„Es müssen alle Alarmglocken läuten“
Die Soziale Marktwirtschaft galt lange als Garant für Wachstum, Wohlstand und soziale Sicherheit. Das Meinungsforschungsinstitut IMAS hat nun in einer österreichweiten Umfrage im Auftrag des IWS Kenntnis und Akzeptanz dieses Begriffes erheben lassen.
Fahler Beigeschmack
Man wollte wissen, warum die Einstellungen der Bevölkerung zu den herrschenden Ordnungssystemen wie eben der Sozialen Marktwirtschaft, dem Parlamentarismus, der Demokratie oder der Sozialpartnerschaft immer negativer werden und teils erodieren. Das Ergebnis hat einen sehr fahlen Beigeschmack. Denn mit 45 Prozent hat nicht mal die Hälfte der Befragten zuvor von der Sozialen Marktwirtschaft gehört oder gelesen. Die Mehrheit der Bevölkerung war sich dieser Wirtschaftsordnung bislang noch nicht bewusst (ein Drittel) oder konnte hierzu keine Antwort geben (knapp ein Viertel) und das obwohl sich alle österreichischen Parteien im Parlament in ihrer Ausrichtung zur Sozialen Marktwirtschaft bekennen, wie Kneifel sagt: „Alle Parteien haben die Soziale Marktwirtschaft in ihrem politischen Grundsatzprogramm verankert. Daher überrascht es doch, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung damit nichts anfangen kann.“ Die ausgeprägtesten Kenntnisse haben laut der Studie Männer, Personen im Alter von 35 bis 59 Jahren sowie Angehörige höherer Bildungs- bzw. sozialer Schichten. Im Hinblick auf die Wahlpräferenzen ist die Kenntnis im Wählerkreis der ÖVP am stärksten ausgeprägt.
Einigermaßen zufrieden
Knapp die Hälfte der Österreicher ist mit der Wirtschaftsordnung der Sozialen Marktwirtschaft – ob diese als System als solches vor der Erhebung bekannt war oder nicht – jedoch einigermaßen zufrieden, rund ein Drittel kann dazu keine Angabe machen. Auch unter Personen, denen die Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft bereits vor der Untersuchung bekannt waren, überwiegt eine einigermaßen hohe Zufriedenheit. Insgesamt scheinen sich positive und negative Aspekte annähernd die Waage zu halten, wobei positive Aspekte leicht überwiegen, wie IMAS-Meinungsforscher Paul Eiselsberg erklärt: „Als Vorteile werden vor allem die soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit und die soziale Absicherung gesehen, als Nachteile, dass die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird sowie das Konkurrenzdenken und hohe Abgaben und Steuern.“ Laut Kneifel müsse man die wirtschaftlichen und politischen Systeme viel besser erklären, um sie dem Bürger näherzubringen, wie er sagt: „Wir setzen viel zu viel Wissen bei den Bürgern voraus. Demokratie und Soziale Marktwirtschaft müssen daher immer wieder aufs Neue erklärt und auch beworben werden. Denn wer die Soziale Marktwirtschaft kennt, der schätzt diese auch.“