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WILLKOMMEN IN DER
SCHULE VON MORGEN
Schulschließungen, Distance-Learning oder Präsenzunterricht mit Maske – unser
Bildungssystem hat während der Pandemie verschiedenste Stadien durchlaufen.
Wie sieht das Klassenzimmer der Zukunft aus und was kann man aus der Krise
mitnehmen? Wir haben bei einer Schülerin, einer Lehrerin bis hin zum Unidirektor
nachgefragt, wo die Reise im Bildungssystem hingeht.
# Schülerin den Präsenzunterricht. Viele haben gelernt wertzu-
schätzen, was es heißt, wieder in die Schule gehen
zu können. Es nervt, niemanden um sich herum zu
haben. Die Sitznachbarin oder der Sitznachbar, die
oder den man auch mal fragen kann, wenn man
etwas nicht versteht, geht einfach ab.
Was kann man aus der Krise mitnehmen?
SUSANNA ÖLLINGER: Auf jeden Fall die Digi-
talisierung – im März 2020 sind wir praktisch ins
Distance-Learning gestolpert. Manche Klassen-
zimmer sind mehr im 19. als im 21. Jahrhundert.
In einigen Räumen stehen noch Overheadprojek-
Manche Klassenzimmer toren. Die waren vor zehn Jahren schon veraltet.
Die Digitalisierung ist noch nicht da, wo sie sein
sind mehr im 19. als im soll. Da ist noch viel Luft nach oben.
21. Jahrhundert. Wie sieht für Sie das Klassenzimmer
der Zukunft aus?
SUSANNA ÖLLINGER: Digitale Geräte müssen
SUSANNA ÖLLINGER künftig viel mehr in den Unterricht eingebaut wer-
Bundesschulsprecherin
den. Es gibt unglaublich viele Onlinetools, die man
Für Bundesschulsprecherin Susanna Öllinger positiv für den Unterricht nutzen kann. Es ist aber
(18), Schülerin am Europagymnasium Baum- auch nicht ideal, nur noch rein mit dem Laptop zu
gartenberg, war die größte Herausforderung unterrichten. Hier würde sich eine Mischung an-
in der Krisenzeit, motiviert zu bleiben. Das bieten: fünfzehn Minuten am Laptop arbeiten und
ständige Zuhause-Sitzen und auf sich alleine dann mit einer Übung das Gelernte vertiefen. Es
gestellt zu sein war laut ihren Angaben gibt unglaublich viele Learnings. Unser Schulsys-
zermürbend. tem ist gar nicht so starr. Distance-Learning hätte
sich anfangs niemand vorstellen können, aber es hat
Wie haben Sie die vergangenen beiden geklappt. Ich glaube, man muss sich einfach mal et-
von Corona bestimmten Schuljahre erlebt? was trauen. Raus aus den alten Strukturen, denn im
SUSANNA ÖLLINGER: Ich habe jetzt sämtliche Bildungssystem kann man super viel machen.
Unterrichtsmodelle erlebt und bevorzuge ganz klar
Doris Fiala unterrichtet seit 17 Jahren an der DORIS FIALA: Ich habe schon das Gefühl, dass
HTL Paul-Hahn-Straße in Linz, stand also schon die Gesellschaft dem Lehrberuf nun eine höhere
vor Corona an der Tafel und hat nun während Wertschätzung entgegenbringt. Durch die langen
Text Michael Prieschl
der Pandemie sämtliche Unterrichtsmodelle Phasen von Homeschooling konnten die Eltern
Foto Öllinger: privat; Fiala: erkennen, wie viel Mühe und Herzblut die Kol-
privat; Eichlseder: durchlebt. Für sie hat sich der Berufsalltag für
Montanuniversität; Lehrer:innen innerhalb kürzester Zeit um 180 leg:innen aufwenden, um den Unterrichtsstoff so
Zechmeister:
privat; Kreitmayer: Grad gedreht. aufzubereiten, dass die Kinder und Jugendlichen
Philipp Tomsich; daheim dem Unterricht gut folgen können. Es war
Außerwöger:
Schloss Puchberg; Hat sich inzwischen Ihrer Einschätzung für alle Berufsgruppen Neuland, aber ich glaube,
Grabuschnig: MDI; nach der Blick auf das Berufsbild einer die Lehrer:innen haben sich als sehr flexibel erwie-
Weisz: Christian
Schütz Lehrperson verändert? sen und haben innerhalb von Wochen das Unter-
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