Page 49 - KarriereMACHER 2022
P. 49
4 Fragen an …
… einen Generationenforscher
und einen Zukunftsforscher
01 Inwiefern könnten sich die Vier-Tage-Woche und andere New-
Work-Ansätze positiv auf die jungen Generationen auswirken?
Hartwin Maas: Gerade bei der jungen Generation sehen wir, dass
die Nachfrage nach Teilzeitarbeit zunimmt. Eine Vier-Tage-Woche
ermöglicht eine bessere Work-Life-Balance und mehr Flexibilität –
die Freizeit und nicht mehr die Arbeit steht im Mittelpunkt. Das
zeigen auch unsere Befragungen: In unserer Generation-Thinking-
Studie haben wir festgestellt, dass 73 Prozent der jungen Generation
ihr Berufsleben klar von ihrem Privatleben getrennt haben möchten.
02 Laut einer Studie von whatchado sind spannende Tätigkeiten
vor allem für Studierende und Berufserfahrene wichtiger als
ein attraktiveres Gehalt. Warum, denken Sie, ist das so?
Rüdiger Maas: Der Job steht eben nicht mehr an erster Stelle.
Stattdessen zeigen unsere Befragungen, dass bei jungen Menschen
die Wichtigkeit von sozialen Kontakten immer mehr zunimmt. Vieles,
was sich ältere Generationen durch Überstunden noch erarbeiten
mussten, steht den jungen Menschen bereits zur Verfügung. Ein
hohes Einkommen zu haben sinkt daher unter den Prioritäten ab,
auch, weil es häufig schon vorhanden ist.
03 Wie wichtig wird Homeoffice
Ihrer Meinung nach in Zukunft sein?
Kein Homeoffice als Hartwin Maas: Nicht nur die Coronapandemie, sondern auch der
demographische Wandel, der zukünftig weniger Bewerber:innen
Kündigungsgrund? So geht auf den Arbeitsmarkt befördern wird, zeigt uns, dass Unternehmen
es immerhin 15 % der Befragten. das Konzept New Work überdenken müssen, um für die junge
Generation weiterhin attraktiv zu sein. Unternehmen, die kein
Homeoffice anbieten, obwohl es möglich wäre, sind für die junge
Fehlendes Homeoffice ist ein Generation uninteressant. Auch die Strategie „Work from anywhere“
Kündigungsgrund für … hat bei jungen Leuten einen starken Reiz und ermöglicht ihnen einen
hohen Handlungs- und Gestaltungsspielraum.
21 % der 04 Was unterscheidet die jüngeren Generationen
Studierenden
von den älteren im Berufsleben und bei der Jobsuche?
Rüdiger Maas: Noch nie hatte eine junge Generation so
20 % der viele Möglichkeiten bei der Jobauswahl. Daher können die
Berufserfahrenen
Neuankömmlinge in der Arbeitswelt auch viele Forderungen
stellen. Bei den älteren Generationen war es genau umgekehrt.
13 % der Lehrlinge/ Es gab viel mehr Mitbewerber:innen und dadurch einen höheren
Schüler:innen
Druck. Man musste sich anstrengen, um
herauszustechen, und das häufig unter viel
schlechteren Arbeitsbedingungen als heute.
Die Bewerber:innen der jungen Generationen
wollen den Bewerbungsprozess möglichst
effizient haben: „One-Click-Bewerbung“. Das
kennen sie aus der digitalen Welt, in der alles
per Klick sofort zur Verfügung steht, und ähnlich
wie in der digitalen Welt auf den Social-
„Die Freizeit und nicht Media-Kanälen wünschen sie sich
mehr die Arbeit steht regelmäßiges Feedback._
im Mittelpunkt.“
Hartwin Maas
Zukunftsforscher
„Die Gen Z legt mehr
Wert auf interessante
Tätigkeiten als auf ein
hohes Einkommen.“
Rüdiger Maas
Generationenforscher
49