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Als Frau auf Augenhöhe
gesehen zu werden und sich
Anerkennung aufzubauen,
das ist harte Arbeit.
MONICA RINTERSBACHER
nehmen etabliert werden müssen. Die
sollen nichts damit zu tun haben, dass
Frauen den Männern bevorzugt werden,
sondern damit, entsprechende Wei-
terbildungsmöglichkeiten anzubieten,
Frauen und Männer gleichermaßen zur
Beförderung einzuladen, ihnen Mut zu
machen. Denn Frauen entscheiden sich
oft ganz bewusst für die zweite Reihe.
Bescheidenheit und Fleiß, das ist ty-
pisch Frau, Selbstvertrauen hingegen
nicht. Viele Frauen, die vor dem Schritt
in die nächste Führungsetage stehen,
brauchen oft einen Rückenstärker. Ei-
nen Mentor, der ihnen das auch zutraut.
Wenn es dazu nicht die Strukturen im
Unternehmen gibt und die Personal-
entwicklung nicht darauf eingestellt
ist, dann machen sie diesen Schritt oft
nicht.
WAGNER-RATHGEB_Ich glaube, gera-
de auf Vorstandsebene kann die gläser- stimmen können sie in der Geschäftsfüh- desrätin. Wenn ich eine Maßnahme he-
ne Decke nur mit Quote abgebaut wer- rung und nicht im Aufsichtsrat. Man muss rausziehe, dann ist es das Kompetenz-
den. Vor zehn Jahren dachte ich noch, die Rahmenbedingungen erleichtern netzwerk für Karenzmanagement, da
es geht sicherlich ohne und man will und das Ganze pushen, aber nicht durch würde ich noch mehr Geld reinstecken,
ja keine Quotenfrau sein. Mittlerweile Zwang. Die meisten Unternehmen haben weil die Zeit der Familiengründung für
ist mir klar, dass es ohne Quote nicht verstanden, dass sie ohne Frauen auf die beide Seiten – Unternehmen und Mit-
funktioniert. Und es redet ja auch nie- Hälfte vom Humankapital verzichten. arbeiter – eine sehr herausfordernde
mand vom Quotenmann. Dabei wurden ist, in der man Unterstützung und Be-
sehr viele Männer von Männern in den Angenommen, Sie hätten die politische gleitung braucht.
Vorstand gebracht, weil sie eben Män- Entscheidungskraft, eine Maßnahme
ner sind. Das ist ja auch keine Quali- zur Förderung von Frauen in Führungs- KEPLINGER-MITTERLEHNER_Alles,
fikation und trotzdem macht sich kein positionen umgehend umzusetzen, was die Politik in die Vereinbarkeit von
Mann Gedanken darüber, warum er welche wäre es? Beruf und Familie investiert, ist gut in-
jetzt genommen wurde, weil er davon vestiert!
überzeugt ist, dass er es wert ist. Für WAGNER-RATHGEB_Steuervergünsti-
eine Frau sollte das gleiche Selbstver- gungen für alle Unternehmen schaf- RINTERSBACHER_Als Vertreterin der
ständnis herrschen und dadurch ist fen, die eine 50-Prozent-Frauenquote Unternehmensseite und Chefin von
eine Quote im Sinne von „Bei gleicher in den Führungspositionen haben. Frauen kann ich sagen, dass es wirklich
Qualifikation ist die Frau vorzuziehen“ höchste Zeit ist, eine Flexibilisierung zu
völlig gerechtfertigt. NISS_Mehr Kinderbetreuungsplätze, ermöglichen, damit der Arbeitsraum so
vor allem auch am Land, flexiblere Öff- gestaltet werden kann, dass es auch für
NISS_Ich bin prinzipiell gegen Zwang, nungszeiten dieser Einrichtungen und eine Frau mit Familie möglich ist, im Be-
auch gegen Quoten in Aufsichtsräten. Es eine bessere steuerliche Absetzbarkeit ruf ihre Leistungen zu erbringen, auch
ist viel wichtiger, Frauen in die Geschäfts- für Kinderbetreuung. wenn sie nicht 100 Prozent vor Ort ist.
führung, in die Vorstände zu bringen, weil Da müssen Unternehmer noch besser
dann ergibt sich das mit dem Aufsichtsrat HUMMER_Ich habe viele Maßnahmen unterstützt werden, um so flexibel sein
sowieso. Wirklich entscheiden und be- gesetzt in meiner Zeit als Frauenlan- zu dürfen.
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