„Hätte nicht gedacht, dass ich einmal so für eine Idee brenne“
Jede zehnte Frau weltweit leidet unter Endometriose – die Krankheit kann starke Regel- und Unterleibsschmerzen verursachen und die Erfüllung des Kinderwunsches unmöglich machen. Eine Diagnose ist nur durch einen operativen Eingriff via Bauchspiegelung möglich. Zumindest bis jetzt: Vier Wissenschaftlerinnen des Linzer Startups Diamens forschen derzeit an einem Endometriose-Schnelltest für zuhause.
„Die Idee ist bei der Doktorarbeit von Marlene Rezk-Füreder aufgekommen – wir haben darüber gesprochen, wie cool es wäre, Endometriose über Menstruationsblut nachweisen zu können“, erinnert sich Gründerin Clara Ganhör. Die Wissenschaftlerinnen werteten daraufhin zahlreiche Studien aus und analysierten die Werte von 1.200 Patientinnen, um relevante Biomarker zu identifizieren. Jetzt gilt es, diese in einem mehrstufigen Verfahren zu validieren. „Die ersten Studienergebnisse sind vielversprechend. Da wir ein Medizinprodukt sind, gibt es natürlich viele Auflagen für die Zulassung.“ Das Gründerinnenteam, das im vergangenen Jahr von zwei auf vier aufgestockt wurde, hofft, den Test in drei bis fünf Jahren auf den Markt bringen zu können.
Für Betroffene wäre die Entdeckung eine gewaltige Erleichterung. Ganhör: „Durch die schwierige Diagnose vergehen oft viele Jahre, bis die Krankheit erkannt wird. Eine OP für jede Frau mit Menstruationsschmerzen ist nicht umsetzbar.“ Das Testkit soll, sobald zugelassen, etwa 80 Euro kosten und in Drogerien erhältlich sein.
Hätte man Ganhör noch vor fünf Jahren vorgeschlagen, ein Startup zu gründen, wäre ihre Begeisterung nicht besonders hoch ausgefallen. „Ich hätte gesagt: Nie im Leben werde ich eine Idee finden, für die ich so brenne, dass ich mein ganzes Herzblut hineinstecken kann“, erinnert sie sich. Das hat sich längst geändert: Die Gespräche mit Betroffenen über möglicherweise vermeidbare lange Leidenswege bis zur Diagnose seien unglaublich motivierend.
Vor Kurzem wurden die vier Gründerinnen in das Incubate-Programm von tech2b aufgenommen. „Es hilft uns extrem, auch das Mentoringprogramm ist von großem Nutzen“, sagt Ganhör. Für die weitere Finanzierung sucht Diamens derzeit nach Investoren.
In großen Hotels müssen jede Woche säckeweise Slipper abtransportiert werden. Für die Umwelt ist das nicht gerade ideal: 200 Jahre dauert es, bis sich ein gewöhnlicher Kunststoffslipper zersetzt. Das österreichische Startup Coraldo bietet eine biologisch abbaubare Variante an, bei der das innerhalb von 90 Tagen erledigt ist. „Ein Hotelier hat mir in einem Verkaufsgespräch angekündigt, dass ich wiederkommen kann, wenn ich eine abbaubare Slippervariante für ihn habe, die man problemlos entsorgen kann“, sagt Gründer Martin Girtler. Der Gründer, der unter anderem als Hotellerie- und Gastronomieberater tätig ist, sieht eine Marktlücke – und entwickelt die Idee gemeinsam mit Michael Giesswein, aus der Famile des Schuhherstellers Giesswein, weiter. „Es war eine große Herausforderung, eine völlig abbaubare und gleichzeitig leistbare Variante auszutüfteln“, erinnert sich Girtler. Das Produkt von Coraldo wird zu 100 Prozent in Handarbeit und ohne Klebstoffe aus Kork, Leinen und Flachs gefertigt.
Fast zwei Jahre dauert die Entwicklung. Als die Gründer ihr Produkt dann Ende 2019 auf den Markt bringen, beginnt die Coronakrise. „Das hat uns in der Kundenakquise geholfen, da Mails, die ich geschickt habe, von Entscheidungsträgerinnen gelesen wurden, die daheim gesessen sind und mehr Zeit hatten.“ Mittlerweile ist es den Gründern gelungen, zahlreiche Premiumhotels als Kunden zu gewinnen. „Unsere Zielgruppe sind Vier- und Fünf-Sterne-Hotels, dort verlangt der Gast mittlerweile nach der Kombination aus Luxus und Nachhaltigkeit, da kommt unser Slipper natürlich wie gerufen“, sagt der Gründer. Diese Betriebe seien mit Coraldo hochzufrieden.
