
RoutiNE, danke!
Mit „SISTERHOOD“ begleiten die beiden Schwestern Anja und Julie Teßmann Unternehmen bei ihrer KI-Reise – speziell im Marketing –, um lästige Routineaufgaben durch Zeit fürs Wesentliche zu ersetzen. Wie? Das fragen wir das Geschwisterpaar, das mit seinen Agenturstandorten in Wien und Berlin nicht nur die Brücke zwischen Österreich und Deutschland schlägt, sondern auch zwischen Menschen und der (für viele noch) großen Unbekannten.
10 Fragen an …
#1 Der Einsatz von KI ist nicht nur eine Summe an Tools, sondern ein Kulturwandel. Ist man sich in Unternehmen dessen bewusst?
Julie: Meist hat das Umdenken schon stattgefunden, wenn sich Unternehmen an uns wenden. Die größere Herausforderung liegt dann darin, alle mitzunehmen – die Vorreiter im Team und jene, die zögerlich sind. Und zu vermitteln, dass es nicht das eine Tool als Allheilmittel gibt, sondern Workflows mithilfe von KI individuell angepasst werden müssen.
Anja: Damit geht einher, sich eine ganzheitliche KI-Strategie zu überlegen – nicht nur mit einigen Tools zu experimentieren, sondern diese unternehmerisch sinnvoll und gewinnbringend in bestehende Prozesse zu integrieren. Und den Datenschutz mitzudenken!
#2 Wie gestaltet ihr eure Workshops, damit komplexe KI-Themen verständlich und praxisnah werden?
Julie: Wir starten mit einem Kick-off, bei dem wir uns ganz genau anschauen, welche Zeitfresser es in Unternehmen gibt und wo wir mit KI-Lösungen gezielt anknüpfen können. Daraus ergeben sich Use Cases, für die wir die passenden Tools suchen, die die jeweiligen Teams dann direkt in der Praxis austesten können, statt sich in theoretischen Details zu verlieren.
#3 Ihr arbeitet im Tandem als Gründerinnen mit verschiedenen Backgrounds. Wann sind eure unterschiedlichen Perspektiven besonders wertvoll?
Anja: Wir bringen beide unsere Stärken ein: Während Julie für die technische Umsetzung und alles, was mit Zahlen zu tun hat, zuständig ist, bin ich der kreative Kopf, der sich auch viel um das tägliche Geschäft und die Ideenfindung in unserer Design- und Digitalagentur kümmert. Da ergänzen wir uns als Schwestern einfach gut.
#4 Viele sehen KI als Bedrohung oder Hype. Wie gelingt es euch, Führungskräften und Teams die Chancen verständlich zu machen?
Julie: Wir merken, dass manche es schon heute beängstigend finden, was mithilfe von KI alles möglich ist – dabei stehen wir erst ganz am Anfang. Sobald wir jenen, die zweifeln, aber an ihren eigenen Use Cases zeigen, wie auch sie von der Unterstützung profitieren, lassen sich die meisten begeistern. Bei moralischen und rechtlichen Bedenken hilft wiederum nur, sich eine Kernkompetenz im Unternehmen aufzubauen, die am aktuellsten Stand ist.
#5 Wie fällt Veränderung leichter: über den Menschen oder durch bestimmte Prozesse?
Anja: Es ist leichter, Veränderung über den Prozess anzugehen. Oft ist gar nicht klar, ob und wie KI im Arbeitsalltag helfen kann – umso größer sind dann die Aha-Momente und die Erkenntnis, dass es einfacher und komfortabler ist, als man vielleicht angenommen hat.
#6 Welche Rolle spielt Kreativität bei der Entwicklung von KI-Strategien, und wie hilft KI selbst, kreativer zu werden?
Anja: Vor allem bei interaktiven Kreativprozessen wie Design Thinking sehen wir ein enormes Potential, da diese Prozesse mit Hilfe von KI deutlich beschleunigt werden können. Kreative Prozesse werden so noch einmal auf eine andere Ebene gehoben und machen Unternehmen innovationsfähiger.
Julie: Die kreative Hilfe der KI beginnt eigentlich direkt im Anschluss an den Kick-off-Termin mit unseren Kundinnen und Kunden. Im Prozess der Workshopvorbereitung arbeiten wir mit KI zusammen, indem wir unsere Gedanken zu den Workshop-Themen oder auch -Struktur ordnen lassen. Daraus ergibt sich ein roter Faden für unsere Präsentationen. Für die konkreten Use Cases oder Fragestellungen anonymisieren wir sensible Daten, wenn wir mit der Unterstützung von KI eine Lösung suchen. Die Sicherheit der Daten unserer Kundinnen und Kunden steht natürlich immer an erster Stelle.
