Page 83 - DIE MACHER_Winter_2023
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Die KI-Anwendungen
in der Branche sind
definitiv explodiert.
Mario Koplmüller
Head of Digitalization &
Growth, epunkt
mir ansehen soll. Die meisten Softwareherstel- der Recruiterin beein usst. Die Maschine sollte
ler, darunter viele Startups, beginnen mit ein bis faktenbasierter und weniger nach Sympathie und
zwei Usecases, die einen Schritt in der Prozess- Bias handeln. KI ermöglicht die Chance für fairere
kette des Recruitings abdecken. Wenn sie einen Bewerbungsprozesse. Aus meiner Sicht wird sich
Prozess perfektioniert haben, gehen sie dazu über, auch die Candidate Experience – also Bewerberer-
den Schritt davor oder danach anzugehen. Somit fahrung – deutlich verbessern. Durch KI-Systeme
gibt es viele kleine Lösungen und noch sehr we- werden die Argumentationen besser, warum man
nige Große, die in allen Disziplinen top sind. Die zu einem Job passt oder nicht passt, es wird mehr
große Herausforderung für viele Unternehmen und bessere Kommunikation geben. Zusätzlich
in der Branche ist es, aus den besten Tools einen kann die Technologie verwendet werden, um Kan-
individuellen Tech-Stack aufzustellen, der für sie didat:innen Karrieremöglichkeiten aufzuzeigen, an
am besten funktioniert. Daran arbeiten wir auch die sie noch gar nicht gedacht haben. Up- und Res-
bei epunkt mit einem fünfköp gen Team. Tech- killing ist in den USA ein großer Trend, der auch
nologie und KI intensiv einzusetzen ist nicht für schon zu uns überschwappt. Konzerne analysieren
jedes Unternehmen leistbar – deswegen könnte via KI die Potentiale und Talente ihrer Mitarbei-
sich zwischen großen Konzernen und kleineren ter:innen und entdecken so Möglichkeiten, ihren
Unternehmen hinsichtlich Recruiting eine Zwei- Personalbedarf aus dem internen Personalbestand
klassengesellschaft entwickeln. zu decken, indem sie diese Personen weiterentwi-
ckeln oder sogar umschulen.
Welche Möglichkeiten gibt es für kleine Betriebe,
dennoch an gute Mitarbeiter:innen zu kommen? Was prophezeien Sie für
Mario Koplmüller: Einerseits hat man in den ver- die Zukunft des Recruitings?
gangenen zwei bis drei Jahren gesehen, dass man Mario Koplmüller: KI ist eine riesige Chance. Es
mit gutem Employer Branding viel bewegen gibt aber einen Aspekt, über den ich sehr viel
kann, andererseits wird es wichtig, einen genauen nachdenke: Wenn wir Systeme scha en, welche
Fokus zu setzen. Und natürlich auf Recruitingun- Juniorrecruiter:innen die Arbeit abnehmen – wie
ternehmen zurückzugreifen, welche die entspre- entwickeln sich dann zukünftig Einsteiger:innen
chenden Mittel haben. zu erfahrenen Seniorrecruiter:innen? Wenn die
Maschine Dinge für mich erledigt, wie sammle
Wechseln wir auf die andere Seite des ich dann noch Erfahrung, durch die Innovatio-
SPONSORED CONTENT technologischen Möglichkeiten für gewöhnliches er nden, sondern basiert auf be-
Arbeitsmarktes: Was bedeuten die neuen
nen entstehen? Die KI selbst kann nichts Außer-
reits vorhandenen Daten. Wie werden wir dann
Arbeitnehmer:innen?
also in Zukunft besser? Eine philosophische Fra-
Mario Koplmüller: Jeder Bewerbungsprozess, der
ge, die nicht nur unsere Branche betri t, sondern
heute statt ndet, ist natürlich von den Erfahrun-
aus meiner Sicht auf alle Wissensberufe zutri t._
gen, Werten und Vorstellungen des Recruiters oder
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