Was kommt, was bleibt, was geht?
In der Modebranche kommen und gehen die Trends schneller als die Launen eines Teenagers. Beim Bauen und Wohnen sind Trends mehr als nur kurzfristige Moden – sie spiegeln die gesellschaftlichen Entwicklungen wider, prägen unsere Lebensweise und definieren, wie wir Räume gestalten, die wir unser Zuhause nennen.
Eines kommt nie aus der Mode: die Freude. Über den ersten Sprung in den eigenen Pool. Über die Schlüsselübergabe für die eigenen vier Wände. Über den Einzug ins neue Büro. Über die Unterschrift unter dem Finanzierungsplan, der den Traum vom Eigenheim erst möglich macht. Doch der Weg dorthin, das Design und die Umsetzung sind im Wandel. Was kommt, was bleibt, was geht beim Bauen und Wohnen? Das haben wir vier Experten gefragt: Ralph Wyklicky zum Thema Pool- und Wellnessbau, Stefan Graf zur Baubranche, Klaus Kumpfmüller zur Wohnbaufinanzierung und Anna Richter zu Küchentrends.
#Hytek
Poolbau | Wassertechnik | Sauna
Acht mal vier Meter. Und nicht selten im letzten Eck eines 3.000-Quadratmeter-Grundstücks. So in etwa wurden Pools vor 20 Jahren gebaut. Und zwar meist nur im Garten des Herrn Direktor. „Für Normalverdiener war ein Pool unerschwinglich. Damals war die Branche noch sehr klein, da gab es vielleicht sechs, sieben Schwimmbadbauer in Österreich, heute sind es wahrscheinlich 500.“ Ralph Wyklicky ist einer davon. In zweiter Generation führt er das Familienunternehmen Hytek und ist neben dem Poolbau auch Experte für Wasseraufbereitung und Wellness. 1977 gründete sein Vater eine Art „technischen Greißler-Laden“, Ralph machte daraus ein Unternehmen mit 20 Mitarbeitenden. Für die aktuelle Marktlage sei diese Größe genau perfekt, findet er. Die riesengroße Poolnachfrage während der Coronazeit sei vorbei.
Wer baut meinen Pool?
Und mit ihr sind viele Poolbaufirmen, die damals plötzlich am Markt waren, wieder verschwunden. Zurückgeblieben sind nicht selten ratlose Kunden. „Das waren leider oft Firmen, die Geld gerochen haben, deren Qualität aber äußerst mangelhaft war.“ Diese Schwimmbäder hätten teilweise unterdimensionierte Filteranlagen, die Kunden wurden nicht richtig eingeschult, um ihren Pool selbst warten zu können – und können nun niemanden mehr im Kundendienst erreichen, weil die Firma eben nicht mehr existiert. Wyklicky rät daher, bei der Auswahl des Anbieters immer darauf zu achten, wie lange die Firma bereits am Markt ist, ob es eine Garagenfirma oder eine Fachfirma ist, wo man sich die Produkte auch vor Ort ansehen kann und wie die Einschulung gemacht wird. „Der Kunde steht bei uns an erster Stelle. Mein Ziel ist immer, dass meine Kunden gut mit ihrem Schwimmbad klarkommen und sie nicht ständig einen Techniker benötigen.“ Gut drei Stunden nimmt er sich daher für die Einschulung Zeit. Mit einer modernen Dosieranlage sei die Wartung des Pools im Anschluss auch kein Problem.
DAS kommt und bleibt_
_lange, schlanke Pools
_große Sitzbank im Pool
_Pool eingebettet in die Terrasse, als eine Einheit mit
demselben Stein oder Holz
_Folienfarbe der Umgebung angepasst
_Poolabdeckung flach, einseitig, schienenlos
_Dosieranlagen für optimale Chlordosierung
_Technik gut zugänglich in Garage, Gartenhütte oder Keller
_Sauna im Wohnraum integriert
_Sauna mit zwei Seiten nur aus Glas
Salz oder Chlor?
