Mitfühlen, gestalten, verändern
Von der Steuer- und Unternehmensberatung über das Alumniwesen bis hin zum Regionalmanagement – welche Kompetenzen brauchen Menschen, die beraten, heutzutage und wie sieht die Zukunft der Beratungsbranche aus? Drei Unternehmen und Organisationen stehen uns Rede und Antwort.
# Prodinger & Partner
Was braucht es, damit Beratung gelingen kann?
Markus Steiner: Es bedarf sehr viel an Fingerspitzengefühl, Wissen und Schlauheit, wie man die Themen angeht. Ich vergleiche die Beratung gerne mit einem Fußballspiel. Dort gibt es die Stürmer, die das Tor schießen, und die Verteidiger, die die gegnerischen Tore abfangen. Fakt ist, alle müssen wissen, auf welcher Position sie spielen. Im Fußball und im Beraterteam. Denn Beratung bedeutet für mich, Her-ausforderungen aufzuzeigen und Lösungen dafür anzubieten. Wenn wir mit einer Herausforderung konfrontiert werden, nehmen wir uns derer an – ein grundsätzliches Nein wird man von uns nie hören.
Lukas Prodinger: Um noch einen anderen Vergleich zu bringen: Wir sehen uns als ganzer Organismus oder als Orchester. Ein Zusammenwirken von vielen Individuen und Bereichen, wie wir sie anbieten, muss immer abgestimmt sein. Es hätte keinen Sinn, bei den Streichern Topleute anzustellen, wenn die Bläser den Ton nicht treffen. Deswegen gehen wir diesen ganzheitlichen Weg der Beratungsleistung mit viel Wertschätzung unseren Kunden, aber auch dem Team gegenüber.
Was ist euer USP neben der Vielfalt an Leistungen?
Arthur Prodinger: Wir denken über den Tellerrand hinaus, und zwar langfristig. Das A und O ist, gemeinsam mit den Kunden nicht nur ein stupides Berichten von Zahlen umzusetzen, sondern zu schauen, wie man von dort aus weitermachen und das Beste herausholen kann. Es geht um das Verändern, das Gestalten und vor allem um die Unternehmerinnen und Unternehmer. Wir sind deshalb in so vielen Bereichen vertreten, weil es dort noch keine Lösung seitens des Marktes gab und wir sie erst finden mussten.
Lukas Prodinger: Unsere Stärke ist mit Sicherheit die Verschiedenheit unseres Teams. Natürlich ist die Unternehmensführung dadurch eine Herausforderung, aber für mich ist eine Leitungsfunktion innezuhaben etwas Wunderbares. Man übernimmt Verantwortung für die Menschen und ich liebe es, mit so vielen verschiedenen Meinungen und Typen wie möglich zusammenzuarbeiten.
Was zeichnet Menschen, die in unserer schnelllebigen Zeit gut beraten, aus?
Arthur Prodinger: Die Kunden wollen, dass man auf sie zugeht. Wir alle wollen das. Jeder von uns sucht nach einer gewissen Bestätigung und genau das versuchen wir auch unseren Unternehmern mitzugeben. Das heißt, die beratende Rolle ist heutzutage ganz entscheidend. Dass man sich Zeit nimmt, nicht nur für große Kunden, sondern für alle.
Markus Steiner: Es sollten nicht die Berater im Mittelpunkt stehen, sondern die Kunden. Da braucht es meiner Meinung nach einen Perspektivenwechsel. Dieses ichbezogene Denken sollte man bekämpfen, welches in der heutigen Zeit oft vorherrscht. Die Vielfalt, das Miteinander, das Aufeinander-Zugehen, andere Meinungen zuzulassen und sich trotzdem nicht vom Weg abbringen zu lassen, sind zentral für die Beratung.
Lukas Prodinger: Aus meiner Sicht sind die guten Berater Motivatoren. Sie unterstützen, regen an, motivieren und verbreiten Optimismus. Sie begleiten die Unternehmerinnen und Unternehmer dabei, ihren Weg zu finden, den diese dann aber selbst gehen sollen. In meinen Augen sind Berater, die Unternehmer abhängig von sich machen, schlecht in ihrem Job.
# JKU Alumni Club
Wie steht der JKU Alumni Club Absolventinnen und auch Studien-anfängern beratend zur Seite?
Florian Mayer: Wir verstehen uns als umfassender Partner für unsere Alumni und Studierenden der JKU in den Bereichen Netzwerk und Karriere. Dementsprechend versuchen wir mit unseren Leistungen und Angeboten bestmöglich alle wichtigen Teile abzudecken, die Herausforderungen darstellen könnten. Das reicht vom klassischen Support beim Erstellen von Lebensläufen und Bewerbungsunterlagen über individuelle Karriereorientierung und Karriereberatung bis hin zur Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch. Unser Portfolio umfasst aber auch speziellere Angebote wie etwa eine Farbtypberatung. Nicht unwesentlich ist auch die „informelle Beratung“ in unserem Netzwerk durch die Alumni und Studierenden untereinander.
Welche Beratungsangebote werden besonders gerne angenommen?
Florian Mayer: Am häufigsten wird definitiv die Unterstützung beim Erstellen von Bewerbungsunterlagen in Anspruch genommen. Wenn jemand zum ersten Mal damit konfrontiert ist, stellen sich viele Fragen, bei denen wir gerne weiterhelfen.
