Page 58 - KarriereMACHER 2022
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„Wer gerne
kickt, sollte
nicht Handball
spielen müssen“
Schon Mitte der 1990er Jahre erkannte man beim W&H Dentalwerk, dass sich die
Organisation des Unternehmens grundlegend ändern muss, wenn man weiterhin
wachsen und gleichzeitig den sich verändernden Bedürfnissen der Mitarbeitenden
gerecht werden möchte. Herbert Traschwandtner, Mitglied der Geschäftsleitung, war bei
der Neustrukturierung aktiv dabei und ist im Unternehmen Experte für die sogenannte
Teamorganisation. Mit uns spricht er über deren Stärken und Herausforderungen.
„W&H will ein gesunder Arbeitgeber sein. Pro - externen Kund:innen sind. Traschwandtner zitiert
tabel, gleichzeitig sozial, dauerhaft und in Fami- an dieser Stelle den Unternehmensberater Rein-
lienbesitz“, erzählt Herbert Traschwandtner. Seit hard Sprenger: „Arbeit ist immer Arbeit für andere.
Jänner 1983 ist er beim Hersteller von Medizin- Alles andere ist Beschäftigung.“ Genau deswegen
technikprodukten in Bürmoos tätig. Was hält ihn braucht es eine klare Aufgabenverteilung und Zie-
schon fast 40 Jahre beim selben Unternehmen? le. Indem das Großunternehmen auf kleine Ein-
„Ganz klar die Abwechslung und die Möglich- heiten aufgeteilt wird, vereinfacht sich auch die
keit, immer wieder in neue Felder einzusteigen Kommunikation. Denn jede:r weiß genau, welches
und sich einzuarbeiten.“ Begonnen als Einkäufer, Team in welchem Bereich Ansprechpartner ist.
arbeitete er lange im Qualitätsmanagement und
stieg schließlich in die Geschäftsleitung im Bereich Die Ausprägung im Produktions- und Adminis-
Operations auf. trationsbereich ist dabei verschieden. Die Grund-
idee ist aber dieselbe. Die 20 Montageteams sind
Im Jahr 1996 sollte sich bei W&H einiges ändern, genauso selbstorganisiert wie zum Beispiel die
denn zu diesem Zeitpunkt übernahm Peter Mal- Marketingabteilung. Und auch die Führungs-
ata, der Sohn des Eigentümers, vom Vater die Ge- kräfte sind in Teams zusammengefasst und sind
schäftsführung. Er legte großen Wert darauf, das gemeinsam für das Führen verantwortlich. So
Unternehmen mit neuen Ideen sicher für die Zu- können sie sich jederzeit gegenseitig unterstützen
kunft aufzustellen. Aus diesem Grund wurde auch und gegebenenfalls vertreten. „Die Stabilität des
die interne Organisation überdacht. Traschwandt- Unternehmens ist um so vieles höher, wenn man
ner befand sich damals im Projektteam. Bereits weniger Einzelkämpfer:innen hat“, weiß Trasch-
ein Jahr nach der Übernahme startete das Projekt wandtner.
„Teamorganisation“, schon 1998 erfolgte die erste
große Umstellung. Flexible Arbeitszeitmodelle
Ein Netzwerk von kleinen Haufen Eine weitere Besonderheit: W&H fertigt täglich
Kundenaufträge. Das bedeutet, Aufträge, die bis
Doch was bedeutet „Teamorganisation“ konkret? neun Uhr an einem Tag eingehen, sind am nächs-
„Wir sind inzwischen ein großer Haufen von 700 ten Tag um 10 Uhr fertig. So war es auch möglich,
Mitarbeiter:innen. Die Idee ist: Wenn du diesen in der Produktion Gleitzeit einzuführen. „Dazu
organisieren willst, dann teile ihn in übersichtliche- braucht es ein hochsensibles System, das es erlaubt,
re, kleinere Haufen“, verrät Traschwandtner. Das jeden Tag aufs Neue zu entscheiden, welche Arbeit
Unternehmen gliedert die Mitarbeiter:innen also zu erledigen ist und auf welche Bedürfnisse der
in Teams von zirka fünf bis sieben Leuten. Jedem Mitarbeitenden an diesem Tag eingegangen wer-
Text Melanie Kashofer Team ist dabei völlig klar, was sein Job ist und – den muss, um zeitgleich alle Aufträge fristgerecht
Foto Mario Riener was noch wichtiger ist – wer seine internen oder abzuwickeln“, erklärt Traschwandtner.
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