IV Kärnten: Strukturdefizite müssen behoben werden
Obwohl die Kärntner Industrie vergleichsweise gut durch die Krise gekommen sei, müssten nun Defizite aus der Zeit vor der Pandemie angegangen werden, sagt Timo Springer, Präsident der Kärntner Industriellenvereinigung, bei einer Pressekonferenz.
„Einzelne spektakuläre Großprojekte verhindern leider nicht, dass der Wirtschaftsstandort Kärnten insgesamt im Regionsvergleich zurückfällt. Wir brauchen daher dringend neue strukturpolitische Impulse“, so Springer. Sowohl beim Wachstum der Bruttowertschöpfung als auch der Beschäftigung hätten sich zwischen 2013 und 2018 fast alle Bundesländer dynamischer entwickelt als Kärnten.
Anna Kleissner, Ökonomin des Kärntner Economica Instituts für Wirtschaft, bestätigte, dass Kärnten seit der Finanzmarktkrise von seinem Wachstumspfad abgewichen sei. „Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig“, so Kleissner: „Es fängt beim geringen Spezialisierungsgrad an, setzt sich im hohen Anteil wachstumsschwächerer Sektoren fort und reicht schließlich bis zu den ungenutzten Potenzialen in Wertschöpfungsnetzwerken. Dazu kommt die schrumpfende Bevölkerung und die Abwanderung der Jungen.“
Frische Ansätze
Deshalb fordert Springer die Umsetzung einer Roadmap, die die IV Kärnten bereits vor drei Jahren erarbeitet hat. Konkret sollen die Unternehmen sich stärker spezialisieren und Potenziale entlang der Wertschöpfungsketten besser ausgeschöpft werden. Dazu brauche es etwa eine entsprechende Standortpolitik mit Wirtschaftsförderungen und Unternehmensansiedlungen.
Claudia Mischensky, Geschäftsführerin der IV Kärnten, präsentierte im Zuge der Pressekonferenz die Ergebnisse der neuen Konjunkturumfrage für das erste Quartal 2021. Kärnten liege hier durchaus im Bundesschnitt. 69 Prozent der antwortenden Betriebe sprechen derzeit von einer guten Geschäftslage, nur 6 Prozent von einer schlechten. 77 Prozent beurteilen den Auftragsbestand als gut. Alle Signale deuten laut Mischensky auf einen kräftigen Aufschwung hin. Erstaunlich sei das 10-Jahres-Hoch bei der Beschäftigung: 46 Prozent der Betriebe wollen neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen.