Nachmachen ausdrücklich erlaubt!
Wie machen das die anderen? So ein Blick über den Personalmanagement-Tellerrand lohnt sich. Und wer gleich mehrere HR-Ideen serviert bekommen möchte, der schaut sich einfach mal die diesjährigen HRbert-Gewinner an – der Preis der Standortagentur Business Upper Austria rückt innovative und nachhaltige Personalarbeit ins Rampenlicht. Bei zwei von diesen HR-Vorbildern haben wir uns angeschaut, wie sie das so machen: Lehrlinge für die Tischlerlehre und Männer für die Väterkarenz begeistern.
Väterkarenz? Zu 100 Prozent!
Na gut, fast 100 Prozent – so hoch ist die Väterkarenzquote mit einer durchschnittlichen Karenzdauer von viereinhalb Monaten bereits über Jahre hinweg beim Linz Center of Mechatronics (LCM). Dafür gewann das Unternehmen den HRbert in der Kategorie „Nachhaltig“. Wie hat sich die Förderung von Vätern auf die Gleichstellung und die Unternehmenskultur beim LCM ausgewirkt, wollen wir von CSO Johann Hoffelner wissen. „Es herrscht ein großes Verständnis für die familiären Verpflichtungen. Die Inanspruchnahme von Familienzeiten ist inzwischen selbstverständlich und wird ohne Vorbehalte akzeptiert.“ Das habe dazu geführt, dass bei der Personalplanung und Karriereentwicklung für Frauen und Männer die gleichen Chancen gelten. Es sei selbstverständlich, dass Kollegen während der Karenzzeit von anderen vertreten und unterstützt werden – und das stärke die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch. Gerda Klammer, Head of HR bei LCM, erklärt: „Unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen werden ganzheitlich wahrgenommen – nicht nur als Fachkräfte, sondern auch in ihren Rollen als Eltern und Privatpersonen. Das prägt das Klima, fördert Mitarbeiterbindung, erzeugt Motivation und ermöglicht ein familiäres Miteinander.“
Die große Frage aber: Wie gelingt es, eine derart hohe Väterkarenzquote zu erreichen? Es sei vor allem ein Zusammenspiel von Organisationsstruktur und Unternehmensklima, antwortet Hoffelner. „Unser Erfolg basiert auf einer offenen und flexiblen Herangehensweise seit der ersten Anfrage eines Mitarbeiters. Wir verfolgen einen lebensphasenorientierten Ansatz, der es Vätern ermöglicht, ihre beruflichen und familiären Bedürfnisse in Einklang zu bringen.“ Dafür hat das LCM seine Abläufe, Planungen und Ressourceneinsätze angepasst, sodass die damit verbundenen Freisetzungen auch bewältigt und in den Projektlaufzeiten untergebracht werden können. So werde etwa Führung in Teilzeit seit Jahren praktiziert und „ist deshalb so erfolgreich, weil Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen flexibel agieren“.
Das gute Klima strahlt auch nach außen. „Die Väterförderung ist ein zentraler Bestandteil unserer familienfreundlichen Unternehmenspolitik, gerade in einem männerdominierten Umfeld. Sie wird aktiv in unserer Öffentlichkeitsarbeit thematisiert, zum Beispiel über Social Media oder auf unserer Karriereseite“, erklärt Gerda Klammer. „Externe Kampagnen, die unsere Väterförderung hervorheben, tragen zur Mitarbeiterbindung bei und vermitteln Stolz darauf, dass unser Unternehmen eine Vorreiterrolle in diesem Bereich einnimmt.“ Das mache LCM nicht nur als Arbeitgeber attraktiv, sondern zum Vorbild für eine moderne Unternehmenskultur.
Mit TikTok zum Lehrlingsmagneten
„Mit dem Vorurteil des verstaubten Tischlerimages wollten wir aufräumen und die jugendliche Zielgruppe genau dort erreichen, wo viele Teenager fast täglich aktiv sind: auf TikTok“, sagt Geschäftsleiter Markus Manigatterer von der Tischlerei Manigatterer in Peuerbach. Gemeinsam mit der Linzer Digitalagentur spectory hat man sich zum Ziel gesetzt, Jugendliche für den Lehrberuf Tischler oder Tischlerin zu begeistern. Zum Beispiel so: Bei einem TikTok-Beitrag nehmen uns zwei Lehrlinge mit und zeigen, wie ein Tag als Lehrling bei Manigatterer aussieht – und dass man bei einem Schnuppertag gleich sein eigenes Vogelhäuschen bauen kann. „In den Videos informieren die Lehrlinge über die wichtigsten Eckpunkte einer Lehre bei uns und vermitteln mit lustigen Hooks einen Einblick in ihren Arbeitsalltag“, erklärt Stefanie Manigatterer, die seit einigen Jahren im Familienbetrieb ihres Vaters mit an Bord ist.
Über 340.000 Videoaufrufe konnte die Tischlerei mithilfe der neuen digitalen Präsenz in wenigen Wochen erzielen. Bereits zwei Lehrstellen besetzte das Unternehmen innerhalb von drei Wochen. „Wir konnten nicht nur die Personalakquise vorantreiben, sondern auch die Employer Brand des Unternehmens in der jungen Zielgruppe stärken“, erzählt Markus Manigatterer. Die Kampagne erhielt regen Zuspruch von der jungen Zielgruppe, auch über die Region hinaus. „Innerhalb weniger Wochen wurden wir mehrfach für unser innovatives Lehrlingsmarketing ausgezeichnet.“ Bei all diesen Preisen (HRbert in der Kategorie „Innovativ“ und der Staatspreis „Beste Lehrbetriebe – Fit for Future“) gehe es auch darum, dass die verschiedenen Unternehmen voneinander lernen und gemeinsam die Ausbildungsqualität weiterentwickeln. „Das motiviert uns, am Ball zu bleiben!“_
Redaktion
- Susanna Winkelhofer
Fotos
LCM, Manigatterer Illu Gettyimages