweise und spart Zeit und Ressourcen. Gleichzeitig erhält die Stadtverwaltung wertvolle Daten, die helfen, wiederkehrende Probleme zu identifizieren und langfristige Lösungen zu entwickeln. Die „Schau auf Linz“-App soll somit ein wichtiger Schritt in Richtung einer modernen und bürgernahen Verwaltung sein.
#3 Die ganze Stadt auf einen Klick
Wie viele Kinder werden aktuell in städtischen Einrichtungen betreut? Wie hoch ist der aktuelle Donaupegel? Egal, welche Fragen man über Linz hat – das neu entwickelte Linzer City Dashboard hat die Antworten. Dieses digitale Werkzeug bietet Linzerinnen und Linzern einen umfassenden Einblick in alle relevanten Aspekte des städtischen Lebens. Es vereint eine Vielzahl an Informationen und ermöglicht es den Nutzern, auf einen Blick aktuelle Daten zu Themen wie Mobilität, Umwelt und Wirtschaft zu erhalten – ob es nun darum geht, die neuesten Mobilitätsdaten abzurufen, die aktuellen Umweltbedingungen zu überprüfen oder die neuesten wirtschaftlichen Kennzahlen der Stadt zu erfahren: Als digitales und vor allem aktuelles Schaufenster macht das City Dashboard die städtische Realität transparent und verständlich. Die kontinuierliche Aktualisierung der Daten garantiert, dass die Nutzer immer Zugang zu den neuesten und präzisesten Informationen haben.
Seit seiner Einführung im Juni dieses Jahres steht das Dashboard allen Bürgern und Bürgerinnen offen und kann online aufgerufen werden. Damit stellt die Stadt Linz sicher, dass jeder einen unkomplizierten Zugang zu wichtigen städtischen Daten hat, ohne auf mühsame Recherche angewiesen zu sein. Es ist ein Schritt in Richtung mehr Transparenz und Bürgernähe, der die digitale Weiterentwicklung der Stadt unterstreicht.
#4 Die Linzer KI-Strategie
KI? KI! Aber nur mit der richtigen Strategie. Auch als Stadt darf man vor dem Trend der Künstlichen Intelligenz nicht zurückschrecken, so viel ist klar. Aber um das meiste für Bürger und Mitarbeiterinnen herauszuholen, braucht es einen Fahrplan. Das hat die Stadt Linz erkannt und stellte im März 2024 eine neue KI-Strategie vor. Diese schafft den strategischen Rahmen für KI-Projekte und -Services und garantiert eine agile und zukunftsorientierte Stadtentwicklung. Die Ziele: die Verwaltung effizienter zu gestalten, Bürgerservices zu verbessern und die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern.
Verantwortlich dafür, dass die KI-Welle richtig geritten wird, ist eine zentrale Anlaufstelle – die „Pionier*innengruppe“. Diese identifiziert Einsatzgebiete für KI, unterstützt bei der Konzeptentwicklung sowie der Umsetzung. Was konkret auf der Agenda steht? Bescheide in einfacher Sprache, die Protokollierung von Gemeinderatssitzungen und die Erfassung des öffentlichen Raums sind nur einige der zahlreichen Beispiele, wie die Stadt KI-Technologien zu ihrem Vorteil nutzen möchte. Im Fokus steht, Linz weiter zu stärken und auf die Zukunft vorzubereiten.
#5 Alles gesammelt im Mediahub
Ganz schön viele Infos sind es, die täglich in den städtischen Betrieben, ausgelagerten Organisationen und kulturellen Einrichtungen von Linz produziert und verbreitet werden. Von Presseabteilungen über Blogs bis hin zu Social-Media-Kanälen wie Facebook – die Kommunikation ist vielseitig und dezentral organisiert. Die Erstellung und Verbreitung hochwertiger Inhalte kosten Zeit und Geld. Die Reichweite: In Relation zum Aufwand überschaubar; und viele Inhalte kommen nicht da an, wo sie eigentlich hingehören.
Um das zu ändern, hat Linz eine Lösung in Aussicht: In Zusammenarbeit mit dem Linzer Startup Newsadoo wird über einen Mediahub der Stadt Linz nachgedacht, der den gesamten Content bündelt, vollautomatisch und thematisch strukturiert sowie zentral bereitstellt. Damit könnte die Wirkung der eingesetzten Ressourcen vielfach verstärkt werden, ist Newsadoo-Gründer und CEO David Böhm überzeugt.
„Der qualitative und in der Regel positive Content kann automatisiert in alle digitalen Kanäle der Stadt integriert und dort ausgespielt werden sowie thematisch und zielgruppenspezifisch auch extern bereitgestellt und kanalisiert werden. Digitale Lösungen der Stadt können damit ohne personellen Aufwand vollautomatisch inhaltlich bespielt und der Informationsfluss in Richtung aller Stakeholder sowohl in der internen als auch in der externen Kommunikation wesentlich verbessert werden“, erklärt Böhm. Intern stärkt der automatisierte Austausch das Wir-Gefühl und die Vernetzung der verschiedenen städtischen Betriebe und Einheiten. Alle Aktivitäten sind in Echtzeit über das Intranet einsehbar, ohne dass jemand manuell eingreifen muss. Mit dieser zentralen Struktur behält man außerdem den Überblick über die Kommunikationsaktivitäten aller Abteilungen und Organisationen. Das erleichtert nicht nur die Auswertung, sondern auch das Setzen von inhaltlichen Schwerpunkten.
Auch ein Meilenstein für das Intranet ist im Gespräch. Es soll auch externen Content rund um Linz anbieten. Gelingen könnte das, indem externe Quellen wie Linz Linien, Linz AG, Flughafen Linz, Liwest und verschiedene Kultureinrichtungen eingebunden werden – damit wird der Mediahub noch umfassender. Die Vision ist klar: Durch die Newsadoo-Lösung kann der passende Content in allen digitalen Anwendungen der Stadt automatisch kanalisiert werden.
Es wären also zwei Fliegen mit einer Klappe möglich: sich intern besser zu vernetzen und organisieren, aber auch extern einheitlich, informativ und aktuell aufzutreten. Der Mediahub ist ein zentrales Werkzeug für effiziente Kommunikation und vielleicht schon bald für eine moderne Verwaltung in Linz._
Redaktion
- Zofia Wegrzecka
Fotos
Gettyimages, Peter Baier, Antje Wolm