Von Generation zu Generation
Ein Familienunternehmen weiterzugeben, ist mehr als ein einfacher Wechsel. Es geht darum, ein Lebenswerk in neue Hände zu legen – und dabei die richtige Balance zwischen Bewahren und Erneuern zu finden. Wie bleibt die Tradition erhalten, während die nächste Generation Raum für eigene Ideen bekommt? Und was passiert, wenn es keine „nächste Generation“ gibt?
Christoph Ernst und Florian Meindl, Berater bei BDO, begleiten solche Übergänge seit Jahren und wissen, dass Nachfolgeplanung Fingerspitzengefühl und strategische Weitsicht erfordert. In fünf entscheidenden Lektionen teilen sie, wie eine gut vorbereitete Nachfolge für alle Beteiligten zum Erfolgsprojekt wird und das Unternehmen sicher in die Zukunft führt.
Lektion 1 - Emotionen als Stärke nutzen
In Familienunternehmen fließt oft viel Herzblut in die tägliche Arbeit – diese Emotionen spielen eine wichtige Rolle im Nachfolgeprozess. „Emotionen sind keine Hindernisse, sondern eine treibende Kraft, die bei der Nachfolgeplanung geschickt genutzt werden kann“, weiß Christoph, der seit seinem Einstieg bei BDO 2012 die Themen der Nachfolge, Firmenübergaben und Investorensuche zu seinen Spezialgebieten gemacht hat. Die Übergabe eines Unternehmens gehe weit über die Betrachtung von Zahlen hinaus. „Die Übergabe ist für Unternehmer oft ein ‚once in a lifetime‘-Moment, bei dem es um ein Lebenswerk geht und die Geschichte, die über Generationen aufgebaut wurde“, betont Florian, Steuerberater und spezialisiert auf KMU, Familienunternehmen und Privatstiftungen. Bei Nachfolgefragen in Familienbetrieben zu beraten, ist eine große Verantwortung, die sowohl Verstand als auch Herz erfordert. Daher ist es entscheidend, die emotionalen Bindungen ernst zu nehmen und in die Übergabestrategie zu integrieren.
Lektion 2 - Langfristig denken
Familienunternehmen zeichnen sich durch ihren ausgeprägten Fokus auf langfristige Perspektiven aus, das betonen die beiden Berater. „Da werden keine Schnellschüsse riskiert.“ Entscheidungen werden nicht nur mit Blick auf kurzfristige Gewinne getroffen, sondern orientieren sich an einer nachhaltigen Entwicklung, die auch mittel- und langfristig sinnvoll ist. Diese Denkweise macht Familienunternehmen oft widerstandsfähiger in Krisenzeiten und sorgt für Stabilität, da sie sich nicht ausschließlich an sofortigen Erträgen orientieren. BDO unterstützt diesen Ansatz, indem bei der Nachfolgeplanung das große Ganze betrachtet wird. Fragen wie „Welche Werte und Ziele sollen an die nächste Generation weitergegeben werden?“ oder „Welche Wachstumsschritte stehen bevor?“ sind von zentraler Bedeutung. „Die langfristige Perspektive ist das, was Familienunternehmen erfolgreich macht – auch bei der Nachfolge.“
Lektion 3 - Offene Kommunikation fördern
Die Übergabe in Familienunternehmen kann herausfordernd sein, insbesondere wenn unterschiedliche Ansichten und Vorstellungen aufeinanderprallen. Oft sind mehrere Generationen und Geschwister in den Entscheidungsprozess eingebunden. Spannungen und Konflikte sind da vorprogrammiert. Florian und Christoph sind sich einig, dass deshalb eine klare und offene Kommunikation unerlässlich sei. „Wir setzen uns mit der Familie zusammen und sprechen die unterschiedlichen Ziele und Erwartungen offen an“, erklärt Christoph die Arbeitsweise von BDO. Bei diesen moderierten Gesprächen wird sichergestellt, dass jeder gehört wird und Missverständnisse vermieden werden. „Es ist wichtig, dass Erwartungen klar kommuniziert werden.“ Diese ehrliche Kommunikation legt den Grundstein für eine transparente Übergabe und fördert einen harmonischen Prozess.
Lektion 4 - Flexibilität zeigen und Alternativen prüfen
„Manchmal gibt es nur ein Kind, das übernehmen könnte, und das entscheidet sich dann dagegen.“ Nicht jeder potentielle Nachfolger ist bereit oder in der Lage, das Unternehmen zu übernehmen, und das ist vollkommen in Ordnung. Hier ist es Christophs und Florians Aufgabe, die unterschiedlichen Alternativen aufzuzeigen. Sei es ein erfahrener Mitarbeiter, der bereit ist, mehr Verantwortung zu übernehmen; eine externe Geschäftsführerin oder auch ein strategischer Investor. „Oft sind unsere Kunden überrascht, wie viele Optionen zur Verfügung stehen, um das Unternehmen erfolgreich fortzuführen.“ Florian ergänzt: „Wir bringen die Alternativen auf den Tisch und unterstützen die Familie dabei, die beste Lösung für ihr Unternehmen zu finden.“ Diese Flexibilität gewährleistet, dass der Familienbetrieb auch ohne familiäre Nachfolge zukunftsfähig bleibt. Christoph und Florian arbeiten in dem Prozess abteilungsübergreifend stark zusammen.
Lektion 5 - Frühzeitig planen
„Wenn ich Unternehmen eines ans Herz legen könnte, dann wäre das, früh genug mit der Nachfolgeplanung zu beginnen“, rät Florian. „Eine gut strukturierte Planung ist entscheidend für den Erfolg.“ Ein geordneter, durchdachter Prozess schafft die besten Voraussetzungen für eine reibungslose Übergabe und nimmt allen Beteiligten den Druck. Dabei arbeitet BDO eng mit der Unternehmerfamilie zusammen, um einen Plan zu entwickeln, der alle Aspekte der Übergabe umfasst: steuerliche Fragen, rechtliche Grundlagen und persönliche Wünsche. Christoph hebt hervor: „Wir setzen uns mit der Familie zusammen und ermitteln gemeinsam die Ziele für das Unternehmen und die Familie.“ Geduld und Struktur sind dabei entscheidend, um eine erfolgreiche Übergabe zu gewährleisten._
INFOBOX
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Mit einem Konzernumsatz von EUR 134,3 Mio. im Geschäftsjahr 2022/23 und mehr als 1.100 Mitarbeiter:innen an den Standorten Wien, Graz und Judenburg, Linz, Salzburg, Eisenstadt und Oberwart, Bruck/Leitha, Wolfsberg und Klagenfurt, Schwaz sowie Lustenau zählt die BDO Austria Gruppe zu den österreichweit führenden Prüfungs- und Beratungsgesellschaften.
Die BDO Austria Gruppe ist Mitglied des internationalen BDO Netzwerks, das mit über 115.600 Mitarbeiter:innen in 166 Ländern an insgesamt 1.700 Standorten vertreten ist und im Geschäftsjahr 2022/23 einen weltweiten Umsatz von EUR 13 Mrd. erwirtschaftete.
Redaktion
- Zofia Wegrzecka
Fotos
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Georg Bauer