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Wichtig sind
sinnvolle Home-
office-Rahmen-
bedingungen.
Mario Derntl
Geschäftsführer, Institut
für Arbeitsforschung
ZUHAUSE IST ES
DOCH AM SCHÖNSTEN?
Corona verändert unsere Arbeitswelt rasant – besonders deutlich zeigt sich
das beim Thema Homeoffice. Die Meinungen gehen auseinander, ob durch
das Arbeiten daheim Vor- oder Nachteile für Arbeitgeber entstehen. Sicher
ist: Auch nach der Krise werden viele Arbeitnehmer nicht mehr auf die neu
gewonnenen Freiheiten verzichten wollen.
Homeoffice ist bei A1 Telekom Austria kein neues wo. Mahringer: „Denn Homeoffice alleine reicht
Thema: Schon lange vor Corona gab es dazu eine uns nicht, wir nennen das Mobile Working. Es ist
Betriebsvereinbarung, seit dem ersten Lockdown uns wichtig, dass unsere Mitarbeiter von überall
wird das Angebot aber viel stärker genutzt. „Co- aus arbeiten können.“ Die Erfahrungen mit dieser
rona war sicher ein Katalysator. Eine Entwicklung, neuen Form des Arbeitens seien rundum sehr posi-
die normalerweise fünf Jahre dauert, ist in drei tiv. Das Ergebnis einer Mitarbeiterbefragung zeig-
Monaten passiert“, sagt Alfred Mahringer, Perso- te eine Verbesserung in allen Bereichen, die Pro-
nalchef des Unternehmens. Nach dem Lockdown duktivität der Angestellten sei in vielen Bereichen
im Frühjahr zogen es viele Mitarbeiter im Som- deutlich gestiegen. „Auch unsere Kunden waren
mer vor, weiterhin größtenteils von daheim aus zu zufrieden, wir haben während des Lockdowns das
arbeiten. A1 Telekom stört das nicht – im Gegen- beste Kundenfeedback aller Zeiten bekommen“,
teil. „Wir wollen Österreich digitalisieren, jetzt sagt der Personalchef, „dass Menschen weniger
versuchen wir, diese Vision auch selbst zu leben“, arbeiten, wenn sie daheim sind, sehen wir nicht.
sagt Mahringer. Etwa die Hälfte aller A1-Telekom- Dafür müssen natürlich die Rahmenbedingungen
Mitarbeiter kann ihre Arbeit problemlos daheim passen.“
erledigen – circa 90 Prozent von ihnen nutzen
dieses Angebot mittlerweile auch. Zumindest als Dieser Meinung würde sich auch Mehrheit der
Mischform. „Wir haben drei Modelle entwickelt: Arbeitnehmer anschließen. Laut einer Studie der
Beim ersten arbeitet man einen Tag pro Woche im deutschen Krankenkasse DAK gaben 56 Prozent
Büro, beim zweiten zwei bis drei Tage und beim der Befragten an, zuhause produktiver als im
Text Valentin Lischka
dritten vier Tage“, erklärt Mahringer. Die rest- Büro arbeiten zu können, zwei Drittel sagten zu-
Foto Gettyimages,
A1 / Renée Del Missier liche Zeit wird daheim gearbeitet – oder anders- dem, dass es für sie im Homeoffice leichter sei,
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