
3. Jahrestagung der Open Fiber Austria in Linz
Glasfaser und Zukunftstechnologien im Zentrum der Digitalstrategie
In Zeiten politischer Umbrüche und drohender Förderstopps stehen viele Ausbauprojekte unter Druck. Unternehmen wurden gegründet, Strukturen und Prozesse aufgebaut, Planungen angestoßen – nun droht die Rücknahme bereits kommunizierter Fördercalls. Bei der 3. Jahrestagung der Open Fiber Austria in Linz wurden klare Botschaften formuliert: Digitalisierung braucht Planungssicherheit, Technologieoffenheit und konkrete Lösungen für den ländlichen Raum. Über 320 Teilnehmer:innen, darunter Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft und Telekommunikationsbranche, folgten der Einladung in die Wirtschaftskammer Oberösterreich, um über nachhaltige Infrastruktur, Netzsicherheit und Wettbewerbsfähigkeit zu diskutieren.
Klimaschutz durch Glasfaser: RTR-Studie macht Vorteile sichtbar
Stefan Teufel von der RTR-GmbH präsentierte eine aktuelle Studie zur ökologischen Bewertung von Breitbandtechnologien. Das Ergebnis: Glasfaser, insbesondere FTTH, ist langfristig die energieeffizienteste Lösung. Rund 70–80 % der CO₂-Emissionen in Telekommunikationsnetzen entstehen im Zugangsbereich – dort, wo noch Kupfer- oder Mobilfunktechnologien genutzt werden. Eine rasche Migration zu Glasfaser senkt Emissionen und Betriebskosten – trotz kurzfristig höherem Aufwand.
Quantencomputing braucht Glasfasernetze Lukas Helm vom Wiener Unternehmen Quantum Technology Laboratories gab spannende Einblicke in die Zukunftstechnologie Quantenkommunikation – ein Bereich, der angesichts der rasanten Entwicklung von Quantencomputern zunehmend an sicherheitspolitischer Bedeutung gewinnt. Denn eines steht bereits heute fest: Viele der derzeit verwendeten Verschlüsselungsverfahren werden durch die Rechenleistung kommender Quantencomputer leicht zu knacken sein.
Ziel ist der Aufbau eines europaweiten Quantennetzwerks, das kritische Infrastrukturen wie Regierungen, Energieversorger oder Banken absichern soll. Auch in Österreich laufen bereits erste Pilotprojekte – etwa entlang der Strecke Linz–Stadlau, gemeinsam mit der ÖBB. Entwickelt wurde die zugrundeliegende Technologie im Umfeld des Nobelpreisträgers Anton Zeilinger. Nun geht es darum, sie aus den Forschungslabors in die wirtschaftliche Anwendung zu bringen – ein Wettlauf, den nicht zuletzt China mit hohem Tempo vorgibt.
Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner unterstrich erneut die Bedeutung des Ausbaus für den Standort Oberösterreich:
„Oberösterreich übernimmt beim Glasfaserausbau unter den Bundesländern eine führende Rolle in Österreich – und das aus gutem Grund. Eine moderne digitale Infrastruktur ist heute genauso grundlegend wie Straßen oder Strom. Unser Ziel ist eine flächendeckende Versorgung, die allen Regionen Zukunftsperspektiven eröffnet. Daran arbeiten wir – entschlossen und vorausschauend.“
Ein fairer Weg zum Copper Switch-off Daniel Seufert vom deutschen Breitbandverband BREKO berichtete über aktuelle Entwicklungen zur Kupferabschaltung in Deutschland. Dort wird ein Regelwerk vorbereitet, das den Umstieg auf Glasfaser koordinieren und faire Bedingungen für alle Anbieter sicherstellen soll.
Anton Schwarz von der RTR-GmbH zeigte auf, wie eine migrationsfreundliche Strategie auch in Österreich aussehen könnte. Zwar fehlen derzeit gesetzliche Grundlagen, doch sei es entscheidend, jetzt mit der Planung zu beginnen. Eine transparente, gut vorbereitete Umstellung schaffe Investitionssicherheit, verhindere Doppelstrukturen und stärke den Wettbewerb.
Business Talk: Wie geht Glasfaser ohne Förderung? Im Rahmen eines Business Talks diskutierten die Ausbauunternehmen A1, öGIG, BIK, sbidi und Alpen Glasfaser offen über die wirtschaftlichen Herausforderungen in einer förderpolitisch unsicheren Phase. Dabei wurde deutlich, dass strukturschwache Regionen auf öffentliche Unterstützung angewiesen bleiben. Gleichzeitig bieten sich Chancen dort, wo Kooperationsmodelle zwischen privaten und öffentlichen Partnern greifen.
Besonders kritisch äußerte sich Herbert Jöbstl, Geschäftsführer von sbidi, zur aktuellen Situation in der Steiermark: „Ich halte es für äußerst bedenklich, dass drei Bundesländer – darunter auch die Steiermark – durch die drohende Streichung des dritten Fördercalls leer ausgehen könnten. Damit würden Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe wegfallen und Strukturen gefährdet. Mein Vorschlag: Eine Zusage mit späterer Auszahlung würde Planungssicherheit schaffen und die Regionen nicht im Regen stehen lassen.“
Auch Peter Schark, Geschäftsführer der BIK GmbH, betonte die Folgen eines möglichen Förderstopps – sowohl für den Ausbau als auch für die digitalen Chancen der Bevölkerung: „Wenn der Förderstopp wirklich kommt, hat das zwei sehr negative Konsequenzen: Erstens brechen eingespielte Strukturen weg, die man später mühsam neu aufbauen muss.
Zweitens schaffen wir eine digitale Zweiklassengesellschaft – in der der Wohnort darüber entscheidet, ob jemand an der digitalen Welt teilhaben kann oder nicht.“
Glasfaserausbau braucht langfristige Strategien und politische Verlässlichkeit
Die Jahrestagung machte deutlich: Technologische Innovation allein reicht nicht – es braucht auch klare politische Rahmenbedingungen, rechtzeitige Planung und stabile Fördermodelle. Nur so gelingt der Übergang zu einer digitalen Infrastruktur, die Wirtschaft, Gesellschaft und Klimaschutz gleichermaßen voranbringt.
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