„Viel Potential, das genützt werden kann“
Digitalisierung gilt als der Möglichmacher für viele Nachhaltigkeitsstrategien. Wie die Potentiale im Bereich Ressourceneffizienz weiter abgerufen werden können und an welchen Forschungsansätzen Fabasoft arbeitet, erzählt Björn Fanta, Head of Research beim Linzer Softwareanbieter Fabasoft, im Interview. Das Unternehmen hat besonders im Forschungsbereich den Schwerpunkt auf Nachhaltigkeitsthemen gelegt.
Unser Interview findet diesmal online statt – und, wie könnte es anders sein, über die Fabasoft-Meeting App. Das Unternehmen zählt zu den führenden Softwareproduktunternehmen und Cloud-Dienstleistern für digitales Dokumenten-, Prozess- und Aktenmanagement in Europa, unser Interviewpartner prägte vor einigen Jahren den Aufbau der internen Forschungsabteilung.
Digitalisierung und Nachhaltigkeit: Auf den ersten Blick begünstigen sich beide Themen. Dennoch kann gerade bei KI-Projekten der hohe Energiebedarf auch schädlich für die Umwelt sein. Erwarten wir uns zu viel?
Björn Fanta: Tatsächlich ist es momentan oft so, dass für die Optimierung in einem Bereich in einem überzogenen Ausmaß Ressourcen in einem anderen aufgewendet werden müssen – besonders bei generativer KI wie ChatGPT. Wir forschen derzeit an KI-Solutions, die konkret für bestimmte Bereiche anwendbar und skalierbar sind – das verbraucht weniger Rechenleistung. Zusätzlich zur Nachhaltigkeit ist dieser Ansatz auch sparsamer – kein europäisches Unternehmen kann Ressourcen wie Microsoft investieren. Im Nachhaltigkeitsbereich besteht noch viel Potential, das genutzt werden kann.
Wo muss die Forschung dabei ansetzen?
Björn Fanta: Gerade in der Ressourceneffizienz könnten wir bei Forschungsfragen schon viel weiter sein. Die effiziente Bearbeitung ist aber gar nicht möglich, weil es etwa im standardisierten Austausch zwischen Unternehmen Herausforderungen gibt. Natürlich vertrauen Betriebe ihren eigenen Anbietern, im Rahmen von Forschungsprojekten oder Lieferketten müssen unterschiedlichste Systeme aber miteinander vernetzt und Daten über Organisationsgrenzen hinaus weitergegeben werden. Bei Fabasoft setzen wir uns in Forschungsaktivitäten und -gremien mit internationalen Partnern dafür ein, diesen Austausch zu ermöglichen und standardisierte Vertrauensprinzipien zu entwickeln.
Können Sie uns das anhand von Beispielen näher erläutern?
Björn Fanta: Etwa das österreichische Leitprojekt „KIRAMET“, das Ansätze des Machine Learnings untersucht, um die Wirksamkeit aktueller Stahlrecyclingverfahren signifikant zu verbessern. Dazu braucht es jedoch Möglichkeiten, Daten sicher und transparent auszutauschen. In der Kreislaufwirtschaft kann das über die Einbindung sogenannter digitaler Produktpässe systemübergreifend funktionieren. Seit November 2022 bringen wir unsere Expertise auch beim Forschungsprojekt ZERO3 ein, bei dem 15 österreichische Unternehmen und Forschungseinrichtungen an neuen Konzepten für eine verbesserte ökologische und soziale Nachhaltigkeit arbeiten. Insgesamt gilt: Technologisch sind wir in Europa in vielen Dingen schon sehr weit, wir müssen sie aber noch mit unserem Werteverständnis in Einklang bringen. Wir engagieren uns dazu als Unternehmen in zahlreichen Arbeitsgruppen und arbeiten etwa in der Alliance for Industrial Data, Edge and Cloud der Europäischen Kommission mit, die das Ziel verfolgt, Vertrauensprinzipien beim Datenaustausch aufzubauen.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei Fabasoft?
Björn Fanta: In vielen Entscheidungen merkt man, dass dem Unternehmen Nachhaltigkeitsthemen ein großes Anliegen sind, und zwar ganzheitlich: von Strom aus erneuerbaren Energiequellen, nachhaltigen Arbeitsplätzen mit höhenverstellbaren Tischen aus Tiroler Wiesenheu über den Umstieg auf E-Mobilität beim Unternehmensfuhrpark und die Förderung des Klimatickets, eine betriebliche Kinderbetreuung und das tägliche gemeinsame Frühstück mit regionalen Produkten in Bioqualität bis hin zu Forschungsprojekten. Ich hatte die Chance, den Forschungsbereich aufzubauen. Uns war und ist es dabei ein Anliegen, Projekte mit Nachhaltigkeitsschwerpunkt zu priorisieren.
Welche Ziele hat sich Fabasoft gesetzt?
Björn Fanta: In Zukunft werden wir verstärkt auf digitale Zwillinge, Produktpässe und andere digitale Instanzen für die Kreislaufwirtschaft setzen. Wir wollen zeigen, wie gesellschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit funktionieren kann, etwa bei der Rechenlastoptimierung oder beim Ausbau von Vertrauensprinzipien für den Datenaustausch – als wichtiger, innovativer und verlässlicher Technologieanbieter und Vernetzer. Wir bieten unseren Kunden bereits CO2-neutrale Cloud-Services und haben uns im Rahmen der Science Based Targets Initiative (SBTi) verpflichtet, bis 2030 die eigenen CO2-Emissionen um mindestens 42 Prozent zu reduzieren._
Redaktion
- Valentin Lischka
Fotos
Fabasoft