Welche Fähigkeiten braucht es dafür von Ihrer Seite?
Florian Mayer: Ganz wichtig ist natürlich menschliches Gespür, aber auch entsprechende Fachkenntnis und eine gute Vernetzung mit Unternehmen.
Wie können Alumni Clubs generell den Einstieg ins Berufsleben erleichtern?
Florian Mayer: Hier gibt es unzählige Möglichkeiten, die Alumni und Studierenden zu unterstützen. Ein zentraler Baustein in einem Alumni Club ist immer das Netzwerk. Neben diesem und unseren Beratungen bieten wir noch diverse weitere Angebote, um sich auf dem Jobmarkt zu orientieren und verschiedene Jobprofile oder Unternehmen kennenzulernen. Wir vermitteln etwa Praktika, stellen Firmen vor, informieren über konkrete Jobmöglichkeiten für die jeweiligen Studienrichtungen oder stellen mit Formaten wie unserer Karrieremesse oder Firmenbesichtigungen direkt den Kontakt zu den Unternehmen her.
# Regionalmanagement Oberösterreich
Wie unterstützen Sie im Fachbereich „Grenzüberschreitende Zusammenarbeit“ aktiv die Intensivierung von Kooperationen zwischen Regionen, Gemeinden und anderen (europäischen) Institutionen?
Romana Sadravetz: Die Unterstützung erstreckt sich über den gesamten Entwicklungsprozess eines Themas oder Projektes. Unsere Regionalmanagerinnen und Regionalmanager suchen bei Bedarf einen geeigneten Partner in Tschechien oder Bayern, moderieren grenzübergreifende Arbeitsgruppen, informieren über passende Finanzierungsmöglichkeiten oder vermitteln Kontakte zu den richtigen Stellen im In- und Ausland. Wir verfügen über ein sehr breites europäisches Kontaktnetzwerk und dieses teilen wir gerne mit unseren Gemeinden und ihren Einrichtungen.
Welche Kompetenzen brauchen die Regionalmanager dafür?
Romana Sadravetz: Grundsätzlich ist es von großem Vorteil, ein Interesse an Geschehnissen in Oberösterreich, Österreich, aber auch in den Nachbarländern und in Europa zu haben. So ist man möglichst am aktuellen Stand, was etwaige Entwicklungen im unmittelbaren Grenzraum, aber auch in den europäischen Grenzregionen betrifft. Wir verfügen über ein profundes Wissen im Projekt- und Prozessmanagement sowie einen guten Überblick über die Förderlandschaft in Oberösterreich, Österreich und in der EU. Als Regionalmanagerin sollte man auf alle Fälle kommunikativ sein und offen auf Menschen zugehen.
Warum ist die Förderung dieser Zusammenarbeit von besonderer Bedeutung für Oberösterreich und Europa?
Romana Sadravetz: Grenzregionen an sich haben durch ihre historischen Gegebenheiten oder ihre Randlage besondere Herausforderungen zu bewältigen. Man darf jedoch nicht vergessen, dass mehr als ein Drittel der Bevölkerung Europas in solchen Regionen lebt, und deshalb ist es wichtig, die grenzübergreifende Zusammenarbeit zwischen Nachbarregionen zu fördern. Grenzregionen sind in verschiedenen europäischen Netzwerken zusammengeschlossen, wie etwa in der Arbeitsgemeinschaft der Europäischen Grenzregionen (AGEG). Oberösterreich ist Mitglied im Ausschuss der Regionen und in all diesen Netzwerken findet reger Austausch zu den besonderen Bedürfnissen dieser Regionen statt, die dann auch an die Europäische Kommission herangetragen werden.
Welche Schwerpunkte setzen Sie bei den EU-Förderprogrammen „Interreg Bayern – Österreich“ und „Interreg Österreich – Tschechien“ bis 2027?
Romana Sadravetz: Österreich nimmt im Rahmen der „Europäischen Territorialen Zusammenarbeit“ (ETZ) an insgesamt sieben Programmen mit seinen direkten Nachbarländern teil. Oberösterreich ist an den Programmen mit Tschechien und Bayern beteiligt. Beide Programme werden vom Land Oberösterreich verwaltet und die Schwerpunkte liegen in der Förderung von grenzübergreifenden Projekten im Bereich Forschung und Innovation, Klimawandel und Biodiversität, Bildung, Kultur und Tourismus sowie im Abbau von administrativen und rechtlichen Hindernissen. Ein besonders attraktives Angebot, vor allem für Gemeinden, Schulen oder lokale Vereine, bieten beide Programme mit der Förderung von „people-to-people“ oder Kleinprojekten. Im Rahmen dieser eher kurzfristigen Projekte werden vor allem Bürgerbegegnungen, kulturelle Aktivitäten oder Schulkooperationen mit bis zu 80 Prozent der Gesamtkosten gefördert. Voraussetzung ist immer, dass zumindest ein Partner aus Oberösterreich und einer aus Tschechien oder Bayern zusammenarbeiten.
Redaktion
Fotos
Mayer: Christian Huber; Prodinger: Jürgen Feichter; Sadravetz: Herman Wakolbinger