Wenn Cybercrime zum Massenphänomen wird
Cybercrime ist auf dem Vormarsch. Was sich wie ein neuer Hollywoodstreifen mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle anhört, ist in Wahrheit das Ergebnis einer neuen Studie des Österreichischen Handelsverbandes. Ihr zufolge hat sich etwa die Zahl der Ransomware-Angriffe im vergangenen Jahr mehr als vervierfacht, weshalb es heuer zum Sicherheitsgipfel des Handelsverbandes, des Bundesministerium für Inneres und des Bundeskriminalamtes kam.
Das Problem betrifft beide Seiten – jene der Konsument:innen und jene der Händler:innen. Vor allem in den vergangenen Jahren hat die Coronakrise diese Schattenseiten der Digitalisierung beschleunigt. „Das pandemiebedingte Wachstum an Webshops und Onlinebestellungen führte zu häufigeren Delikten, neuen Betrugsmaschen und deutlich höheren Schäden“, erklärt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes. Es gebe Handlungsbedarf. „2021 waren bereits fast zwei Drittel der heimischen Händlern Opfer von Betrug im Netz, ein Viertel sogar schon mehrmals. Damit steht Internetbetrug weit oben auf der Liste potenzieller Bedrohungen für den Handel. Die Schäden nehmen zu und gehen teilweise in die Millionen“, so Will.
Die Bedrohung hat Auswirkungen auf die Konsument:innen: Jede:r Zweite schätzt die Gefahren im eCommerce als hoch ein. Naheliegend also, dass Sicherheit für Online-Shopper mittlerweile zu den wichtigsten Kaufkriterien zählt. Vorsicht und Achtsamkeit sind in diesem Kontext übrigens keine schlechten Ratgeber. Schließlich haben laut Studienergebnis noch immer ein Drittel der österreichischen Online-Händler:innen keine Betrugsvermeidungslösungen im Einsatz. „Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Sicherheit zu geben, kostet deutlich weniger, als nichts zu tun“, mahnt Will.
Mehr Prävention und Sicherheitsmaßnahmen
Denn untätig zu bleiben wird von Jahr zu Jahr teurer. Lag mehr als die Hälfte der Schadenssummen aller Betrugsfälle 2019 noch unter 500 Euro pro Delikt, traf dies 2020 nur noch auf lediglich jeden fünften Tatbestand zu. Mehr als jeder achte Fall nimmt mittlerweile eine Schadenshöhe von bis zu einer Million Euro an. Um die gewohnte Verlässlichkeit von „normalen“ Läden auf die Onlinewelt zu übertragen, empfehlen die Expert:innen eine Vielzahl an Maßnahmen. Diese reichen vom Einsatz sicherer Zahlungsmethoden wie Paypal über Identitäts- und Bonitätsprüfungen bis hin zur Zusammenarbeit mit vertrauenswürdigen eCommerce-Gütesiegeln.
Ohne eine hochwertige und fundierte IT-Infrastruktur sowie geschulte Mitarbeiter:innen geht es für die Betriebe dennoch nicht. Gegen den Cybercrime-Boom anzukämpfen wird zur Grundvoraussetzung, um am Markt konkurrenzfähig zu bleiben. „Wir Händler müssen die größtmögliche Sicherheit im digitalen Raum gewährleisten, um Neukund:innen zu gewinnen und Stammkund:innen nicht zu verlieren“, betont Will. Eine der zentralen Reaktionen auf die beunruhigenden Entwicklungen lautet daher: die Gründung der Initiative „GEMEINSAM.SICHER“. Seite an Seite setzt sich die österreichische Polizei mit einigen Sicherheitspartnerschaften für eine stärkere Präventionsarbeit und unmittelbare Hilfe im Schadensfall ein. In der Hoffnung, den fahlen Beigeschmack der sonst so hilfreichen Digitalisierung einzudämmen.
Top 5 Cybercrime-Begegnungen für Konsument:innen
33% Infizierung von Computern mit Schadsoftware (z.B. Viren, Trojaner)
15% Datendiebstahl, Hacker-Angriffe, Phishing
14% Betrug bei Online-Transaktionen (z.B. Zahlung ohne Leistung)
6% Identitätsdiebstahl
6% Digitale Erpressung, (z.B. mittels Ransomware)