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sagt Schauflinger. Corona habe vieles beschleu-
nigt, jedoch sei die Digitalisierung des Gesund-
Digital Healthcare heitswesens bereits vor der Krise das Thema
ist das Thema dieses neuen Jahrtausends gewesen: „Die ‚Big
dieses jungen neuen Five‘, also Google, Amazon, Facebook, Apple
Jahrtausends. und Microsoft haben bereits die letzten Jahre
gezeigt, dass in Digital Healthcare am meisten
Alexander Schauflinger Investment Capital hineingejagt wird. Hier sind
Gründer und Geschäftsführer, wir mitten in einer Dynamik im Gesundheits-
Fine Facts Health
Communication wesen, die zu massiven digitalen Veränderungen
führen wird.“
Seit April letzten Jahres arbeitet Fine Facts
Health Communication mit dem Start-up-In-
kubator Inits zusammen. „Wir sind diese Part-
nerschaft eingegangen, damit wir das Ohr nahe
an der kreativen und innovationsorientierten
Community haben“, erklärt Schauflinger. Denn
nur so könne man verstehen, wie Digital Nati-
ves die Welt der Gesundheit sehen, und sie da-
durch besser erreichen. Umgekehrt können jun-
ge Start-ups von den Erfahrungen im digitalen
aus den Bereichen Nahrungsmittel, Medizin- Healthcare-Umfeld von Fine Facts profitieren:
produkte und Medizintechnik. Wir vernetzen Für herausragende Start-ups und Unternehmen
sie mit ärztlichen Fachgesellschaften, Kranken- werden Beratungsleistungen pro bono angebo-
hausträgern, Forschungseinrichtungen oder der ten, das vorhandene Netzwerk der Agentur kann
Sozialversicherung.“, erklärt Schauflinger. Die für innovative Ideen genutzt werden.
meisten Kunden sind Bestandskunden. „Wir
begleiten unsere Kunden langfristig und ken- Doch wie kommuniziert man 2050 im Gesund-
nen dadurch ihre Unternehmens-DNA. Das er- heitswesen? „Megatrends wie etwa Big Data,
möglicht eine Vertrauensbasis, die auch Krisen Künstliche Intelligenz, Robotik und Telemedi-
standhält oder unbequeme Wahrheiten erlaubt. zin werden Gesundheitskommunikation natür-
lich stark verändern“, erklärt Schauflinger und
Den Gesundheitsmarkt selbst müsse man ge- ergänzt: „Veränderung ist aber genau das, was
wissenhaft und mit Feingefühl bearbeiten - kei- uns aus der Reserve lockt - und zu „First Mo-
nesfalls dürfe man „mit der Brechstange in den vern“ macht. Letztlich werden wir aber weiter-
Markt hineingehen und marktschreierisch agie- hin gefordert sein, evidenzbasiert und präzise zu
ren“. Meist würden strenge Regularien in punc- arbeiten um zielgruppenspezifische Inhalte ver-
to Kommunikation, die vor allem im verschrei- ständlich zu vermitteln.“_
bungspflichtigen Segment gelten, dies ohnehin
verhindern.
Vernetzung spielt im österreichischen Gesund- Social Media und
heitswesen eine zentrale Rolle. Nach wachs- Gesundheitskommunikation
tumsreichen Jahren wechselte die Agentur im „Social-Media-Kommunikation
Februar den Standort daher in die Mariannen- ist spontan, schnelllebig und
gasse des Wiener Klinikviertels. Mit dem Med- dynamisch, Gesundheits-
Uni-Campus Mariannengasse entsteht dort in kommunikation ist das Ge-
den nächsten Jahren ein neuer Cluster, der 750 genteil: Sie muss geplant, Auf den
Wissenschafter und 2.000 Studierende beher- freigegeben und getaktet Punkt.
bergen wird. „In unserem neuen, größeren Büro werden. Diese beiden Wel-
in der sanierten Wiener Poliklinik befinden sich ten zusammenzubringen ist
bereits heute mehrere medizinische Forschungs- eine Herausforderung.“
institute und Dienstleistungsunternehmen. Mit Verschwörungstheorien und
dem AKH Wien sowie dem alten AKH in di- Gesundheitskommunikation
rekter Nachbarschaft haben wir also kurze Wege, „In der Gesundheitskommunikation
um uns mit allen relevanten Stakeholdern und herrscht bei uns ein klares Credo:
Fachexpertinnen auszutauschen.“ Evidenz hat oberste Priorität. Gerade
in der Krise ist es wichtig, sich kom-
promisslos an die Fakten zu halten.
AM DIGITALEN BALL BLEIBEN
Falsche oder unklare Botschaften - und
das sehen wir in der aktuellen Corona-
„Die Coronakrise hat öffentliche Institutionen
und Unternehmen im Gesundheitsbereich teil- krise beinahe täglich – bilden Raum für
allerlei Hypothesen und konstruierte
weise dazu gezwungen, sich rascher der Digita- Wahrheiten. Sowohl Medienpartner als
lisierung zu öffnen. Man denke an telemedizini- auch Konsumenten dürfen hier keinen
sche Dienste oder E-Health-Entwicklungen“, Interpretationsspielraum haben.“
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