„Vor zehn Jahren waren sogenannte Salzwasserpools ein großer Hype – das hat sich mittlerweile relativiert“, sagt Ralph Wyklicky. Er selbst bevorzugt Chlorwasserpools. „Weil sie am unproblematischsten sind – mit Salz kann man kein Edelstahl verwenden, weil es sonst rosten würde.“ Außerdem sei die chemische Aufbereitung eines Salzwasserpools, also die Desinfektionswirkung, ohnehin die gleiche wie bei Chlor … „Es heißt nur anders.“ Und klingt irgendwie natürlicher. Doch die Chlor-Dosieranlagen seien heute ganz anders als früher: „Es riecht nicht nach Chlor, der pH-Wert ist immer richtig eingestellt – bei einer händischen Dosierung von pH und Chlorwert ist es nicht möglich immer ideale Werte zu erhalten.“
In seiner Firma wird Ralph gerne als „Monk“ bezeichnet. Er schmunzelt. „Naja, ich bin Techniker und Perfektionist, ich tüftle immer alles gleich durch, bevor ich es anbiete. Es gibt Pläne, bei denen eine ordentliche Wartung und Betreuung des Pools nicht möglich ist. Da braucht es dann schlaue Lösungen.“ Dass er die Firma seines Vaters übernehmen würde, war nicht von Anfang an klar. Aber heute ist er froh darüber, den Sprung ins (kalte) Wasser gewagt zu haben. „Das Schöne bei uns ist: Zuerst siehst du die grüne Wiese oder den Altbau und auf einmal entsteht hier eine schöne Wellnessoase mit Terrasse, mit Outdoorküche oder mit einer Feuerstelle … und dann stehe ich jedes Mal da und denke mir: Wow, das ist wunderschön geworden und die Kunden sind glücklich!“
DAS geht
_klassische Poolabmessungen wie 8 x 4 Meter oder 6 x 3 Meter
_eine Leiter in den Pool
_Römertreppen oder Florentinatreppen
_Folienfarbe Blau
_hohe Abdeckungen
_Technik in kleinem Schacht versteckt
_Sauna im Keller
_Sauna mit kleinem Fenster
#HYPO Oberösterreich
Wohnbaufinanzierung
Die Kauf- und Baukosten sind hoch, die Kreditzinsen ebenso, und die Richtlinien zur Vergabe von Wohnbaukrediten so streng wie nie. Gibt es eigentlich einen schlechteren Zeitpunkt als jetzt, um sich seinen Traum vom Eigenheim zu realisieren, wenn man auf Fremdfinanzierung angewiesen ist? Darauf antwortet Klaus Kumpfmüller, Vorstandsvorsitzender der HYPO Oberösterreich, prompt: „Ja. Nämlich, sich überhaupt nicht den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Weil die eigene Immobilie immer noch die beste Absicherung und auch die beste Altersvorsorge ist.“
Was ist schon normal?
Natürlich sei die aktuelle Situation hinsichtlich der Fremdfinanzierungskosten nicht mehr so komfortabel wie noch vor ein paar Jahren, so Kumpfmüller. „Man muss aber auch bedenken, dass diese Nullzinsphase nicht normal war. Wir waren vielleicht schon ein bisschen verwöhnt, weil die Zinsen ein paar Jahre wirklich ganz, ganz niedrig waren.“ Schaue man sich aber das Zinsniveau im Zeitvergleich an, sei das jetzige Zinsniveau in der Historie eher unter normal einzustufen. „Noch dazu hat die EZB mit Juni schon mal den ersten Zinsschritt nach unten gemacht und wir erwarten im heurigen Jahr noch ein bis zwei weitere Zinsschritte.“ Die Stimmung sei schlechter als die Realität, so Kumpfmüller.
Realität sind aber auch hohe Grundstückpreise und Baukosten. Daraus ableitend stellt sich also die Frage: Wie viel Eigenheim kann ich mir leisten? „Daher geht der Trend auch oft hin zu kleineren Projekten und vor allem auch zu Sanierungen.“ Der Sanierungsboom resultiere einerseits daraus, dass man dadurch eventuell Neubaukosten aufgrund bestehender Substanzen reduzieren könne. „Natürlich spielen dabei auch die Förderungen in den Bereichen Sanieren oder klimafreundliches Erneuern eine große Rolle.“ Die aktuell hohen Kauf- und Baupreise würden sich auf dem jetzigen Niveau stabilisieren.
Trend zum Mehrgenerationenhaus
Ein weiterer Trend sei das Mehrgenerationenhaus. Viele Kunden der Bank würden wieder vermehrt Häuser umbauen oder eben auch erweitern. Außerdem erlebe unsere Gesellschaft eine Renaissance im Bauen. „Das bedeutet, dass nicht das fixfertige Projekt mit Pool und mit fertigem Garten sofort umgesetzt wird, sondern nach und nach entsteht. Zuerst mal das Notwendige, damit man einziehen kann, die ganzen Extras kommen peu à peu dazu.“ Um ihre Kundinnen und Kunden in wirtschaftlich unsicheren Zeiten zu unterstützen, vergibt die HYPO Oberösterreich langjährige Fixzinssätze. „Für bis zu 20 Jahre kann ein Kunde bei uns einen Fixzinssatz vereinbaren – das gibt die größtmögliche Planungssicherheit für die Zukunft.“ Weil aber gerade für junge Familien die Anfangsphase der Finanzierung die größte Herausforderung sei, „haben wir im heurigen Jahr eine Lösung mit unserem Wohnbaukredit mit Kletterrate geschaffen“. Dabei profitiere man anfänglich von einer geringeren Belastung, die über zehn oder fünfzehn Jahre fix mit eineinhalb Prozent steigt und sich so der Lebenssituation anpasst.
