Page 57 - DIE MACHER_2022_1
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MICHAELA KREITMAYER: An lebenslangem Ler-   wicklung ist keine Frage des Alters – man lernt
            nen führt kein Weg vorbei. Das war schon vor der   nie aus. Besonders über sich selbst. Als Senior
            Covid-19-Krise so und wird auch so bleiben. Die   Professionals haben ältere Führungskräfte eine
            Veränderung, die wir jetzt miterlebt haben, wird   besondere  Stellung im  Unternehmen.  Sie  sind
            bis zu einem gewissen Grad das „new normal“ wer-  über Jahre zu einem wichtigen Wissens- und Er-
            den. Es heißt daher für alle von uns, am Ball zu   fahrungsträger geworden, haben sich ein großes
            bleiben, mitzulernen und mit den Gegebenheiten   Netzwerk geschaffen und sich in vielerlei Hin-
            so gut wie möglich umgehen zu lernen.       sicht als „wetterfest und geländegängig“ bewie-
                                                        sen. All jene, bei denen der Schritt in die nächste
            Welche Angebote sind für ältere             Lebensphase immer näher rückt, sollten bewusst
            Lernende notwendig?                         diese Zeit nutzen, um das Beste für sich und ihr
            MICHAELA KREITMAYER:  Persönlichkeitsent-   Team herauszuholen.


                                                                                        #Bildungshaus
            Trotz zweier herausfordernder Jahre geht
            man im Bildungshaus Schloss Puchberg
            gestärkt aus der Krise. Dank vieler                                              Schloss
            Onlineveranstaltungen konnte die Reichweite
            stark verbessert werden. Es waren auf einmal
            Teilnehmer:innen aus Deutschland, der Schweiz                                  Puchberg
            und sogar aus Israel dabei.

            Was nimmt man als Verantwortlicher des
            Bildungshauses aus der Krisenzeit mit?
            HELMUT AUSSERWÖGER: Was sicherlich in ei-                                            Direktor Helmut
                                                                                                 Ausserwöger und
            nem bestimmten Ausmaß bleibt, ist die Digitalisie-                                   seine Stellvertreterin
            rung von Veranstaltungen. Mit den Onlineveran-                                       Gabriele Hofer-
            staltungen haben wir unsere Reichweite verbessern                                    Stelzhammer
            können. Wir hatten sogar Teilnehmer:innen aus Is-
            rael. Sehr wichtig war auch das Krisenmanagement      Es braucht ständige Weiterentwicklung,
            in unserem Leitungsteam.
                                                                um an der digitalisierten Lern- und
            Was sind künftig die größten
            Herausforderungen im Bildungsbereich?               Arbeitswelt teilnehmen zu können.
            GABRIELE  HOFER-STELZHAMMER:  Die Rah-
            menbedingungen für die einzelnen Menschen in                                HELMUT AUSSERWÖGER
            unserer Gesellschaft werden immer komplexer und                       Direktor, Bildungshaus Schloss Puchberg
            instabiler. Die Unsicherheit,  ob  der  Arbeitsplatz
            oder die Beziehung halten wird, wird immer grö-
            ßer. Diese Flexibilität verlangt den Menschen sehr   gesteigert, in diesen digitalen Räumen fit zu sein.
            viel ab! Da brauchen sie das sichere Bildungsange-  Es braucht ständige Schulung und Weiterentwick-
            bot aus den unterschiedlichen Bereichen.    lung, um an der digitalisierten Lern- und Arbeits-
                                                        welt teilnehmen zu können.
            Wie wird die zunehmende Digitalisierung
            der Lern- und Arbeitswelt unsere Art zu     HELMUT AUSSERWÖGER: Die Digitalisierung
            lernen künftig verändern?                   wird die Möglichkeiten für die Einzelnen noch
                                                        mehr erweitern. Da aber unsere Zeit nicht mehr
            GABRIELE HOFER-STELZHAMMER:  Die Di-        wird, wird auch der Druck höher, entscheiden zu
            gitalisierung wird uns hoffentlich in Zukunft die   müssen, was man konkret macht. Eine Aufgabe
            monotonen Arbeiten abnehmen! Aber anderer-  von uns wird dann eher das Zusammenstellen von
            seits werden die Anforderungen an die Menschen   guten Angeboten sein.




            Peter Grabuschnig, Partner der Management   Und damit meine ich nicht nur reden, sondern
            Development GmbH (MDI), Executive Trainer   auch zuhören. Es ist von großer Wichtigkeit, die
            und Mindsetcoach, begleitete im Bereich der   Bedürfnisse,  Ängste  und Erwartungen  der Mit-
            internationalen Führungskräfteentwicklung   arbeiter:innen wahr- und ernst zu nehmen. In
            Menschen aus mehr als 40 Nationen. Er       einem Team sollte niemand Angst davor haben,
            hat sich auch mit dem Thema Lerntransfer    Bedenken anzusprechen und die eigene Meinung
            beschäftigt.                                kundzutun, das gilt übrigens auch für Zeiten, in
                                                        denen wir nicht im Krisenmodus sind. Nehmen
            Wie kann man in Krisenzeiten seinen         Sie sich Zeit und fragen Sie Ihre Mitarbeiter:in-
            Mitarbeiter:innen am besten die Angst       nen regelmäßig, wie es ihnen geht und was sie
            nehmen?                                     von Ihnen brauchen.
            PETER GRABUSCHNIG:  Kommunizieren Sie!


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