7 KI-Tools, die Sisterhood selbst im Alltag verwendet
#1 Fireflies
„Mit DSGVO-konformen Meeting-Transkriptionen, die sich nahtlos in Projektmanagement-Tools integrieren lassen, werden aus Brainstorming-Ideen per Mausklick Aufgaben.“
#2 Prompt Perfect
„Keine Zeit für lange Prompts? Dieses Tool optimiert unsere Prompts für bessere und präzisere KI-Ergebnisse.“
#3 ChatGPT Plus Version
„Der nächste KI-Newsletter muss morgen früh raus? Kein Problem: Unser personalisiertes GPT liefert spannende Insights und schreibt KI-Newsletter auf den Punkt.“
#4 Canva
„Der KI-gestützte Hintergrundentferner ist ein Muss für die tägliche Bildbearbeitung – wir lieben ihn!“
#5 Runway
„Fotos zum Leben erwecken? Mit diesem Tool lassen sich beeindruckende Videosequenzen für Imagevideos oder Social Media erstellen!“
#6 Heygen
„Du bist das Gesicht deiner Marke! Erstelle mit Heygen ohne viel Technik und Zeitaufwand deinen individuellen Video-Avatar für personalisierten Social-Media-Content.“
#7 Zapier
„Durch die Automatisierung von Workflows mit KI-basierten Integrationen sparen wir enorm viel Zeit und steigern unsere Effizienz.“
#7 Welche Herausforderungen seht ihr aktuell bei Unternehmen, die KI implementieren wollen? Und wie begegnet ihr diesen Hürden?
Anja: In den Unternehmen ist man meist offen für die vielversprechenden Vorteile und auch dafür, ein entsprechendes Budget bereitzustellen. Eine Herausforderung kann sein, dass manche Prozesse zu unausgereift und zu unkoordiniert sind, um sie einfach zu automatisieren. Da müssen dann erst einheitliche Lösungen her, um sie anschließend mit KI leichter zu bewältigen.
Julie: Zum einen ist der schnelle Wandel der technischen Möglichkeiten eine Herausforderung, zum anderen stecken wir in unserer beratenden Funktion nur bedingt in den konkreten Unternehmensprozessen. Wir müssen deshalb auf die individuellen Bedürfnisse reagieren, die zwischen Firmen und im Unternehmen selbst stark variieren können.
#8 Wie hat euch eure persönliche und berufliche Reise zur Gründung einer Agentur für KI-Strategie geführt – wie wurdet ihr selbst zu KI-Expertinnen?
Anja: Ich habe mich nach Erfahrungen in Verlagen und Agenturen 2010 als Brand- und UX/UI-Designerin selbstständig gemacht. Julie kam dann hinzu, um zuerst im Projektmanagement und Controlling zu unterstützen und so entstand später unsere Female Digitalagentur SISTERHOOD. 2023 haben wir dann ein weiteres Unternehmen mit Sitz in Österreich gegründet „KI im Marketing”, das sich ausschließlich mit dem Thema KI-Weiterbildung beschäftigt.
Julie: Mit KI sind wir dann erst warm geworden, als wir selbst mit Bauchweh hinterfragt haben, ob es unsere Jobs in diesem Zeitalter überhaupt noch braucht. Angenähert haben wir uns, indem wir KI-Tools zum Vorteil für unsere Kundinnen und Kunden eingesetzt haben. Das waren sozusagen unsere ersten echten Use Cases – wenige Monate später haben wir dann mit unserer erfolgreichen Workshop-Reihe begonnen.
#9 Was bedeutet der Name „Sisterhood“ für euch, und wie spiegelt sich dieser Spirit in eurer Arbeit wider?
Anja: Der Name ist naheliegend, weil wir Schwestern sind. Er hängt aber auch damit zusammen, dass wir seit jeher Frauen in die Sichtbarkeit bringen. Wir wollen uns gegenseitig supporten, und unterstützen daher auch gezielt Projekte, Unternehmen und Vereine, die frauengeführt sind.
Julie: Mit unserem Konzept „KI für Frauen“ vermitteln wir auch die Botschaft, dass man kein technisches Genie sein, sondern am Ball bleiben muss. So bauen wir Hürden ab, damit Frauen – insbesondere auch trotz Care-Arbeit – einen Zugang zur KI finden, von ihr profitieren und wir sie im Umgang damit sicherer machen.
#10 Gibt es ein Buch, einen Podcast oder eine Lebensweisheit, die ihr all jenen ans Herz legt, die sich auf ihre persönliche KI-Reise begeben?
Anja: „Alles überall auf einmal“ von Miriam Meckel und Lea Steinacker ist ein augenöffnendes Buch über KI – von der Entstehung über die soziale Diskussion bis hin zur Frage, ob es sich um Fluch oder Segen handelt.
Julie: Der KI-Podcast der ARD verschafft einen guten Überblick über die Möglichkeiten der KI – damit eignet er sich bestens für Einsteiger._
Schon gewusst?
Die eine Hälfte unserer Fragen haben wir uns selbst ausgedacht, für die andere Hälfte haben wir passend zum Thema ChatGPT gefragt. Kannst du erraten, welche aus unserer Feder stammen und welche KI-generiert sind? (Übrigens: Die beiden Expertinnen lagen mit ihrer Einschätzung bei 9 von 10 Fragen richtig.)
Auflösung:
#2 Wie gestaltet ihr eure Workshops, damit komplexe KI-Themen verständlich und praxisnah werden?
#4 Viele sehen KI als Bedrohung oder Hype. Wie gelingt es euch, Führungskräften und Teams die Chancen verständlich zu machen?
#5 Wie fällt Veränderung leichter: über den Menschen oder durch bestimmte Prozesse?
#7 Welche Herausforderungen seht ihr aktuell bei Unternehmen, die KI implementieren wollen? Und wie begegnet ihr diesen Hürden?
#8 Wie hat euch eure persönliche und berufliche Reise zur Gründung einer Agentur für KI-Strategie geführt – wie wurdet ihr selbst zu KI-Expertinnen?
Redaktion
- David Bauer
Fotos
Jana Mack