Die Lehre als Stabilitätsanker: Industrie fordert mehr Unterstützung für duale Ausbildung
In wirtschaftlich und gesellschaftlich herausfordernden Zeiten bleibt die Lehre ein Stabilitätsanker und entscheidender Faktor für den Wirtschaftsstandort Österreich. Darin sind sich die Initiative z.l.ö. – zukunft.lehre.österreich. und die Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ) einig. Beide rufen zu einem neuen Bewusstsein für die duale Ausbildung auf – und fordern Politik und Unternehmen auf, Verantwortung zu übernehmen.
Lehrlingszahlen auf historischem Tiefstand
Laut aktuellen Erhebungen gibt es in Österreich rund 106.452 Lehrlinge – ein Rückgang von 1,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und der niedrigste Wert seit Jahrzehnten. In Oberösterreich bildet die Industrie derzeit etwa 5.000 Lehrlinge aus, Tendenz fallend.
„Diese Zahlen müssen ein Weckruf sein“, mahnt Robert Machtlinger, Präsident der z.l.ö. und CEO der FACC AG. „Wenn wir die Lehre nicht neu denken, gefährden wir die Zukunft unserer Industrie und die Chancen unserer Jugend.“
Verantwortung übernehmen – Ausbildung sichern
Um den Fachkräftebedarf langfristig zu decken, ziehen z.l.ö. und die IV OÖ gemeinsam an einem Strang. Die Lehre biete jungen Menschen nicht nur berufliche Perspektiven, sondern auch Selbstständigkeit und persönliche Entwicklung, betont Machtlinger.
Er selbst begann seine Karriere als Lehrling bei Fischer Ski und leitet heute eines der führenden Luftfahrtunternehmen Europas. FACC bildet aktuell in neun technischen Berufen aus, der Anteil an weiblichen Lehrlingen liegt bei rund 40 Prozent.
Industrieunternehmen investieren in die Zukunft
Ein starkes Signal für die Lehre setzt auch die Starlim Sterner Gruppe aus Wels: Über 120 Lehrlinge werden dort in 16 Berufen ausgebildet – von Werkzeugbautechnik bis Betriebslogistik. Alle Lehrabsolvent:innen werden garantiert übernommen.
„Die umfassende Ausbildung junger Menschen ist zentral für die Transformation des Standorts Österreich“, sagt Thomas Bründl, Präsident der IV Oberösterreich und CEO der Starlim Sterner Gruppe.
Auch die Miba AG investiert kräftig: Mit rund 12 Millionen Euro entsteht in Laakirchen die neue „Base 27 – Deine Zukunftswerkstatt“, ein modernes Ausbildungszentrum mit Werkstätten, Schulungsräumen und offenen Lernbereichen. Das Gebäude wird 2026 eröffnet.
„Wir fördern neben fachlichen Fähigkeiten auch Motivation, Selbstvertrauen und persönliche Entwicklung“, erklärt Valerie Weixlbaumer-Pekari, Projektleiterin der Miba Base 27.
Finanzierung und politische Unterstützung gefordert
z.l.ö. warnt vor einer drohenden Finanzierungslücke bei der staatlichen Basisförderung für Lehrbetriebe. Wenn diese wegfällt, könnten viele Unternehmen ihre Lehrlingsprogramme reduzieren. „Unternehmen übernehmen die Ausbildung für mehr als 30 Prozent unserer Jugendlichen – sie müssen gezielt unterstützt werden“, fordert Machtlinger.
Neben einer Evaluierung der Förderprogramme plädiert die Industrie auch für den Abbau bürokratischer Hürden und die Einrichtung einer zentralen Stabstelle für die Lehre auf Bundesebene. Derzeit sind vier Ministerien für das Thema zuständig – eine Bündelung soll Effizienz und Schlagkraft erhöhen.
„Die Lehre ist kein Plan B, sondern ein Weg A mit Zukunft“, betont Machtlinger abschließend. „Wir müssen die Weichen jetzt richtig stellen – für Betriebe, Lehrlinge und den Wirtschaftsstandort Österreich.“
Redaktion
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