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Fahrsicherheit

Bremsen!

Notbremsen, Schleudern, die Fliehkräfte in einer Kurve erleben – alles Extremsituationen, die man sich im normalen Straßenverkehr nicht wünscht. Bei erschwerten Bedingungen – Dunkelheit und Nässe – konnte man genau solche Situationen bei der „Langen Nacht der Fahrtechnik“ des Öamtc im Fahrtechnikzentrum Marchtrenk testen. Diese wurde zum ersten Mal in allen acht Öamtc-Fahrtechnikzentren in Österreich angeboten. Die Redakteure Sebastian Luger und Sabrina Kainrad waren dabei.

Sebastian Luger

Es hat gefühlte fünf Grad, der Regen peitscht gegen die Windschutzscheibe und auf einmal leuchten zwei Scheinwerfer vor mir auf. Ich trete das Bremspedal durch, versuche auf die Gegenfahrbahn auszuweichen, die Fliehkräfte drücken mich beinahe aus der Kurve und ich komme mit dem Auto gerade noch am linken Fahrbahnstreifen zu stehen. Ich atme tief durch, versuche mich zu sammeln. „Gut gemacht, aber das nächste Mal versuchen Sie es bitte mit etwas weniger Geschwindigkeit. Der Nächste bitte!“ Wo kam das jetzt bitte auf einmal her? Der Funkspruch des Fahrtechniktrainers reißt mich aus meinen Gedanken. Ich fahre von der Übungsstrecke, mache dem Auto nach mir Platz und reihe mich mit meinem Pkw für eine nächste Runde ein. Die zwei Scheinwerfer gehörten zum Glück keinem Geisterfahrer, der Regen war eine inszenierte Wassersäule und die Fahrbahn keine Autobahn, sondern das Öamtc-Testgelände.

Die nächste Herausforderung: Bei neun Grad Gefälle auf nasser Fahrbahn Hindernissen, sprich Wassersäulen, ausweichen. „Fangen Sie bitte mit maximal 40 Stundenkilometern an und erhöhen Sie immer nur um zwei oder drei km/h“, erklärt Wolfgang Stummer, der seit 2004 sämtliche Fahrtechniktrainings im Pkw-Bereich abhält. Was bei 40 und 42 km/h noch hervorragend funktioniert, stellt sich bei 50 km/h als voraussehbarer Dreher um die eigene Fahrzeugachse heraus. Nach einem unfreiwilligen „360“ komme ich mit meinem Wagen zum Stehen und bin froh, lediglich die halbe Wassersäule anstatt einem anderen Auto getroffen zu haben. Aber das war schließlich auch der Sinn der Übung: Extremsituationen in einem geschützten Umfeld zu erleben.

Die Moral von der Geschichte? Ein „Macher“ in seinem gewohnten „Redaktionsrefugium“ macht noch nicht automatisch einen „Macher“ hinter dem Lenkrad.

Sabrina Kainrad

16.15 Uhr. Es wird langsam dunkler. Beim Gedanken an das kommende Fahrtraining bekomme ich ein mulmiges Gefühl. Der Vorraum im Öamtc-Fahrtechnikzentrum in Marchtrenk füllt sich langsam – großteils mit Herren. Die Zahl der Damen ist überschaubar, was mich nicht gerade beruhigt. Pünktlich um 16.30 Uhr werde ich durch eine freundliche Begrüßung aus meinen Gedanken gerissen. Es geht los, wir werden in zwei Gruppen mit jeweils knapp zehn Personen eingeteilt. Der Instruktor, Wolfgang Stummer, stellt sich vor und verteilt Funkgeräte. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Wir gehen zu unseren Autos, reihen uns hinter den Wagen unseres Instruktors und fahren in einer Kolonne in das 120.000 Quadratmeter große Übungsgelände. Die erste Station ist ein Gleitbelag mit computergesteuerten Wasserhindernissen und einer Hydraulikplatte für Schleuderübungen.

Wir fahren die erste Übungsstrecke zwei Mal langsam in der Kolonne durch, der Instruktor gibt genaue Anweisungen, mit welcher Geschwindigkeit man fahren soll und was man alles beachten muss. „Hier haben Sie heute die Chance, verschiedene mögliche Extremsituationen im Straßenverkehr ohne Risiko auszuprobieren“, sagt Stummer. Bei der ersten Runde geht es darum, bei einer Vollbremsung den Bremsweg des eigenen Autos kennenzulernen. Ich steige noch etwas zögerlich aufs Gas und komme kurz vor dem Hindernis sicher zu stehen. Wann, wenn nicht jetzt, denke ich mir bei der zweiten Runde und steige schon deutlich kräftiger aufs Gas. „Bremsen!“, tönt es aus dem Funkgerät. Ich bin voll auf der Bremse, aber mit der erhöhten Geschwindigkeit schaffe ich es nicht mehr, vor dem Hindernis stehen zu bleiben und mein Auto bekommt die erste Unterbodenwäsche. Es blieb nicht die einzige an diesem Abend.

Mein Fazit? Sämtliche Befürchtungen, die ich im Vorfeld hatte, verflüchtigten sich nach den ersten Übungen. Das lag einerseits an den – für mich – einzigartigen und lehrreichen Erfahrungen an diesem Abend und andererseits an den verständlichen und individuellen Tipps des Öamtc-Instruktors.

Lange Nacht der Fahrtechnik

Die Premiere der „Langen Nacht der Fahrtechnik“ mit Schleuderübungen, Notbremsungen, Kurvenfahren und dem Ausweichen von Hindernissen bei neun Grad Gefälle kam gut an – die beiden Blöcke um 16.30 Uhr und 19.30 Uhr waren fast vollständig ausgebucht. Der große Andrang macht eine zweite Auflage im kommenden Jahr laut Öamtc sehr wahrscheinlich.