Wohin fliegst du, Alexandra-Yoana Alexandrova?
Gerade bekam sie noch Standing Ovations am Musiktheater in Linz für ihre Rolle der Maria Stuart im Musical „Die Königinnen“, zur Zeit wird sie als Mary Poppins im gleichnamigen Musical bei den Thuner Seespielen in der Schweiz gefeiert, bevor sie im Herbst wieder in Linz als Alice in „Wonderland“ in die nächste Hauptrolle schlüpft: Wie macht man so eine Traumkarriere, Alexandra-Yoana Alexandrova? Genau das wollen wir von ihr wissen.
Im Musical Mary Poppins spielst du ein Kindermädchen mit magischen Fähigkeiten. Wenn man sich deine berufliche Laufbahn so ansieht, könnte man auch meinen, dass du magische Fähigkeiten hast – woran liegt es, dass du eine spannende Rolle nach der anderen spielst und dir dabei scheinbar nie die Energie ausgeht?
Alexandra-Yoana Alexandrova: Vielen Dank erst einmal für das Kompliment zu den magischen Fähigkeiten 😉 … leider ist dem aber nicht so und liegt nur daran, dass ich mir über die Jahre in meiner beruflichen Laufbahn – allerdings auch schon seit Kindheit an – eine sehr starke Disziplin angewöhnt habe, in Kombination mit großer Willenskraft und das unaufhörliche immer weiter nach oben zum Ziel Streben. Meine Selbstkontrolle ist sehr ausgeprägt und daher lasse ich oftmals gar nicht zu, dass ein Gefühl von Energielosigkeit auftritt, jedoch natürlich – jedes menschliche Wesen braucht auch eine Pause, die ich mir allerdings nur in Kleinformat immer mal zwischendurch erlaube. Ich brauche da zum Beispiel nicht viel, um wieder Energie zu tanken: allein in Ruhe in der Natur Wasser ansehen – Meer, See oder Fluss, von oben Aussichten genießen, aber auch Erinnerungen sammeln während Unternehmungen mit Familie und Liebsten, geben mir die nötige Batterie Aufladung.
Und welche magischen Fähigkeiten hättest du tatsächlich gern?
Alexandra-Yoana Alexandrova: Ich hätte eigentlich gern nur eine, und zwar: das sich Beamen zu können. Ich wäre oftmals gerne an mehreren Orten gleichzeitig.
Was hat dich an der Rolle der Mary Poppins gereizt?
Alexandra-Yoana Alexandrova: Ich finde die Rolle der Mary wahnsinnig spannend, da sie mal eine Figur ist, die nicht selbst eine große Heldenreise mit einer Rollenentwicklung macht, sondern sie ist der Grund, dass alle anderen um sie herum sich verändern. Sie selbst hat in meinen Augen eine Mission, die sie erfüllt und an deren Seite sie vielleicht etwas weicher oder emotional durchlässiger wird, aber sie bleibt, wie sie ist: etwas unnahbar, speziell, dezent humorvoll, elegant, Fragen aufwerfend und einfach nur magisch. Und so eine Rolle zu spielen, die auch gleichzeitig eine extreme stilisierte Körperkontrolle aufweist, zugleich aber auch für Kinder verständlich sein soll, ist eine große Herausforderung. Man ist irgendwo in einem Model mit Richtlinien gefangen und muss darin seine eigene Interpretation entfalten können, damit die Rolle zu eigen gemacht werden kann. Das alles hat mich seit dem Konservatorium gereizt diese Rolle zu spielen, und doch war hier für die Thunerseespiele meine erste Audition für Mary Poppins.
Und was wird dir von dieser Produktion besonders in Erinnerung bleiben?
Alexandra-Yoana Alexandrova: Von dieser Produktion bleibt mir besonders in Erinnerung, dass Open Air und Non Replika in Kombination, eine sehr spezielle Erfahrung bieten und ein schon lang bestehendes Stück demnach auch grundsätzlich verändern können. Durch die Naturereignisse hier in Thun hatten wir sehr erschwerte Proben beispielsweise durch viel Regen und Gewitter, aber auch Dinge wie ein zufällig vorbeifliegender Vogel in dem Moment, wo ich genau das imaginär spielen sollte, lassen solche Erlebnisse unvergessen bleiben.
Kanntest du die Thunerseespiele schon davor? Was machen diese besonders – für Künstler:innen und für Zuschauer:innen?
Alexandra-Yoana Alexandrova: Nein, ich kannte die Thunerseespiele davor leider noch nicht direkt aktiv, da ich auch selbst davor noch nie in der Schweiz war und auch noch nie ein Vorsingen für die Schweiz gemacht hatte. Durch Kolleg:innen habe ich allerdings danach viel Positives darüber gehört. Besonders ist in jedem Fall die wie im Gemälde dargestellte Kulisse hinter der Bühne: See und Berge. Die Zuschauer:innen sehen es mit dem Blick auf die Bühne und wir Darsteller:innen sehen es Backstage, können im See vor- und nach Shows oder Proben mit einem VIP-Seezugang baden und von auf der Bühne aus sehen wir hinter der Tribüne noch die weitere Bergkette. Es ist ein Spektakel sich dies anzusehen und gleichzeitig zu wissen, dass sowohl Künstler:innen und Zuschauer:innen auf dem Wasser sitzen, denn so ist die Konstruktion gebaut – alle sind mittendrin. Das ist Natur und Kunst in einem vereint.
Was schätzt du an der Zusammenarbeit mit Regisseur Matthias Davids?
Alexandra-Yoana Alexandrova: Ich schätze es sehr, dass er seine Darsteller:innen erst einmal selbst kreativ machen lässt und gibt ihnen dadurch die Möglichkeit sich freizuspielen, bevor Korrekturen oder Anweisungen kommen. Man kann selbst Ideen einbringen und danach kann er mit ein paar Worten die Richtung ändern oder selbst Beispiele vorspielen, die in den meisten Fällen wahnsinnig lustig sind. Er ist immer sehr korrekt in seiner Ausdrucksweise und vermittelt nie eine negative Atmosphäre, welches die Probenzeit sehr erleichtert. Er versucht auch immer das Beste aus einem herauszuholen.
Wenn du jetzt deinen Regenschirm aufspannst und in die Zukunft fliegen kannst … wohin möchtest du fliegen? Also was sind deine weiteren Pläne für deine Karriere?
Alexandra-Yoana Alexandrova: Jetzt gerade würde ich mir erst einmal einen Sommerurlaub gönnen wollen und direkt nach Tahiti fliegen 😁… aber da man so ja keine Karriere machen kann, würde ich in jedem Fall erstmal einen gesunden Flug anstreben wollen (denn ohne Gesundheit geht nichts) und danach gern weitere Rollen, Theater und Länder entdecken dürfen. Ein Traum wäre für mich tatsächlich auch West End London und Broadway in NYC – ob der Schirm so weit fliegen wird, wird nur die Zukunft mit Hilfe von Gott mir zeigen. ☺ Zunächst einmal folgt jedoch eine weitere Spielzeit als Solistin am Landestheater Linz mit tollen Rollen, beginnend mit Alice (Wonderland) – und darauf freue ich mich sehr. Ein paar weitere Projekte und Konzerte sind auch noch geplant, darüber jedoch zu einem späteren Zeitpunkt mehr.
Redaktion
- Susanna Winkelhofer
Fotos
Phil Wenger, Peter Reichel,
Alexandra-Yoana Alexandrova