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JKU medSPACE-Projekt mit Inavation Award 2025 ausgezeichnet
Dieses Projekt ist eine innovative Zusammenarbeit der Johannes Kepler Universität Linz, der Medizinischen Universität Graz und des Ars Electronica Futurelab, die virtuelle und physische Anatomie kombinieren, um ein bahnbrechendes digitales Bildungsmodell zu schaffen.
In der Virtuellen Anatomie können Studierende mittels 3D-Brillen Organe als Ganzes betrachten und zugleich bis in ihre kleinsten Strukturen stufenlos zoomen – auf sieben mal vier Metern, stereoskopisch in 4K-Auflösung und 120 Hz Bildwiederholrate (60 Hz pro Auge im Stereobetrieb). Initiiert wurde die Virtuelle Anatomie von Franz Fellner, Leiter der Abteilung für Virtuelle Morphologie an der JKU, da an der Johannes Kepler Universität Linz kein klassischer Anatomieunterricht mit Körperspender*innen durchgeführt wird. Die Linzer Humanmedizinstudierenden absolvieren ergänzend zur Virtuellen Anatomie einen Präparierkurs an der Medizinischen Universität Graz.
Technischer Quantensprung
Ein Teil der Virtuellen-Anatomie-Vorlesungen von Franz Fellner wurde bisher von der JKU als 2D-Videostream an die Med Uni Graz übertragen, und im Gegenzug hat Niels Hammer aus Graz die Lehrinhalte mit anatomischen Präparaten per 2D-Videostream nach Linz übertragen.
Am 24. September 2024 – anlässlich der Feier 10 Jahre Medizinische Fakultät der JKU – erfolgte mit der Weltpremiere des Projekts „2 Unis – 1 virtueller 3D-Hörsaal“ ein technischer Quantensprung: Die 3D-Vorlesungen aus dem JKU medSPACE in Linz wurden live auf einer neuen großen LED-Wand an der Medizinischen Universität Graz gezeigt, ebenfalls in stereoskopischem 3D mit 3D-Brille und für bis zu 500 Studierende. Die Audiosignale und Steuerdaten für das Programm aus Linz wurden in Echtzeit nach Graz übertragen, sodass die Studierenden an beiden Standorten simultan in die Vorlesung eintauchen konnten. Darüber hinaus wurden Aufnahmen von Präparaten im Rahmen von Vorlesungen der Medizinischen Universität Graz mit einer stereoskopischen 4K-Kamera live nach Linz übertragen, sodass die Studierenden im JKU medSPACE ergänzend zur Virtuellen Anatomie auch anatomische Präparate in 3D erleben konnten. Die Vorlesung ist interaktiv, die beteiligten Lehrenden haben die Möglichkeit, über einen Videokonferenz- Audiokanal zu kommunizieren und entsprechend Fragen von Studierenden gegenseitig weiterzuleiten.
„Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung. Mit diesem Projekt kommt zusammen, was zusammengehört“, zeigt sich Franz Fellner begeistert. „In der Virtuellen Anatomie arbeiten wir mit Datensätzen aus MR- und CT-Aufnahmen von lebenden Menschen. Die klassische Anatomie lehrt anhand von Präparaten von Körperspender*innen. Um ein umfassendes Verständnis von Anatomie und Pathologie zu erlangen, ist beides enorm wichtig. Das hebt die Ausbildung auf eine ganz neue Ebene.“
„Ich gratuliere allen Beteiligten, die zu diesem Erfolg beigetragen haben – ganz besonders unserem JKU medSPACE-Pionier Fellner, der die Entwicklung des JKU medSPACE stets vorantreibt“, freut sich JKU Rektor Stefan Koch über die Auszeichnung. „Als Universität mit technologischem Fokus und mit unserer Stärke im Bereich digitale Transformation haben wir die gemeinsame vorklinische Ausbildung unserer Studierenden von Beginn an innovativ gestaltet. Dass virtuelle und klassische Anatomie nun in einem gemeinsamen virtuellen 3D-Hörsaal gelehrt werden, ist für die Studierenden ein bedeutender Mehrwert“.
Partner*innen der JKU bei dieser einzigartigen Forschungskooperation sind das Ars Electronica Futurelab mit seinem Programm „Cinematic Anatomy x Deep Space“ und die Softwareexpert*innen von Siemens Healthineers, welche die Cinematic Rendering Technologie entwickelt haben.
Die Technologie hinter dem virtuellen 3D-Hörsaal wurde vom Ars Electronica Futurelab erarbeitet, das bereits den JKU medSpace and „Cinematic Anatomy x Deep Space“ – die zugrunde liegende Software – mit entwickelt hat. Die technische Herausforderung des virtuellen 3D-Hörsaals liegt in den Datenmengen, die per hochauflösendem 3D-Streaming übertragen werden müssen. Für eine sehr geringe Latenz wird das in Linz gesteuerte „Cinematic Anatomy x Deep Space“ in Graz ebenso in Echtzeit gerendert. Die 3D-Kamerabilder aus Graz werden als stereoskopisches Ultra-HD-Video mit 7680×2160@60Hz nach Linz übertragen.
Roland Haring, Managing Director des Ars Electronica Futurelab: „Für uns aus dem Ars Electronica Futurelab zeigt dieses Projekt, wie interdisziplinäre Zusammenarbeit Innovation schafft, die der Gesellschaft zugutekommt. Kontinuierliche Forschungsarbeit und das Engagement vieler Einzelpersonen und Institutionen sind der Schlüssel für diese erfolgreiche Zusammenarbeit, die immer weitere Kreise zieht: von den ersten ‚Anatomie für alle‘-Vorführungen 2015 im Ars Electronica Center bis zur medizinischen Lehre quer durch Österreich. Wir freuen uns darauf, zu erkunden, wohin uns diese gemeinsame Reise noch führen wird.“
Seit 10 Jahren kann an der Johannes Kepler Universität Linz Humanmedizin studiert werden. Das Bachelorstudium Humanmedizin wird in Kooperation mit der Medizinischen Universität Graz durchgeführt. 2021 wurde der Medizinische Campus der JKU in Linz eröffnet. Sein Herzstück – der JKU medSPACE – in dem Virtuelle Anatomie gelehrt wird, hat seither international für Furore gesorgt und bereits viele renommierte Auszeichnungen erhalten.
INFOBOX
Zum Inavation Award:
Der Inavation Award ist eine Auszeichnung, die auf der Integrated Systems Europe (ISE) in Barcelona verliehen wird. Diese Preise würdigen herausragende Leistungen und Innovationen in der AV-Industrie (Audio-Visuelle Industrie). Die Inavation Awards decken eine Vielzahl von Kategorien ab, darunter Projekte, Produkte und Einzelpersonen, die bedeutende Beiträge zur Branche geleistet haben. Die ISE ist eine der größten Messen für AV- und Systemintegration weltweit und zieht Fachleute aus der ganzen Welt an.
Redaktion
- DIE MACHER
Fotos
Patrick Müller // JKU