
Wie machen wir die Lehre attraktiv?
Viele Betriebe stehen vor der Herausforderung, junge Menschen für eine Lehre bei sich zu gewinnen. Dem Unternehmen Wolf Systembau, spezialisiert auf Hallenbau, Behälterbau und Fertighäuser, gelingt dies seit Jahren außerordentlich gut. Was ist das Geheimrezept dahinter?
Wir haben bei der Lehrlingsbeauftragten Bianka Weingärtner nachgefragt.
Wie schaffen Sie es, junge Menschen für Ihre Branche zu begeistern?
Bianka Weingärtner: Die Baubranche ist sehr umfangreich und die Aufgabengebiete vielseitig. Die Lehrlinge durchlaufen verschiedene Abteilungen, was die Lehrzeit abwechslungsreich und spannend gestaltet. Jungen Menschen ist es wichtig, die beruflichen Perspektiven und Aufstiegsmöglichkeiten zu kennen – gerade in der Baubranche gibt es eine Vielzahl an Karrieremöglichkeiten, sei es durch Meisterprüfungen oder diverse Weiterbildungen. Ebenso betonen wir die Praxisnähe und die sofortigen Erfolge. Im Baugewerbe sieht man täglich die Ergebnisse der eigenen Arbeit. Das Gefühl, etwas Sichtbares und Dauerhaftes zu schaffen, erfüllt viele unserer jungen Mitarbeiter mit Freude.
Welche Strategien wenden Sie bei der Suche nach Lehrlingen an?
Bianka Weingärtner: Wir versuchen, dort zu sein, wo sich unsere zukünftigen Lehrlinge aufhalten. Sei es bei Präsentationen und Vorträgen direkt an Schulen oder den diversen Social-Media-Kanälen, auf denen man die Ausbildung unserer Lehrlinge mitverfolgen kann. Immer wieder dürfen wir Schulklassen für eine Betriebsbesichtigung zu uns nach Scharnstein einladen. Bei Kooperationen mit den umliegenden Schulen bauen wir mit Schülerinnen und Schülern Gartenbänke und Tische, um sie so für das Handwerk zu begeistern. Darüber hinaus heben wir die Vielzahl an Möglichkeiten hervor, die ein großer Ausbildungsbetrieb wie Wolf Systembau bietet, von Aufstiegsmöglichkeiten über abwechslungsreiche Aufgabengebiete bis hin zum Lehrlingsaustausch mit unseren Niederlassungen in Deutschland oder Italien.
Was macht Ihr Unternehmen so interessant für Lehrlinge?
Bianka Weingärtner: Unser vielseitiges Ausbildungsprogramm, diverse Benefits, jährliche Social-Skills-Seminare und Produktschulungen machen uns zu einem sehr engagierten und innovativen Ausbildungsbetrieb. Wir begegnen unseren Lehrlingen auf Augenhöhe und haben ein offenes Ohr für Ideen und Anregungen. Mithilfe unseres neuen Prämiensystems gelingt es uns auch gut, die Leistungen von engagierten Lehrlingen zu belohnen. Prämienpunkte können im Laufe der Lehrzeit gesammelt und gegen Wunschartikel eingelöst werden.
Was braucht es, um Handwerk generell wieder attraktiver zu machen?
Bianka Weingärtner: Zukünftig muss nicht nur das Handwerk, sondern die Lehre generell wieder aufgewertet werden. Eine Lehre bietet alle beruflichen Chancen, solange sie als Start für eine erfolgreiche Karriere gesehen wird und nicht als Abschluss. Handwerk selbst erfordert Kreativität, Präzision und technisches Know-how, diese Punkte werden heutzutage viel zu wenig kommuniziert. Auch sollte die Nachhaltigkeit des Handwerks viel mehr betont werden. Handwerk bietet enormes Potential, da es sich um die Schaffung neuer und langlebiger Produkte, die Förderung regionaler Wirtschaft und die Arbeit mit natürlichen Materialien handelt. Die gesellschaftliche Anerkennung von handwerklicher Arbeit muss gestärkt werden.
Welche Zukunftskompetenzen gilt es, bei Jugend-lichen zu schulen, und wie gelingt Ihnen das?
Bianka Weingärtner: Kritisches Denken und Problemlösungsfähigkeiten, emotionale und soziale Kompetenzen sowie Flexibilität und nachhaltiges Handeln gehören zu den wichtigsten Kompetenzen, die zukünftig benötigt werden. In unseren jährlichen, mehrtägigen Social-Skills-Seminaren setzen sich unsere Lehrlinge genau mit diesen Themen auseinander und reflektieren dabei auch das eigene Verhalten. Ein nachhaltiges Arbeiten und Handeln versuchen wir in der Lehrlingsausbildung vorzuleben, ein gewisses Ausmaß an Flexibilität wird im Unternehmen laufend gefordert._
Redaktion
- Melanie Kashofer
Fotos
Wolf Systembau