Was wir von Sandra Milacher lernen können
13 Jahre alt, ein Traum. 33 Jahre alt, ein Label: you look perfect,
nachhaltige Loungewear aus Merinowolle. Dazwischen: die wichtigsten Lektionen, die Sandra Milacher gelernt hat.
1 | Träume haben kein Verfallsdatum
Mit 13 sieht Sandra Milacher eine Reportage über Modedesign im Fernsehen. Dieser eine Moment. Diese eine Erkenntnis: „Das ist es, was ich machen will.“ Von da an wird sie zur Strategin ihres eigenen Lebens – telefoniert das Impressum der Vogue durch, fragt Modefirmen nach ihren bevorzugten Designschulen, macht Näh- und Zeichenkurse, sammelt Praktika wie andere Briefmarken. Bei der Schule mit den meisten Empfehlungen bewirbt sie sich noch vor dem Abitur. Und wird angenommen. 20 Jahre später sitzt sie am Attersee, hat ihr eigenes Label aufgebaut – und einen Vertrag mit der British Vogue in der Tasche. Derselben Zeitschrift, die einst ihre „Bibel“ war und die sie durch drei Umzüge mitgeschleppt hat. Manche Träume brauchen Zeit. Manche Träume brauchen Umwege. Aber sie verfallen nie. „Mach weiter, das wird was!“, würde Sandra Milacher heute ihrem 13-jährigen Ich raten.
2 | Was frustriert dich? Das könnte deine Geschäftsidee sein!
Schon während des Studiums kennt Sandra diese Szene: Nach Hause kommen, raus aus der unbequemen Kleidung, rein in etwas Gemütliches – und dann der Blick in den Spiegel. Schlappe Jogginghose, ausgeleiertes T-Shirt. Was, wenn spontan jemand vor der Tür steht? Lange trägt sie diese Frustration mit sich herum. Arbeitet bei einem Luxuslabel, wird schwanger, liest einen Artikel über eine übergewichtige Bloggerin, die sich anzieht, wie sie will – und plötzlich fällt der Groschen. Warum warten, bis andere uns Komplimente machen? Warum nicht gleich ein Kleidungsstück schaffen, das uns jeden Morgen sagt: „Du siehst perfekt aus!“? Aus einem simplen Alltagsfrust wird „you look perfect“ geboren. Eine Marke, die heute von Hamburg bis New York verkauft wird. Die Lektion? Deine größte Frustration könnte deine beste Geschäftsidee sein.
3 | Echte Nachhaltigkeit ist kein Marketingtrick
Kein Plastik. Nirgends. Während manch andere Textilunternehmen jedes einzelne Kleidungsstück in Polybags einpacken, stapelt Sandra ihre Merino-Loungewear einfach, schlägt sie in Seidenpapier ein. Fertig. Ihre Produktion läuft in Portugal, nicht in Bangladesch. Ihre Garne sind schadstoffgeprüft, die Schafe leben mulesingfrei. Sie fliegt selbst nach Portugal, besucht die Produktionsstätten, überprüft die Arbeitsbedingungen und die Qualität. Und das Verrückte: Sie ist damit die einzige nachhaltige Loungewear-Marke auf dem europäischen Markt. Nicht, weil es so schwer wäre – sondern weil es andere schlicht nicht machen. Weil echter Wandel mühsam ist, teurer, komplizierter. Weil Marketing-Nachhaltigkeit einfacher ist als echte Nachhaltigkeit. Sandra beweist: „Als kleines Label kannst du sehr wohl echte Veränderung bewirken. Irgendwo muss man anfangen.“_
Redaktion
- Susanna Winkelhofer
