Kann man Unternehmertum lernen?
Viele heute weltweit führenden Unternehmen wurden von Schulabbrechern in Garagen gegründet. Trotzdem ist die Förderung des unternehmerischen Gedankens in Bildungseinrichtungen äußerst wichtig – darin sind sich Experten einig. Wie gelingt das am besten und wie gut ist Oberösterreich aufgestellt?
Selbst wenn es in allen Schulen des Landes das Pflichtfach Unternehmertum gäbe – viele Österreicher würden sich trotzdem als Gründer nicht wohlfühlen. „Man kann Unternehmertum nicht lernen, es ist nicht wie Physik, Mathematik oder Buchhaltung, wo zum Großteil nach bestimmten Regeln vorgegangen werden muss“, sagt Gerold Weisz von der Fachhochschule Oberösterreich, wo er sich wissenschaftlich und praktisch seit zwölf Jahren mit Unternehmensgründung beschäftigt. Denn Kernpunkt des Unternehmertums sei ein gewisses Maß an Risikobereitschaft, das viele Menschen schlichtweg nicht mitbringen. Allerdings lässt sich der Unternehmer-Gedanke fördern. In den USA passiert das teilweise schon im Kindergarten. Dort gibt es spezielle Tage, an denen die Kinder Selbstgebasteltes an Eltern verkaufen können, so wird schon früh ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass sich mit Eigeninitiative Geld verdienen lässt und damit auch Anerkennung geschaffen wird. Hierzulande passiere oft genau das Gegenteil – der Unternehmer-Gedanke wird gehemmt. „Wir werden in der Familie und durch die Schulbildung teilweise in einem Umfeld sozialisiert, in dem ein relativ sicherer Job als Ideal gilt und Risiko eher verpönt ist“, sagt Weisz. Wobei „sicher“ zu relativieren ist – denn wirklich sicher sei es heutzutage sowieso nirgends mehr. Weisz glaubt, dass durch diese Sozialisation viele Menschen gar nicht daran denken, gute Ideen und Innovationen selbstständig auf den Markt zu bringen und zu vermarkten. „Obwohl sie vielleicht das Risiko-Gen in sich tragen würden, aber sich nicht trauen, es auszuspielen.“
Diese Menschen werden aber auch von zahlreichen Institutionen unterstützt, an denen der Gründergedanke gefördert wird. Weisz leitet das Transferzentrum für Unternehmensgründung an der FH Oberösterreich. „Wir bieten Beratungen von der Idee bis zur erfolgreichen Gründung sowie intensiven Kontakt zur Industrie, Gründungshelfern, Investoren und anderen Bildungsinstitutionen“, sagt Weisz. Im Fach „Unternehmerisches Denken und Handeln“ werden gründungsrelevante Inhalte vermittelt und die Studenten sensibilisiert. „Es kommen immer wieder Menschen auf mich zu und erzählen mir, dass sie ohne das Fach nie auf die Idee gekommen wären, zu gründen – das finde ich sehr wertschätzend“, sagt Weisz. Er ermutigt die Studenten, ihre eigenen Talente, Hobbys und Neigungen anzusehen – was man gern macht, macht man oft auch erfolgreich. „Nach einer sechsstündigen Vorlesung hat mir eine Studentin gesagt, dass sie jetzt genau weiß, was sie machen will, kurz darauf hat sie gegründet und wurde später mit Preisen ausgezeichnet“, sagt Weisz.
Motivierte nächste Generation
Die heimische Landschaft sieht Weisz grundsätzlich im internationalen Vergleich gut aufgestellt. „Wir haben sehr gute Ansätze, nicht nur an der FH, sondern auch an anderen Fachhochschulen und anderen Universitäten“, sagt er, „dennoch gibt es noch Luft nach oben.“ Besonders wichtig sei eine stärkere Konzentration auf den Nachwuchs. „Ich denke da an Lehrinhalte in den Oberstufen von Gymnasien, HBLAs, HLWs, HAKs und HTLs“, sagt Weisz, „da können schon Anker für einen späteren unternehmerischen Erfolg gesetzt werden.“ Punktuell werde auch hier schon gute Arbeit geleistet. „Etwa an der HAK Rohrbach, der HTL Leonding oder der HAK in Bad Ischl, dort gibt es Ideenwettbewerbe, Schüler machen Praktika und Ferialjobs in Start-ups, natürlich stehen auch eigene Unterrichtsfächer zum Thema Start-up und Entrepreneurship am Lehrplan.“ Für die Zukunft ist Weisz optimistisch – er sieht ein Umdenken bei den Studenten. „Ich bemerke momentan schon einen Umbruch, ich glaube, dass unsere Kinder unternehmerischer denken werden als unsere Generation“, sagt er, „viele junge Menschen aus Nicht-Unternehmer-Familien kommen und sind selbst motiviert, eigene Projekte umzusetzen.“ Die generelle Gründungsmotivation in der Bevölkerung zu ändern sei eine Generationenfrage. „In den vergangenen ein, zwei Generationen hat sich da schon viel geändert, da muss man weiterhin dranbleiben und den bereits eingeschlagenen Weg konsequent verfolgen und ausbauen.“
Die Erfolgsfaktoren der Entrepreneurship-Education
Worauf kommt es bei erfolgreicher Entrepreneurship-Education an? Das wollte die JKU mit einer internationalen Delphi-Erhebung bei 100 Experten herausfinden. Die wichtigsten Punkte im Überblick.
- Hohe Praxisorientierung
- Einbindung von (Jung-)Unternehmern und Gründungshelfern
- Fachliche Kompetenzen und Erfahrungswissen
- Vorbereitung auf die Suche nach Finanzierungs- und Förderungsmöglichkeiten
- Gründungsteams mit breitem Kompetenzportfolio zusammenstellen
- Mentoren-Netzwerk, Coaching
- Infrastruktur (Co-Working-Spaces, Inkubatoren, Laborplätze)
- Start-up-Beratungsstellen
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Ausgezeichnet
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Von mehr Pop und Feedback-driven-Companies
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Einmal durchstarten, bitte!
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Die spinnen, die Gründer! Oder?
Jährlich werden rund 50 Gründungsvorhaben mit Produkten oder Dienstleistungen vom Start-up-Inkubator tech2b unterstützt. Raphael Friedl, Johanna Köhler und Nina Gruber von tech2b und die Geschäftsführung der beiden Start-ups Tetan und Blockhealth über ihren gemeinsamen Weg vom Ideenspinnen zur Marktreife.
Musterschüler Oberösterreich?
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Zugegeben: Ob ein Unternehmen langfristig erfolgreich ist, hängt von unzähligen Faktoren ab, die der Gründer nicht alle beeinflussen kann. Trotzdem gibt es einige Strategien und Verhaltensweisen, die sich oft bei jenen beobachten lassen, die es geschafft haben. Zehn Punkte, die vielleicht den Unterschied ausmachen können.
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