Wie das österreichische Internet entstand
1988 bekam Österreich seine Heimat im Internet. Was sich seither verändert hat und welche Technologiesprünge in den nächsten Jahren zu erwarten sind, weiß Richard Wein. Er ist Geschäftsführer des Salzburger Unternehmens nic.at, das in Österreich als zentrale Registrierungs- und Verwaltungsstelle für .at-Domains zuständig ist.
Wussten Sie eigentlich, dass …
… in Österreich bisher knapp 1,3 Millionen .at-Domains registriert wurden?
Österreich liegt damit im Verhältnis zur Bevölkerungsanzahl im europäischen Mittelfeld. Es gibt in Österreich keine Gemeinde ohne .at-Domain. Nach starken zweistelligen Wachstumsraten gibt es seit knapp zwei Jahren nur mehr geringe Zuwächse bis hin zu einer gewissen Stagnation bei den Neuanmeldungen und so werde es auch zukünftig weitergehen, schätzt Wein. Zwei Gründe dafür: Erstens, Es sei zu einer Sättigung gekommen. Zweitens, Vor vier Jahren wurden hunderte neue länderübergreifende Top-Level-Domains (wie etwa .shop oder .yoga) gelauncht, durch diese sogenannten generic Top-Level-Domains (gTLD) im Gegensatz zu den country code Top-Level-Domains (ccTLD) sei ein größerer Wettbewerb entstanden. Bei den .at-Domains gibt es einen starken Österreichbezug.
… Cloud-Computing die IT-Landschaft in den nächsten Jahren stark verändern wird?
Aktuell lagern unter 20 Prozent der Unternehmen ihre IT-Systeme aus. Das werde laut Wein in den nächsten zwei Jahren stark zunehmen. Unternehmen bräuchten keine eigene Infrastruktur mehr, sondern gäben diese in die Cloud. „Damit kann man sich kurzfristig große Speichermöglichkeiten sowie Dienstleistungen dazukaufen und damit Spitzen ausgleichen sowie Fixkosten senken“, sieht Wein ein großes Potential für Cloud-Computing. Das Thema stehe aber im großen Spannungsfeld zu Privacy und Datenschutz. Es gibt weltweit nur drei bis vier große Anbieter, fast alle davon sind amerikanische Großkonzerne und man könne sich nie sicher sein, wo die Daten letztendlich landen.
… die Blockchain-Technologie im Wirtschaftsleben in den nächsten Jahren eine bedeutende Rolle einnehmen wird?
Wein erwartet für 2019/20 die ersten Anwendungsfälle. So wie nic.at seien aktuell viele Firmen im Entwicklungsstadium, es gebe aber noch keine fertigen Produkte. Als mögliches Anwendungsgebiet für nic.at nennt Wein das Identity-Management für Domaininhaber.
… die Registrierung einer .at-Domain ein paar Sekunden dauert und man danach sofort online ist?
Der Registrierungsprozess wurde zu einem vollautomatischen elektronischen Geschäft ohne menschlicher Interaktion. Es gibt unzählige Internetprovider und Anbieter für .at-Domains, welche die Domains für die Endkunden als Zwischenhändler anbieten. Man kann auch direkt bei nic.at, der zentralen Registrierungs- und Verwaltungsstelle in Österreich, seine Domain registrieren, aber dafür braucht man gewisse technische Voraussetzungen, die nur wenige Endkunden haben. 95 Prozent aller .at-Domains werden über Registrare verwaltet, diese stellen gleichzeitig auch noch eine Reihe anderer Dienste wie etwa E-Mail oder Webspace zur Verfügung. „Die Registrare übernehmen die Komplexität der Domainregistrierung für den Endkunden“, erklärt Wein, dass sich dieses System aufgrund der stark steigenden Domainanzahl entwickelt hat. Als nic.at 1998 mit der Domainvergabe startete, hätte es im technischen und juristischen Bereich noch sehr viele Graubereiche gegeben: „Vieles war unklar, es hat noch keine Gerichtsurteile gegeben, die technischen Dinge waren nicht ausgereift. Es hat eine Zeit lang gedauert, bis sich jedes Land ein Stück weit selbst gefunden und organisiert hatte. Die Registrare brachten auch eine Harmonisierung.“
… die deutsche Domain-Länderendung .de weltweit am häufigsten benützt wird?
