Page 106 - 2023_01_DIEMACHER
P. 106
Die Fachkompetenz
Nicht in die Irre Arbeit am Menschen.
der Führung ist die
führen (lassen)! Coach und Visionär
Markus Merlin
Aber wie?
Autoritär, kooperativ oder doch lieber laissez-faire?
Während die Liste der verschiedenen Führungsstile
seit jeher lang ist, befinden sich die Anforderungen an
moderne Führungskräfte im Wandel. Und wenn der
Fisch sprichwörtlich nicht „vom Kopf stinken“ soll,
ist es besser, mit der Zeit zu gehen.
„Führung wäre so einfach, wenn es die Menschen ten? Eine schwierige Frage. „Es fehlt oftmals an
nicht gäbe.“ Eine Aussage, an die sich Markus Kompetenzen für Beziehungsgestaltung“, dessen
Merlin nur zu gut erinnern kann. Getroffen hat müsse man sich bewusst sein: „Beziehungen sind
sie ein Teilnehmer einer seiner Coaching-Work- wie Flussbette – sind sie gut ausgeräumt, nimmt
shops, der damit zufällig eine der zentralen He- die Fließgeschwindigkeit zu.“ Führung als Zu-
rausforderungen von Leadership auf den Punkt ständigkeit statt als reine Funktion zu verstehen,
bringt: den individuellen Bedürfnissen der zu daran führe kein Weg vorbei. „Die Fachkompe-
führenden Personen gerecht zu werden. Als Coach tenz der Führung ist die Arbeit am Menschen:
und Visionär begleitet Merlin Führungskräfte auf Mitarbeitende so zu begleiten, dass sie sich ihrer
ihrer persönlichen Reise zum Gestalten – dabei, selbst bewusst werden und in sich Stellhebel fin-
die eigene Identität und Rolle zu definieren, zu den, die eigene Wirkung zu entfalten. Das funk-
entwickeln und zu verstehen. Seine Überzeu- tioniert nicht mit Technik, sondern das ist eine
gung: „Führung ist Arbeit am Mitarbeitenden.“ Frage der inneren Haltung.“
Viele würden ihre Aufmerksamkeit auf Sachfra-
gen, Methoden oder Instrumente lenken. „Doch Autorität und autoritär sind
wer nicht gelassen sein kann, sieht den Menschen zwei Paar Schuhe
nicht. Wer sich hingegen einlassen kann, kann
Potentialentfaltung gar nicht verhindern.“ „Einer Autorität wird von den Mitarbeitenden
zugestanden, ihre Führungskraft zu sein. Jeder,
Einen universellen Erfolgsplan gibt es nicht der Führung aufgrund seiner Stelle versteht, be-
kam sie verliehen. Schwache Persönlichkeiten
So wünschen sich etwa junge Menschen weniger setzen sich durch und bedienen sich der Macht,
Distanz zu ihren Vorgesetzten und lassen sich lie- indem sie vermitteln: Im Zweifel sticht der Ober
ber coachen statt hierarchisch führen. Hier gilt: den Unter.“ Und starke Persönlichkeiten? „Diese
Die richtige Kommunikation will gelernt sein. suchen wiederum die Auseinandersetzung und
Schließlich ist sie maßgeblich für einen ange- bleiben auf Augenhöhe.“ Strenggenommen brau-
Text David Bauer,
Melanie Kashofer messenen Umgang miteinander, ja sogar dafür, che es Hierarchie lediglich, um Zuständigkeiten
einen persönlichen Zugang zu den Menschen zu organisieren, und nicht für eine Top-down-
Foto Merlin: Kirstin
Toedtling; zu finden. Kaum verwunderlich also, dass Mer- Denkweise – eine der zentralen Erkenntnisse,
Kreitmayer: Philipp
Tomsich; Pelzmann: lin im Austausch mit Führungskräften, die sich die wirkungsvolle Führungskräfte gemeinsam
Christian Jungwirth; weiterentwickeln wollen, in erster Linie mit Fra- haben. „Am Ende des Tages sind Menschenfüh-
Pramberger: Thomas
Brunner gen zum menschlichen Miteinander konfrontiert rer Macher:innen, ohne sich ihrer Macht zu be-
Illu Gettyimages wird. Und wie lassen sich diese am besten gestal- dienen.“_
106