Trendfarbe Blau
Unterstützung bekommen auch all jene, die auf nachhaltiges Bauen setzen. „Wir wollen als Bank der Region unseren Beitrag zur Transformation dieser Region leisten. Im Bereich der Wohnbaufinanzierung unterstützen wir Kunden, die Anforderungen an klimaneutrale oder -freundliche Bauweise oder an energiesparende Bauweise erfüllen, schon seit einigen Jahren mit einem nachhaltigen Finanzierungsprodukt, unserem ‚hypo_blue Wohnkredit‘.“
#Leyrer + Graf
Industrie- und Gewerbebau, mehrgeschossiger Wohnbau, öffentliche Bauten
Nehmen wir mal an, wir schreiben das Jahr 2044. Und wir spazieren durch eine österreichische Großstadt – wie wird das Stadtbild in 20 Jahren wohl aussehen? Welche neuen Gebäude sind entstanden, wie beeinflussen sie das Aussehen von Städten, was hat sich verändert? Stefan Graf überlegt kurz. „Wenig“, sagt er dann. „Es braucht längere Zeit, bis sich Stadtbilder transformieren. Was wir natürlich schon sehen, sind die unterschiedlichen Epochen: Man sieht Häuser aus der Gründerzeit, die sehr kunstvoll gestaltet sind; dann gibt es jene aus der Nachkriegszeit, als wenig Geld vorhanden war und man schnell etwas gebaut hat.“ „Im Jahr 2044 werden wir sicher vermehrt Gebäude mit grüner Fassade sehen, mit begrünten Dächern und mehr ökologischen Elementen wie Holz“, erklärt der CEO des Bauunternehmens Leyrer + Graf.
Nicht auf, sondern in Grün bauen
Überhaupt sei das Thema Nachhaltigkeit – neben neuen Technologien in der Ausstattung, wie Smart Home oder in den Bereichen Heizung, Klima, Lüftung und Sanitär – der dominante Faktor unter den Trends in der Baubranche. „Das zieht sich durch alle nur denkbaren Dimension durch.“ Bestes Beispiel dafür sei ein eigenes Projekt, das gerade errichtet wird. „Im August 2023 war Spatenstich für das neue Bürogebäude unseres Tochterunternehmens, der Graf-Holztechnik, dabei möchten und werden wir die Kriterien des von der ÖGNI vorgegebenen Zertifikats erfüllen.“ Die ÖGNI zertifiziert nachhaltige Gebäude nach dem europäischen Qualitätszertifikat DGNB, das Themenfelder wie Ökologie, Ökonomie, soziokulturelle und funktionale Qualität, Technik, Prozesse und Standort über den gesamten Gebäudelebenszyklus bewertet. Aber nicht nur eigenen Bauprojekten spielt für Leyrer + Graf Nachhaltigkeit eine tragende Rolle. „Die Auftraggeber fragen viel stärker Nachhaltigkeitskriterien nach: welche Anfahrtswege wir haben, auf welche Lieferanten wir setzen, was wir jetzt schon tun, um unseren CO2-Fußabdruck zurückzuverfolgen“, erzählt Graf. Trends spürt er gerne durch Beobachtung von allgemeinen Trends auf. „Megatrends, also Veränderungen in der Gesellschaft, betreffen immer auch die Baubranche, weil wir auch ein Teil der Gesellschaft sind.“
„Das geht nicht zum Nulltarif“
Das größte Spannungsfeld sieht Stefan Graf darin, dass die Ansprüche zum Thema Nachhaltigkeit einerseits sehr, sehr hoch sind (die Transformation könne gar nicht schnell genug gehen), aber gleichzeitig dürfe es nichts kosten. „Es wäre eine Lüge, zu behaupten, dass das problemlos gehen kann.“ Zum einen sei es technisch nicht möglich, die hohen Anforderungen zu erfüllen, zweitens gehe es eben nicht zum Nulltarif. Bei den drei Buchstaben „ESG“ fehle ihm neben Umwelt, sozialer Verantwortung und Unternehmensführung das Ökonomische. „Das wird viel zu wenig beachtet und auch nicht offen angesprochen. Aber jede Transformation kostet Geld, weil es dazu Innovation braucht“, erklärt Graf. Höherer technologischer Grad, höhere Ausstattung bedeuten höhere Kosten. „Das ist ein einfacher, aber eindeutiger Zusammenhang. So wird das zur Entscheidung des Auftraggebers, ob er bereit ist, dafür mehr zu zahlen oder nicht.“