Es gibt über 16 Millionen .de-Domains. Die Anzahl der Länderdomains hängt laut Wein oft mit der Regulierung zusammen. Während in manchen Ländern lange nur Inländer heimische Domains registrieren durften, gab es in Deutschland schon sehr früh liberale Vergaberichtlinien und günstige Preise. In Österreich ist es ähnlich liberal – jede Person über 18 Jahre kann unabhängig von ihrem Wohn- und Aufenthaltsort beliebige .at-Domains registrieren. Der Antragsteller ist selbst dafür verantwortlich, dass er keine Namens- und Markenrechte verletzt. Auch wenn die kürzeren .at-Domains bereits vergeben sind, gebe es für den deutschen Sprachgebrauch in den nächsten Jahren noch genügend .at-Domains.
… die Themen Security und Regulierung in den nächsten Jahren ein deutlich stärkeres Augenmerk brauchen?
Die weltweiten Gesetzgeber würden bei den Regulierungen für das Internet hinterherhinken. „Mit der DSGVO gibt es erstmals eine europaweite Gesetzgebung, die das Internet massiv prägt und beeinflusst. In diese Richtung erwarte ich mir noch viel mehr Aktivitäten“, sagt Wein. Ein gewisses Umdenken hätte bereits stattgefunden, es ist aktuell auf EU-Ebene die ePrivacy-Verordnung in Ausarbeitung und 2020 tritt eine Reform der Consumer Protection Cooperation (CPC) in Kraft. Die DSGVO ist laut Wein „im Grundsatz ein guter Gedanke, die Umsetzung ist aber ein Stück weit nicht zu Ende gedacht worden“. Man wollte die großen amerikanischen Unternehmen treffen und habe dabei zu wenig auf die kleinen Unternehmen geachtet. Für diese seien hohe Kosten und ein massiver Aufwand entstanden. „Man hat versucht, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Es war zwar insgesamt richtig, im Bereich Datenschutz gesetzliche Vorgaben zu machen, aber ob es die richtige Durchführung war, darüber kann man trefflich streiten.“ Eine Schwierigkeit bei der Regulierung in diesem Bereich sei immer, dass im Internet Privatpersonen und Unternehmen mit sehr unterschiedlichen Absichten und dementsprechend verschiedenem Schutzbedarf zusammentreffen.
In unserer Branche dreht sich das Rad so extrem schnell, dass ich mich nicht trauen würde, weiter als fünf Jahre in die Zukunft zu blicken.
Richard Wein
Kaufmännischer Geschäftsführer, nic.at
Was man über nic.at wissen sollte.
Das Salzburger Unternehmen wurde 1998 gegründet , als die .at-Domainverwaltung von der Universität Wien mit 30.000 Domains nicht mehr zu bewältigen war. In den 80er Jahren wurde im Internet das System für Domain-Namen mit Ländererkennung eingeführt, 1988 wurde Österreich durch eine Gruppe von Technikern an der Uni Wien mit der .at-Domain eingetragen. Drei Jahre später startete die Uni mit der öffentlichen Domainvergabe – zunächst war das Internet eine rein akademische Plattform für den Austausch wissenschaftlicher Daten.
Als Standort für nic.at wurde Salzburg , der Heimatort des damaligen Geschäftsführers, gewählt. Die Technik blieb in Wien. nic.at beschäftigt 60 Mitarbeiter. Eigentümer der GmbH ist eine Privatstiftung mit gemeinnützigem Zweck – nämlich die Förderung des Internets in Österreich. Die Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit der österreichischen Domain „ist das wichtigste Gut“ und dementsprechend stolz ist Geschäftsführer Wein, dass es seit Bestehen keine Sekunde Ausfall gab: „Ein Ausfall hätte katastrophale Auswirkungen.“
nic.at betreibt auch die Onlinemeldestelle Stopline.at gegen sexuelle Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger und nationalsozialistische Wiederbetätigung im Internet gemeinsam mit ISPA, den Internet Service Providers Austria. Sowie seit 2008 CERT.at als nationale Meldestelle für internationale IT-Sicherheit und das brancheneigene CERT für die Energieindustrie.
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