Page 58 - DIE MACHER_2022_1
P. 58
#M DI Leadership
abgebildet werden und braucht ein erhöhtes Maß
an Zeitaufwand. So verhält es sich in vielen Be-
reichen. Hybrides Arbeiten muss man dennoch
etwas differenzierter betrachten. Es gibt nach wie
vor sehr viele Jobs, in denen ein „Arbeiten von
überall aus“ nicht möglich ist. Für jene jedoch, die
die Möglichkeit zu Homeoffice haben, ist hybrides
Arbeiten gekommen, um zu bleiben.
Worauf wird es in der
Führungskräfteentwicklung in den
nächsten fünf Jahren ankommen?
PETER GRABUSCHNIG: Die Erfahrung der letz-
Die meisten Führungsaufgaben ten Jahre zeigt bereits jetzt, dass ein starrer Zu-
gang, mit über einen langen Zeitraum vorgefer-
bleiben gleich, allerdings verändert tigten Programmen, für den Markt nicht mehr
geeignet ist. Unser Umfeld ändert sich rasant und
sich die Priorität teilweise stark. laufend. Veränderung ist nicht mehr in Change-
Management-Projekten abbildbar. Die Führungs-
PETER GRABUSCHNIG kräfteentwicklung von morgen braucht einen agi-
Executive Trainer und Mindsetcoach, MDI len Zugang, der zwar einen Prozess vorgibt, aber
gleichzeitig auch Flexibilität und Anpassungs-
möglichkeiten bietet. Viele Unternehmen haben
Welchen Stellenwert hat für Sie künftig in den vergangenen Jahrzehnten Unsummen in
hybrides Arbeiten? Weiterbildung investiert und es wird Zeit, dieses
PETER GRABUSCHNIG: Durch hybrides Arbei- Wissen auf die Straße zu bringen. Dafür braucht
ten stehen wir vor der Herausforderung, Führung es eine Mischung aus inhaltlich wertvollen Im-
umzudenken. Die meisten Führungsaufgaben pulsen zu aktuellen Themen; Trainings, um Stan-
bleiben gleich, allerdings verändert sich die Prio- dard- und 21st-Century-Skills zu erproben und
rität teilweise stark. Transparente Kommunikation zu erlernen; und ein Voneinanderlernen durch
zum Beispiel war schon immer sehr relevant, doch Networking Events wie Leadercamps und Hack-
durch ein hybrides Set-up muss sie auch technisch athons.
Zunächst an der Johannes Kepler Universität das Thema der Hologramme sehr spannend.
und nun an der FH Oberösterreich kümmert
sich Gerold Weisz seit nunmehr 21 Jahren Hat die Startup-Szene während der Krise
um Unternehmensgründer:innen. Für den besonders gelitten?
Gründungsbeauftragten und Professor – GEROLD WEISZ: Nicht nur. Es hat natürlich,
er ist Leiter des Transferzentrums für wie in anderen Bereichen auch, Verlierer gegeben.
Unternehmensgründung an der FH Die Digitalstartups waren jedenfalls die Gewin-
Oberösterreich – werden hybride Vor- ner. Wichtig ist vielleicht noch zu erwähnen, dass
lesungen künftig den Hörsaal bestimmen. das klassische Startup ja ganz am Beginn der un-
ternehmerischen Entwicklungen steht und sich
Die Digitalisierung schreitet immer demnach während der Pandemie noch in der Pla-
schneller voran. Wie sieht für Sie das nungs- und Entwicklungsphase befand. Startups
Klassenzimmer der Zukunft aus? schon zu Gewinnern oder Verlierern zu zählen,
GEROLD WEISZ: Wenn ich in die nähere Zukunft wäre vermessen. Schwierig war es natürlich für all
blicke, dann werden hybride Vorlesungen den Hör- jene Unternehmen, die sich quasi gerade im Auf-
saal bestimmen. Es wird nicht mehr ausschließlich wind befunden haben. Also alle, die so zwischen
das Eine oder das Andere geben. Das war vor 2020 2015 und 2019 gegründet wurden. Für die war
hierzulande undenkbar. Blicke ich weiter in die und ist diese Zeit natürlich schon schwierig.
Zukunft, dann werden die VR-Technologie und
das Metaverse sicherlich spannende Entwicklun- Worauf wird es Ihrer Meinung nach
gen, sofern die Technologie eine positive Rich- in den nächsten fünf Jahren in der
tung einschlägt und VR-„Kinderkrankheiten“ wie Unternehmensgründung ankommen?
Schwindel oder noch zu riesige Brillen ausgebügelt GEROLD WEISZ: Wir dürfen die Zeichen der
sind. Ganz fern in die Zukunft blickend, finde ich Zeit und die Veränderung nicht übersehen. So ge-
58