
Wie wir in Zukunft arbeiten (wollen)
Vergesst fliegende Autos und Hologramme – die Zukunft der Arbeit entscheidet sich in etwas ganz anderem. Zwei, die das wissen: Franz Auinger, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Inovato, und Michael König, Gründer von VORTRAGEND. Der eine begleitet Unternehmen durch tiefgreifende Transformationen. Der andere hilft Organisationen, eine sinngetriebene Kultur zu schaffen, in der Menschen mit Begeisterung wirken und Kunden echte Exzellenz erfahren. Was beide eint: die Überzeugung,
dass der Arbeitsplatz der Zukunft im Kopf beginnt – und in der Haltung.
Hologramme im Konferenzraum, KI-Avatare in Videocalls, vielleicht sogar ein Roboter, der den Kaffee bringt. Diese Bilder hatten wir früher im Kopf, als wir uns den Arbeitsplatz der Zukunft vorstellten. Heute ist klar: Die wahre Herausforderung ist nicht die Technik – sondern der Mensch. Die Fragen lauten nicht mehr nur: Wie und wo arbeiten wir? Sondern: Wofür? Mit wem? Und unter welchen Bedingungen?
„Wir sind in einer BANI-verrückten Welt“
Franz Auinger, Organisationsentwickler bei Inovato, beschreibt die Gegenwart mit einem Begriff, der in vielen Führungsetagen gerade erst ankommt: BANI. Eine Welt, die brüchig, ängstlich, nichtlinear und unbegreiflich ist. Das klingt sperrig – und ist es auch. „Organisationen müssen beweglicher und resilienter werden, um diese Herausforderungen bewältigen und Zukunftsfähigkeit sichern zu können“, sagt er. Es gehe nicht mehr darum, Veränderungen punktuell abzuarbeiten, sondern sie grundlegend mitzudenken. Wohin diese Reise geht, weiß im Grunde niemand so genau. Und gerade das ist für Auinger Teil der Wahrheit. „Langfristige Zielbilder greifen zu kurz. Hilfreicher ist, in kräftigen Perspektiven und Narrativen zu denken und zu akzeptieren, dass wahre Visionen erst im Gehen entstehen können.“
Leadership statt Management
Damit Wandel gelingt, brauche es laut Auinger auch einen neuen Führungsstil. Nicht transaktional, sondern transformational. „Führung darf sich nicht nur an Zielen und Ergebnissen orientieren. Stattdessen müsse sie inspirieren, stärken, übersetzen; sollte „weniger steuernd, viel stärker ermöglichend, rhythmus- und resonanzgebend sein“. Auch das Führungsverständnis selbst müsse sich wandeln – weg von Macht, hin zu Verantwortung. Nicht eine Person mit Weisungsbefugnis, sondern geteilte Rollen mit klarer Orientierung.
Sinn gesucht
Michael König beobachtet die Veränderung aus einem anderen Blickwinkel – dem Alltag als Führungskraft in global tätigen Unternehmen. Und sieht dort: „Das Verständnis darüber hat sich geändert, wofür wir tagtäglich in die Arbeit gehen. Die Arbeitswelt vor 30 Jahren war noch viel mehr auf extrinsischen Anreizen – also Arbeit für Gehalt, Beförderung etc. – aufgebaut“, sagt er. Heute gehe es stärker um intrinsische Motivation, somit also um sinnstiftende Arbeit und Entfaltung. Um das Gefühl, Teil von etwas Bedeutsamen zu sein. Mitarbeitende wollen außerdem Selbstbestimmtheit – und ein echtes Teamgefühl. „Dieses Zugehörigkeitsgefühl und diese Teamkultur zu pflegen, ist sehr wichtig.“
Zufriedenheit ist keine Privatsache
Für König ist klar: Ein motivierendes Umfeld wirkt sich direkt auf den Unternehmenserfolg aus. „Das Thema Workplace Wellbeing hört sich sehr weich an, hat aber einen signifikant positiven Einfluss auf die Ergebnisse der Unternehmen“, etwa auf Kennzahlen wie Produktivität, Profitabilität und Fluktuation. Die Verantwortung dafür sehen Mitarbeitende übrigens nicht nur bei sich selbst. „Mitarbeitende schreiben Unternehmen beim Thema Workplace Wellbeing mehr als 50 Prozent der Verantwortlichkeit zu“, so König. Es müsse allerdings mehr sein als bloß eine Yogamatte im Pausenraum. Führungskräfte und Organisationen, die sich dem Thema Wohlbefinden am Arbeitsplatz entziehen, verpassen klar den Anschluss.
Die Frage nach dem Purpose
Heutzutage wird viel über Purpose gesprochen – oft mehr als trendy Buzzword als wirklich inhaltlich. Dabei sei dieser essenziell für die Orientierung des ganzen Unternehmens. Und wie findet man nun diesen Purpose? Auch darauf hat König eine Antwort: „Purpose ist nichts, was man für Organisationen neu erfindet und drüberstülpt, sondern etwas, das man aushebt“, erklärt er. Eine Methode, die er empfiehlt: positive Erlebnisse der Teams sammeln und daraus einen roten Faden ableiten, der die Basis für Purpose darstellt – Geschichten, in denen Stolz steckt, ein gutes Gefühl. Purpose, also der Zweck des Unternehmens, dient dann als perfekter Entscheidungs-Filter und bietet weit mehr Orientierung als jeder Managementleitfaden.
Was Franz Auinger und Michael König verbindet, ist die Überzeugung, dass Veränderung nicht verordnet werden kann – sie muss gemeinsam gestaltet werden. Auinger spricht von einer Kultur, die würdevoll, wagemutig und verantwortungsvoll ist. Für ihn bedeutet das: auf Augenhöhe zusammenarbeiten, Veränderungen zulassen und Verantwortung ernst nehmen.
König beschreibt ein Umfeld, das Menschen inspiriert und ihnen die Möglichkeit gibt, sich zu entfalten. Für beide ist klar: Der Arbeitsplatz der Zukunft entsteht nicht irgendwann. Er beginnt dort, wo Unternehmen heute bereit sind, neu zu denken – und zuzuhören._
Redaktion
- Zofia Wegrzecka
Fotos
Gettyimages/alvarez, Antje Wolm, Bildstudio Zacharias Burghausen