Green? Deal!
Wenn bei der Kommunalkredit die Rede davon ist, auf Sparkurs zu sein, dann in einem anderen Kontext, als man es bei einer Bank zunächst vermuten würde. Gemeint sind Einsparungen von CO2-Emissionen. In Projekte, die diese ermöglichen, investiert der Spezialist für Infrastruktur- und Energiefinanzierungen nämlich ganz bewusst.
„Wir wollen die Energiewende beschleunigen und Dekarbonisierung vorantreiben“, erklärt Kommunalkredit-CEO Bernd Fislage das vermeintlich einfache Prinzip hinter der Strategie, die seine Bank seit Jahren verfolgt. Bereits 2021 investierte man durch den Bau der größten Elektrolyseanlage Österreichs in der OMV-Raffinerie Schwechat in die Produktion von grünem Wasserstoff. Jährlich bis zu 1.500 Tonnen grüner Wasserstoff sparen hier ab der Inbetriebnahme in diesem Herbst bis zu 15.000 Tonnen an CO2-Emissionen ein. Darüber hinaus folgte heuer die Beteiligung an der Finanzierung für den Bau des weltweit ersten Stahlwerks, das grünen Stahl auf Basis von grünem Wasserstoff und Strom produziert. Das Werk in Nordschweden hat eine Anfangskapazität von 2,5 Millionen Tonnen und spart aufgrund des innovativen Produktionsverfahrens rund 95 Prozent der CO2-Emissionen im Vergleich zur konventionellen Stahlproduktion ein.
„‚H2 Green Steel‘ ist die weltweit fortschrittlichste Anlage zur Herstellung von nahezu emissionfreiem Stahl. Wir begrüßen nicht nur diesen innovativen Ansatz, sondern sind vielmehr überzeugt, dass dies der richtige Weg ist“, so Fislage. Ein Projekt, das es in sich hat – auch finanziell. Das Finanzierungspaket beläuft sich in Summe auf 6,5 Milliarden Euro, davon stellt die Kommunalkredit 100 Millionen Euro und ist so der zweitgrößte Kreditgeber im Rahmen der Junior Debt Facility. „Wir sind stolz darauf, dieses Leuchtturmprojekt zu unterstützen und einen Beitrag zu einer grüneren Zukunft zu leisten.“ Mit Blick auf die ambitionierten Ziele des europäischen Green Deals setzt die Bank auf einen sauberen Energieträger, der vielversprechend ist. Wie sehr, weiß Christoph Güntner, Renewables-Experte der Kommunalkredit.
„Die Welt braucht Wasserstoff“
Unser Status als Spezialist für nachhaltige Infrastruktur ermöglicht es, dass wir uns sehr fokussiert und engagiert mit Technologien auseinandersetzen können, an die wir glauben und in die wir in weiterer Folge auch investieren“, so Güntner. Know-how über erneuerbare Energien, Kreislaufwirtschaft und die Energiewende seien Teil des Portfolios, das die Grundlage für diese Vorreiterrolle bietet. „Uns ist bisweilen keine Bank bekannt, die in einen Elektrolyseur investiert hat, der kurz vor der Inbetriebnahme steht.“ Diesen Pioniergeist brauche es, um das Feld für Zukunftstechnologien proaktiv aufzubereiten. Denn bei anderen, vor allem großen Banken, zähle Innovationskraft auf diesem Gebiet nicht gerade zu den Stärken. „Aber auch diese Player wird es brauchen. Wenn sich der Markt etabliert hat, werden hohe Finanzierungsvolumina zu stemmen sein, die nur mithilfe internationaler Großbanken zu bewältigen sind.“
Bis dahin geht die Kommunalkredit, mit gutem Beispiel voran. „Bei der Wasserstoffinfrastruktur stehen wir noch ganz am Anfang, es herrschten über lange Zeit herausfordernde rechtliche Rahmenbedingungen und die technischen sowie finanziellen Anforderungen sind immens“, fasst Güntner die zentralen Hürden zusammen. Weshalb man sich als Bank trotz dieser drei K.-o.-Kriterien wohl weiterhin für Investments entscheidet? „Weil wir der Überzeugung sind, dass an grünem Wasserstoff kein Weg vorbeiführt.“
Europa muss Gas Wasserstoff geben
Wäre der Fortschritt bei grünem Wasserstoff ein Marathon, wären wir laut Güntner derzeit höchstens beim Aufwärmprogramm. „Der grüne Anteil am weltweiten Wasserstoffverbrauch beläuft sich auf einen einstelligen Prozentbereich. Das heißt, wir haben eine immense Menge vor uns, die es noch zu ersetzen gilt. Und bisher gibt es für dieses Produkt weder globale Lieferketten noch einen globalen Markt.“ Zwar habe die Europäische Kommission mittlerweile eine Zwischenlösung für die rechtlichen Rahmenbedingungen auf den Weg gebracht, „nichtsdestotrotz haben wir in Europa wichtige Jahre verloren und dadurch an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. Wir sind jedoch weiterhin zuversichtlich, was die Zukunft von grünem Wasserstoff in Europa betrifft. Wir haben schon vor Jahren daran geglaubt und tun es auch heute noch.“ Gewisse Bereiche der Industrie könne man schließlich schlichtweg nicht elektrifizieren. „Deshalb wird grüner Wasserstoff zwangsläufig eine Rolle in der Energiewende spielen müssen. Und genau dafür sind wir mit unserer Expertise und unserem technischen Verständnis der richtige Ansprechpartner“, ergänzt Fislage._
Redaktion
- David Bauer
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Gettyimages, Petra Spiola, Foto Wagner