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Wir sind
überzeugt davon,
dass es in Zukunft eine
gute Mischung von
mobiler und regulärer
Arbeit brauchen wird.
Alfred Mahringer
Personalchef, A1 Telekom
Austria
Beruf und Familie zu vereinbaren. Dass manche nehmensmatte“ stehen. In vielen Unternehmen sei
Arbeitgeber weniger positive Erfahrungen sam- Homeoffice zuerst als notwendiges Übel angesehen
melten, zeigt hingegen eine Umfrage des Münch- worden, mittlerweile habe sich aber gezeigt, dass
ner Ifo-Instituts. Nur 5,7 Prozent der befragten die Mitarbeiter ortsunabhängige Leistungsträger
Firmen sahen eine gesteigerte Produktivität, 30,4 seien und das gewohnt hohe Maß an Produktivität
Prozent eine unveränderte und 27 Prozent sogar auch im Homeoffice gewährt werden könne.
eine sinkende Leistung. Die restlichen Unterneh-
men setzten nicht auf Homeoffice. Welches Kon- Derntl ist sich sicher, dass sich unsere Arbeits-
fliktpotential das Thema haben kann, zeigte sich welt in Zukunft – auch durch Corona – nachhal-
beim Detailhandelsriesen Coop. Eine Gruppe von tig verändern wird und vermutet eine Wandlung
70 Mitarbeitern unterschrieb eine Petition für des Arbeitnehmers vom Fremdbestimmten zum
Homeoffice, um die Coronazahlen zu senken – Selbstbestimmten mit mehr Flexibilität. Auch ein
prompt wurden die Unterzeichner von Konzern- Verschwimmen der Work-Life-Balance sei wahr-
chef Joos Sutter in die Firmenzentrale zitiert und scheinlich. Derntl: „Es wird Zeiten geben, in de-
zurechtgewiesen. Homeoffice blieb im Unter- nen die Arbeit in die Freizeit eingreift, und es wird
nehmen verboten und wurde erst eingeführt, als Zeiten geben, in denen die Familie Freiräume vom
es aufgrund der steigenden Coronazahlen eine Erwerb einfordert.“
Empfehlung dafür gab.
NEUE ARBEITSFORM,
JA, ABER … NEUE CHANCE
„Homeoffice bietet viele Möglichkeiten, gleichzei- 37 Prozent der Österreicher glauben laut einer
tig sind aber sinnvolle Rahmenbedingungen wich- Market-Umfrage, dass Homeoffice auch nach Co-
tig. Diese beginnen beim Arbeitsplatz selbst und rona eine maßgebliche Rolle spielen wird – und
gehen über das Minimieren von Ablenkungen bis 76,9 Prozent der befragten Arbeitnehmer der
hin zu Fragen nach Ausstattung und Erreichbar- DAK-Studie wollen Homeoffice als neue Arbeits-
keit“, sagt Mario Derntl vom Institut für Arbeits- form zumindest teilweise beibehalten. „Teilweise“
forschung. Große Vorteile von Homeoffice seien ist auch das richtige Stichwort für A1-Telekom-
die Zeitersparnis durch fehlende An- und Heim- Personalchef Mahringer: „Wir sind überzeugt da-
fahrt, ein hohes Maß an Flexibilität und niedrigere von, dass es in Zukunft eine gute Mischung brau-
Kosten. „Herausfordernd hingegen sind das Weg- chen wird.“ Büros seien auch in Zukunft gefragt.
brechen der sozialen Kontakte des täglichen Büro- Allerdings nicht mehr, damit Arbeitnehmer still in
alltags und mögliche Ablenkungen daheim“, sagt einer Ecke sitzen und ihre Arbeit machen. „Wir
Derntl. Außerdem vermutet er, dass es in Firmen, werden unsere Offices brauchen, weil sie für den
in denen Homeoffice die Ausnahme und nicht die physischen Kontakt, den innovativen Austausch,
Regel ist, weiterhin Vorurteile jenen gegenüber die Kreativräume und das Spüren der Marke un-
geben wird, die nicht jeden Tag „auf der Unter- verzichtbar sind“, sagt er._
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