Ein Patent konnte Coraldo für den Slipper nicht anmelden. Auf dem Markt gibt es einige Nachahmer, die Qualität der Coraldo-Slipper ist einzigartig. Girtler: „Am Markt wird leider viel Greenwashing mit als nachhaltig angepriesenen Produkten betrieben, die jedoch Kunststoff enthalten. Wir sind die ersten Anbieter, die 100 Prozent natürliche Materialien verwenden.“ Derzeit entwickelt Coraldo weitere Produkte für den Nassbereich. Auch in den USA wurde eine Niederlassung gegründet. „Auch dort kommt das Nachhaltigkeitsthema langsam in die Gänge, unsere Mission wird es sein, den dortigen Markt zu erobern.“
Eigentlich wollten die Flamengo-Gründer nur ein neues Büro für ihr erstes Startup, Apocrat, suchen. „Bei der Besichtigung hat uns der Makler davon erzählt, wie toll es doch wäre, Besichtigungen durch ein digitales Zutrittssystem zu steuern – und so viel Zeit zu sparen“ , erinnert sich Gründerin Laura Kaltenbrunner. Das Gründerteam beginnt zu recherchieren: Der durchschnittliche Immobilienmakler braucht zwölf bis 15 Besichtigungen pro vermittelter Immobilie. Oft stellt sich schon in den ersten Augenblicken heraus, dass die Wohnung für die Kunden uninteressant ist. Der organisatorische Zeitaufwand pro Termin ist trotzdem deutlich länger – ein großer Kostenfaktor. „Drei Monate, nachdem wir dem Makler gesagt haben, dass wir keine Auftragssoftware machen, haben wir begonnen, an Flamengo – einem digitalen Zutrittssystem – zu arbeiten“, sagt Alexander Jürgens. Ende 2023 werden die ersten Test-Sets aufgestellt, seit Anfang 2024 ist das fertige Service am Markt.
Um ein Objekt mit Flamengo auszustatten, braucht es Smart Lock, Sim-Karte und einen Router. „Die Installation dauert nur wenige Minuten und ist ohne handwerkliches Geschick möglich“, sagt Kaltenbrunner. Ist die Hardware installiert, können Makler digitale Terminkalender nützen und kontaktlose Besichtigungen organisieren. „Die Benutzerinnen bekommen einen Link, durch den sie Objekte aufsperren können“.
In die Karten spielt den Gründern das vor Kurzem in Kraft getretene Bestellerprinzip. Immobilienmaklerinnen bekommen in der Regel nur noch von ihrem Auftraggeber – und nicht von Mieterinnen – Provision. Jürgens: „Das Mietgeschäft ist dadurch kostensensibler geworden, Vermarkter müssen ihre Effizienz steigern, um Einkünfte zu generieren.“ Genau dabei will Flamengo helfen. Kaltenbrunner: „Wir wollen sicher keine Makler ersetzen, sondern ihnen helfen, mit smarten Lösungen einige Steps zu automatisieren“.
Woher kommt eigentlich der auffällige Name „Flamengo“? „Der setzt sich aus den Begriffen ‚Flat‘, ‚me‘ und ‚go‘ zusammen und ist in einer Brainstormingrunde, bei der ich 38 Grad Fieber hatte, entstanden“, erklärt Kaltenbrunner und lacht.
Das Team konnte 2024 den Glaubandich-City Pitch in der Kategorie Smart Fashion, Sports & Lifestyle gewinnen, wurde mit dem Apti Award 2023 ausgezeichnet und für den Edison Award 2023 nominiert. Die langfristige Vision des Unternehmens ist es, den europäischen Markt mit der eigenen Technologie- und Service-Lösung abzudecken. Der Impulsgeber der Gründer ist mittlerweile übrigens langfristiger Partner, im Advisory Board und „bester Testkunde überhaupt“. Alexander Jürgens: „60 Prozent seiner Besichtigungen finden mittlerweile kontaktlos statt“._
Redaktion
- David Bauer
Fotos
Diamens, Coraldo: Romana Gruber; Flamengo: Niklas Schnaubelt