TH Rosenheim gründet gemeinsam mit Unternehmenspartnern regionales MINT-Netzwerk
Der Arbeitsmarkt ist seit Jahren von Fachkräftemangel geprägt, und das Problem wird immer größer. Zuwanderung ist ein Mittel, um dieses Problem anzugehen. Doch es gibt auch erhebliches ungenutztes Potenzial im eigenen Land, gerade in den MINT-Berufen. Eine Studie des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau besagt: Würde man doppelt so viele Frauen wie momentan in diesem Bereich ausbilden, könnte der Fachkräftemangel zumindest aktuell gelöst werden.
Mit dem neuen MINTnetz18+ setzt die TH Rosenheim genau dort an. Gemeinsam mit Schulen und Unternehmen aus der Region soll das Thema Technik/Naturwissenschaften attraktiv gemacht werden. „Wir wollen künftig im Kindergartenalter mit der MINT-Förderung beginnen und sie bis in die Oberstufen der Schulen fortführen. Das Pilotprogramm empowerMINT soll Mädchen zeigen, wie attraktiv Studiengänge und später Berufe in diesem Bereich sind“, erklärt Nicole Strübbe. Sie ist nicht nur Professorin für Kunststofftechnik an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften, sondern auch stellvertretende Frauenbeauftragte der Hochschule. Gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin Steffi Panhans hat sie in den vergangenen Monaten das Netzwerk aufgebaut und das Programm von empowerMINT konzipiert.
26 Schülerinnen nehmen am Pilotprojekt teil
An dem auf ein Jahr angelegten Programm nehmen insgesamt 26 Schülerinnen im Alter von 16 und 17 Jahren aus Schulen in Rosenheim, Traunstein, Altötting und Burghausen teil. Sie erhalten Einblicke in Unternehmen, besuchen Veranstaltungen an verschiedenen Standorten der TH Rosenheim und beschäftigen sich zuhause via Online-Meetings mit Inhalten und Experimenten aus dem MINT-Bereich. Für Anna-Lisa Stempfle aus Traunreut ist das empowerMINT-Programm die ideale Möglichkeit, ihre schulischen Interessen zu vertiefen. „Ich mag sehr gerne naturwissenschaftliche Fächer und ich möchte nach meinem Abitur einen Studiengang im technischen Bereich belegen. Durch die Einblicke in die verschiedenen MINT-Unternehmen erhoffe ich mir Informationen, in welcher Branche ich in Zukunft arbeiten möchte“, so die Schülerin des Johannes-Heidenhain-Gymnasiums.
Unterstützt werden die Teilnehmerinnen von Studentinnen, die an der TH Rosenheim für einen naturwissenschaftlichen oder technischen Studiengang eingeschrieben sind. Eine von ihnen ist Nadja Gludovatz, die am Campus Burghausen Umwelttechnologie studiert. „Ich möchte gerne dazu beitragen, die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen und den Umweltschutz voranzubringen. Für mich war früh klar, dass ich einen Beruf aus dem MINT-Bereich ergreife“, so die Studentin. Als Mentorin wolle sie den Schülerinnen vermitteln, dass sie keine Berührungsängste gegenüber Technik zu haben brauchen. „Und sie müssen auch keine Überflieger in Mathe und Physik sein.“
Weibliche Fachkräfte haben besondere Stärken in der Kommunikation
Bei der Firma Duschl Ingenieure aus Rosenheim stieß die TH Rosenheim mit ihrer Initiative für das MINT-Netzwerk auf offene Ohren. Als einer von mittlerweile neun Unternehmenspartnern hat das Ingenieurbüro mit den Kernkompetenzen Energietechnik und technische Gebäudeausrüstung den Aufbau von Anfang an begleitet. „Wir haben durchaus Frauen in unserem Team, aber es dürften gerne ein paar mehr sein“, sagt Prokurist Christoph Winkler. Weibliche Fachkräfte leisten seinen Worten nach, neben ihrer technischen Kompetenz, auch mit ihren Stärken in der Kommunikation einen wichtigen Beitrag für den Projekterfolg.
Das Engagement seines Unternehmens für das MINTnetz18+ bewertet Winkler als wertvolle Nachwuchsförderung. „Mit dem Pilotprogramm holen wir junge Frauen in der Schule ab, bevor sie sich für eine Studienrichtung entscheiden. Es wäre prima, wenn ein paar von ihnen es später in Betracht ziehen würden, Ingenieurinnen zu werden.“