#Haka Küche
Küche | Wohnen
Geräumig, aber nicht zu groß und vor allem eines: praktisch. So sieht Anna Richters Traumküche aus. „Ich will kurze Wege in meiner Küche, pflegeleichte Oberflächen und funktionale Elektrogeräte.“ Optisch ist ihre Küche schlicht, geradlinig und in einem ganzheitlichen Farbkonzept – passend zum angrenzenden Wohnraum – gestaltet. Und was definitiv nicht fehlen darf: „Ein Vorratsschrank sowie ein Multidampfgarer und eine Armatur mit Soda- und Heißwasserfunktion. Außerdem ein Kochfeld mit Dunstabzug nach unten.“ Damit beschreibt die Marketingleiterin und Tochter von HAKA-Eigentümer Gerhard Hackl gleich mehrere aktuelle Trends. Und macht den Unterschied zu früheren Küchen deutlich: „Die erste Küche meiner Eltern, an die ich mich erinnern kann, war eine wilde Farbkombination aus Altweiß, Dunkelgrün und Elementen aus Holz. Früher war eine Küche in einem abgesonderten Raum eingepfercht, der meist nicht sehr groß war.“ Heute ist die Küche großzügig und repräsentativ, das Zentrum des Wohnens.
Geschmacksache
Sich von Beginn an nur auf die Optik zu konzentrieren anstatt auf die Planung – das werde oft falsch gemacht bei der Küchenplanung, erklärt Anna Richter. „Wenn etwa die Spüle zu weit weg ist vom Geschirrspüler, werden die Bewegungsabläufe verlängert. Da geht es um viele Kleinigkeiten, die schließlich den Alltag erleichtern oder eben auch verkomplizieren können.“ Einen kompetenten Berater an der Seite zu haben und vorab etwas Zeit in die Küchenplanung zu investieren, lohne sich daher. „Damit die Küche nicht nur schön aussieht, sondern auch langfristig Freude macht.“
Trends, die gekommen sind, um zu bleiben
Matte Fronten in Erdtönen seien gerade hoch im Kurs, verrät Anna. „Und wer den nötigen Platz zur Verfügung hat, plant eine Vorbereitungsküche hinter der repräsentativen Wohnküche. Dort darf das schmutzige Geschirr auch gerne etwas länger stehen bleiben.“ Ein Trend, der gekommen ist, um zu bleiben, sei die offene Wohnküche. „Ein durchgängiges Farbkonzept ist hier der Schlüssel zu einem harmonischen Zuhause.“ Es biete sich daher an, die gesamte Einrichtung aus einer Hand zu beschaffen, damit schlussendlich alles zusammenpasst. Gewagte Farbkombinationen bei den Möbeln seien hingegen out. „Knallige Akzente setzt man mit Accessoires.“ Die bedeutendsten Innovationen sind für sie nach wie vor der Multidampfgarer und Armaturen mit Soda- und Heißwasserfunktion.
Qualitätsunterschiede
Und worauf kommt es nun an, damit in der Küche schließlich nichts anbrennt? Im übertragenen Sinn natürlich. „Man erkennt die Qualitätsunterschiede im Küchenbau als Laie oft nicht beim Kauf, sondern erst im Alltag. Da geht es beispielsweise um die Stabilität der Möbel, die Konstruktion und die verwendeten Beschläge. Oder darum, wie pflegeleicht die Oberflächen sind.“ Weil es zum Wohnen aber nicht nur eine Küche braucht, fragen wir Anna auch noch nach Trends für den gesamten Wohnraum. „Die Art der Raumaufteilung hat sich verändert. So wenige einzelne Räume wie möglich sollen es sein. Dinge, die man früher in verschlossenen Räumlichkeiten untergebracht hat, brauchen nun einen neuen Aufbewahrungsort.“ Versteckter Stauraum sei die Lösung – raumhohe Schränke, die etwa in einer Wand oder unter der Stiege verbaut werden._
Redaktion
- Susanna Winkelhofer
Fotos
HAKA Küche, Edwin Dullinger, Hypo OÖ: Robert Maybach, sps architekten, Leyrer + Graf; Antje Wolm